Franz Heitzendorfer, Biogärtner und Zertifizierer für „Natur im Garten“
In der Rubrik „Promi des Monats“ stellen wir jeden Monat eine/n Akteur/in aus dem Naturpark Dahme-Heideseen vor, um die Entwicklung des Naturparks und die Vielfalt der Arbeitsbereiche darzustellen. Diesmal beantwortet Franz Heitzendorfer, Biogärtner und Zertifizierer für „Natur im Garten“, unsere Fragen und gibt einen interessanten Einblick in seinen Arbeitsalltag und den Bereich ökologischen Gartenbau.
- Hallo Herr Heitzendorfer, vielen Dank, dass Sie sich für ein kurzes Interview Zeit nehmen. Seit wann sind Sie als Gärtner und im Rahmen des Projektes „Natur im Garten“ für den Naturpark tätig, und wie kam es dazu?
Von 2015 bis 2021 leitete ich den Biogarten hier in Prieros. 2018 bis 2021 war ich zudem an der Anlage des InsektenParadiesGartens auf der Burg Storkow beteiligt. In dieser Zeit kam Hans Sonnenberg auf mich zu und schlug vor, auf dem Gelände der Naturparkverwaltung und des NABUs ökologisch zu gärtnern. Bis heute ist es meine Aufgabe, den Garten und die Beete naturnah zu pflegen. Als erfahrener Biogärtner wurde ich dann außerdem von der Naturparkverwaltung mit einbezogen, als „Natur im Garten“ auch in Brandenburg anlief. Da dieses Projekt ursprünglich aus Österreich stammt und ich dort geboren und aufgewachsen bin, fühlte ich mich gleich doppelt angesprochen. Im Rahmen von „Natur im Garten“ werden Gärten von Vereinen, aber auch von Privatpersonen zertifiziert, wenn sie besonders naturnah und wertvoll für die Tier- und Pflanzenwelt sind. Dazu müssen sie natürlich begutachtet und bewertet werden, und auch das ist inzwischen eine meiner Aufgaben.
- Welche Voraussetzungen benötigt man für diese Aufgaben?
Studiert habe ich Gartenbauwissenschaften, und biologisches Gärtnern ist seit über 30 Jahren meine tagtägliche Aufgabe. „Learning by doing“ und Erfahrungen, die ich über lange Zeit des selbstständigen Arbeitens in privaten Gärten gesammelt habe, spielen also neben meiner Ausbildung auch eine sehr wichtige Rolle. Für „Natur im Garten“ gab es außerdem eine Fortbildung mit abschließendem Zertifikat für die Begutachter – ich bin jetzt sozusagen zertifiziert zum Zertifizieren.
- Was ist eins Ihrer schönsten Erlebnisse?
Darüber muss ich erstmal nachdenken, es gab sehr viele schöne Erlebnisse im Naturpark! Besonders in Erinnerung ist mir aber die Mitarbeit beim Anlegen des InsektenParadiesGartens in Storkow. Dieser ist inzwischen übrigens auch Teil von „Natur im Garten“. Der Garten ist als Biodiversitätsprojekt des Vereins zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen, VERN e.V., über längere Zeit entwickelt und angelegt worden. An diesem Prozess beteiligt zu sein und die Erfolge für Tiere und Pflanzen mitanzusehen, war etwas ganz Besonderes.
- An welche skurrilen Erlebnisse erinnern Sie sich?
Da können wir direkt an den InsektenParadiesGarten in Storkow anschließen. Die Anlage eines Staudenbeets mit Insektenhotel hielt 2018 große Überraschung für uns bereit. Unter der Wiese, für die wir dieses Beet vorgesehen hatten, befanden sich größere Mengen Schutt, die noch aus der Zeit als Bauhofgelände stammten und die Arbeit sehr erschwerten. Das Anbringen von Robinienpfählen für das Insektenhotel war unter diesen Bedingungen unmöglich. Wir sind stattdessen auf Einschlagbodenhülsen ausgewichen, aber auch die waren kaum in den Boden zu bekommen. Das Staudenbeet konnte ich natürlich nicht einfach auf den Schutt setzen, sondern es mussten erstmal 15cm Kompost aufgetragen werden. Trotzdem habe ich nicht damit gerechnet, wie gut die Stauden anwachsen würden! Der Schutt stellte sich als erstaunlich guter Untergrund heraus, der den Pflanzen Halt, Wasser und Mineralien bot und in Kombination mit dem Kompost zu einem unerwarteten Blütenmeer führte.
- Wie halten Sie Ihr Wissen auf dem neuesten Stand?
Das biologische Gärtnern begleitet mich ja wie gesagt ständig und ist eine Tätigkeit, bei der mir auch oft neue Dinge unterkommen. Zudem bilde ich mich über verschiedene Kanäle selbst weiter, zum einen mit Büchern, aber auch digital. Ich bestimme Lebewesen, die mir begegnen und ordne sie ein – so habe ich heute erst einen Kaisermantel fotografiert und mich in seinen Lebenszyklus eingelesen, um besser zu verstehen, welche Ansprüche er an seine Umwelt hat.
Wenn Sie als Gärtner unseren Kindern eine Sache mitgeben könnten, was wäre dies?
Als Leiter des Biogartens habe ich oft Führungen für Kinder gegeben. Dabei war es mir vor allem wichtig, ihnen die Natur als schützenswertes Gut zu vermitteln. Die Vielfalt der Natur muss bewahrt und unterstützt werden, und es ist auch gut, Lebensräume der wilden Natur zurückzugeben. Mein eigener Garten ist zum Beispiel sehr wild und ein echtes Schmetterlingsparadies. Besonders betont habe ich bei diesen Führungen auch die Aussage „Die Natur produziert keinen Müll!“. Das tun nur wir Menschen. Wenn es in der Natur „Abfall“ gibt, wird dieser direkt im Kreislauf verwertet, und das sollte uns als Vorbild dienen.
- Was macht den Naturpark ihrer Meinung nach so besonders?
Besonders ist am Naturpark Dahme-Heideseen vor allem seine große Vielfalt – Wälder, Seen, Moore und Offenland wechseln sich hier ab. Auch seine Größe und die dünne Besiedelung sind Aspekte, die ich sehr schön finde.
- Welche Entwicklung wünschen Sie sich für den Naturpark?
Mehr Mischwald wäre eine tolle Sache für den Naturpark. Außerdem mehr Regen und weniger Brände, aber das ist eine größere Frage. Ich persönlich würde mir sehr wünschen, dass die Verbindung der Naturparkgemeinden durch den öffentlichen Verkehr besser wird – man kommt kaum von der Verwaltung in Prieros zum BIZ in Storkow. Ich bin mit den Öffis und dem Fahrrad unterwegs, wann immer es geht, also weiß ich aus erster Hand, wie ausbaufähig der öffentliche Verkehr hier noch ist. Mehr Fahrradwege wären ebenfalls sehr wertvoll, um Fahrten auf den Bundes- und Landstraßen vermeiden zu können.
- Was ist Ihre Lieblingsecke im Naturpark?
Der Naturlehrpfad am Groß Schauener See zum Aussichtturm ist sehr schön und begeistert mich immer wieder. Auch die alte Robinien- und Eichenalleen in den Katzenbergen zwischen Prieros und Klein-Köris sind eine spannende Ecke, die sich wunderbar zum Spazieren eignet. Und natürlich liebe ich auch meine eigene Gartenwildnis im Naturpark!
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