Auf alles für die Katz? – Wildkatzenmonitoring in der Dübener Heide

Freiwillige bei der Vorbereitung des Lockstocks (C) VDH

Freiwillige bei der Vorbereitung des Lockstocks (C) VDH

Pflock, pflock, pflock tönt es durch den naturnahen Mischwald nahe des Dorfes Authausen bei Bad Düben. Ein Mann in Gummistiefeln, braun-grüner Outdoorkleidung und Schildmütze mit der Aufschrift „Naturpark Dübener Heide“ schlägt einen ca. 70 cm langen Holzpfahl in den Waldboden. Anschließend besprüht er ihn kräftig mit Baldrian. „Wildkatzen lieben diesen Duft“, erklärt Thomas Hust aus Laußig in Nordsachsen. „Aber auch andere Wildtierarten wie zum Beispiel Marder oder Wildschwein lockt der Baldriangeruch an. Ich bin gespannt, ob wir in diesem Jahr endlich wieder eine Wildkatze in der Düber Heide nachweisen können“, sagt der 55-jährige Naturfreund.

Thomas Hust unterstützt den BUND Landesverband Sachsen seit acht Jahren ehrenamtlich beim Wildkatzenmonitoring. Gemeinsam mit 11 anderen Naturschutzhelfer:innen ermittelt er über die sogenannte Lockstockmethode den Wildkatzenbestand in der Dübener Heide. „Zwischen Mitte Januar und Anfang April ist Paarungszeit bei den Wildkatzen. Dann sind sie am aktivsten und reagieren besonders gut auf den Baldrian, der wie ein Seuxuallockstoff wirkt“, weiß Wildkatzenexpertin Almut Gaisbauer vom BUND Landesverband Sachsen. Sie leitet dort das Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ und ist unter anderem für die Koordination der Freiwilligen zuständig. „Die Wildkatzen reiben sich an den Lockstöcken und hinterlassen Haare. Diese Haare werden regelmäßig von unseren Freiwilligen abgesammelt und dann von uns ins Senckenberg-Forschungsinstitut nach Gelnhausen zur Genanalyse eingeschickt“, erklärt Gaisbauer weiter. „Die Überprüfungen der Lockstöcke wäre ohne die Hilfe unserer Freiwilligen nicht stemmbar“, ist sich die Projektleiterin sicher. Das Wildkatzenmonitoring wird finanziert vom Freistaat Sachsen.

Alle sieben bis zehn Tage ist Thomas Hust im Naturpark unterwegs und kontrolliert „seine“ Lockstöcke. „Bei jedem Kontrollgang schwingt die Vorfreude auf einen möglichen Fund mit. Das spornt mich an. Außerdem liebe ich es, in der Natur unterwegs zu sein“, schwärmt der passionierte Jäger. Der letzte Nachweis einer Europäischen Wildkatze in Nordsachsen liegt acht Jahre zurück und war ein Totfund. Im Frühjahr 2016 konnte mit Hilfe der Lockstockmethode eine weitere Wildkatze nachgewiesen werden. Seither wird das Wildkatzenmonitoring in der Dübener Heide weitergeführt.

Wenn auch Sie sich für die scheue Jägerin engagieren wollen, melden Sie sich beim BUND Landesverband Sachsen e.V. unter 0157 57953882 oder wildkatzenbuero@bund-sachsen.de.

Hintergrund: Als echte Ureinwohnerin ist die Wildkatze schon seit vielen zehntausend Jahren in Europa zu Hause. Nachdem sie in Sachsen mehr als über hundert Jahre als ausgestorben galt, tauchte sie im Jahr 2011 wieder im Freistaat auf. Die heimliche Jägerin wurde vereinzelt bereits in der Dübener Heide und im Vogtland gesichtet. Kleine Populationen leben im Leipziger Auwald und Werdauer Wald. Sie lebt zurückgezogen und versteckt, schläft meist tagsüber und jagt nachts. Deshalb bekommt sie kaum jemand zu Gesicht. Auch wenn Wildkatzen kaum größer sind als unsere Hauskatzen, haben sie nur wenig mit ihnen gemein. Die scheuen Waldbewohnerinnen konnten seit einigen Jahren einen Teil ihrer ehemaligen Lebensräume langsam zurückerobern, aber sie sind nach wie vor bedroht. Der Lebensraum der Wildkatzen, naturnahe Laub- und Mischwälder, liegen wie Inseln im Meer in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft. Straßen, Siedlungs- und Industriegebiete sowie ausgeräumte Agrarflächen hindern Wildkatzen daran sich weiter auszubreiten. In der Roten Liste des Bundes werden sie noch immer als „gefährdet“, in einigen Bundesländern wie auch in Sachsen sogar als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Nur durch umfangreiche Kenntnisse über ihre Ökologie, ihre Anforderungen an unterschiedliche Lebensräume und ihre Gefährdung können Schutzmaßnahmen für die Wildkatze gezielt entwickelt werden und wirken.

Ein Beitrag von Naturpark Dübener Heide

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