Wettbewerb „Naturparkprojekt 2023 – 25. Jahre NP Barnim“ Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung des Naturparks Barnim

Wettbewerbsbeitrag von Fraziska Weiß aus Oranienburg OT Wensickendorf

Moorschnucken im Briesetal

Seit September 2021 bewohnen acht Mutterschafe der Rasse Weiße Hornlose Heidschnucke (auch Moorschnucke genannt) die Wiesen rund um das ehemalige Forsthaus im Briesetal. Züchterin Franziska Weiß hat sich ganz bewusst für diese kleine Landschafrasse entschieden: Die Moorschnucken leisten aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften einen nachhaltigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt auf den umliegenden Wiesen und tragen auf schonende Weise dazu bei, die Moorlandschaften entlang der Briese offen zu halten.

Fotocollage der Beitragsinhalte (Fotos: Franziska Weiß)

Die weiße hornlose Heidschnucke – auch Moorschnucke genannt – zählt zu den kleinsten Landschaftrassen und ist aufgrund des feinen Körperbaus und geringen Gewichts exzellent an den Lebensraum in Wiesen, Sümpfen, Feucht- und Moorgebieten angepasst. Die Rasse ist optisch durch ihre Hornlosigkeit, sowohl bei den Muttertieren als auch bei den Böcken, als auch durch das grobe und wenig krause Oberhaar gekennzeichnet.

Bereits seit dem 14. Jahrhundert war die Moorschnucke eines der wichtigsten Nutztiere in den Hochmoorgebieten und Magerwiesen zwischen Bremen & Osnabrück. Noch vor knapp 100 Jahren machten Moorschnucken ca. 94% der Schafpopulation in Niedersachsens Moorgebieten aus. Mit der Verdrängung der alten Landschafrassen durch zunehmend durchgezüchtete Fleischschafrassen und weil die Moorbeweidung für die Schäfer zunehmend unrentabler wurde, begann der Bestand der Moorschnucken rapide zu schrumpfen. Laut der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) sind Moorschnucken der Gefährdungsstufe III der Roten Liste zugeordnet: Rund 3.000 Tiere leben aktuell noch in Deutschland. Im Januar 2022 wurde die Moorschnucke vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zur „Art des Monats“ auserkoren. Im Schafzuchtverein Berlin-Brandenburg gibt es bisher noch keine Moorschnucken-Herdbuchzucht, aber mind. drei engagierte Halterinnen dieser Rasse. Franziska Weiß, die in dritter Generation im Alten Forsthaus Wensickendorf lebt, möchte einen Beitrag zum Erhalt der Moorschnuckenpopulation leisten: so wurden die acht Muttertiere bereits auf der diesjährigen Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung in Paaren/Glien vom zuständigen Zuchtwart auf Rassestandards geprüft und in das Herdvorbuch aufgenommen. In den kommenden Jahren soll dann gemäß den Herdbuchvorgaben gezüchtet werden.
Das Briesetal ist ein beliebtes Naherholungsgebiet der Berliner und Oberhaveler, welches durch den Verlauf des kleinen Baches – die Briese – geprägt ist. Die Böden sind an der Bachniederung rund um das Alte Forsthaus vermoort und durch zunehmend starken Erlenbewuchs geprägt. Die noch offenen Wiesen bieten mit Moorgräsern, Moosen und teils jungen Birken oder Erlen ideale Lebensbedingungen für die Moorschnucke. Der Verbiss von aufkommenden Birken und Erlen durch die Schafe bewirkt, dass andere gefährdete oder besondere Pflanzenarten wie z.B. die Sumpfdotterblume, das Knabenkraut, Fieberklee oder Sumpf-Baldrian nicht übermäßig beschattet werden und ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung haben. Die Mahd der Feuchtwiesen als Naturschutzmaßnahme oder zur Gewinnung von Heu auf diesen Flächen ist aufgrund des hohen Anteils an Rohfasern (z.B. Binsen, Schilf etc.) nicht attraktiv und wegen der feuchten Bodenbeschaffenheit sehr aufwendig. Die Pflege der Feuchtwiesen in dem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiete) Nr. 428 entspricht auch dem Pflege- und Entwicklungsplan des Naturpark Barnim aus 2008. Durch die wachsende Biberpopulation in den letzten Jahren uferte der Brieselauf stark aus, besonders zwischen der Summter Chaussee und der Schlagbrücke. Eine maschinelle Pflege der Feuchtwiesen ist aufgrund der zunehmenden Vermoorung kaum noch möglich, sodass die Beweidung durch die Moorschnucken die einzige Alternative darstellt. Für die 45kg-schweren Muttertiere ist dies aufgrund der harten, festen Klauen und des zierlichen Körperbaus kein Problem. Sie unterstützen die Gründlandentwicklung und Erhaltung der Artvielfalt in diesen
Biotopen auf ökologische Weise. Gern würde die Züchterin künftig ihren Bestand an Moorschnucken ausweiten, in Abhängigkeit vom Bedarf der zu beweidenden Flächen. Dazu sind noch Absprachen mit dem Revierförster und benachbarten Landwirten notwendig.

Beim Projekt „Moorschnucken im Briesetal“ handelt es sich also in jeglicher Hinsicht um einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Naturpark Barnims, mit einer sich langfristig entfaltenden Wirkung. Im Falle der Prämierung soll mit der projektgebundenen Förderung ein oder mehrere Hinweis- und Informationstafel erstellt und aufgestellt werden, die über Moorschnucken und deren Einsatz Auskunft geben. Somit könnte auch einem naturpädagogischen Gedanken Rechnung getragen werden, denn das Alte Forsthaus Wensickendorf ist ein beliebter Rastpunkt für große und kleine Wanderer aus Berlin oder näherer Umgebung.

Ein Beitrag von Naturpark Barnim

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