„Wochenend-Wächterhöfe“ in der Dübener Heide machen Lust auf Landleben

(C) Robert-Bosch-Stiftung/Joerg Glaescher

(C) Robert-Bosch-Stiftung/Joerg Glaescher

Der Verein Dübener Heide e.V. und die Gemeinden Laußig und Trossin (Landkreis Nordsachsen) sowie Muldestausee (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) wollen ab diesem Jahr gezielt junge Leute für das Leben in der Dübener Heide gewinnen. Dazu startet das von der Robert-Bosch-Stiftung unterstützte Modell-Projekt „Wochenend-Wächterhöfe“, das an die Idee des Leipziger Wächterhaus-Modells angelehnt ist. Ziel ist es, mit Hilfe einer kreativen Bevölkerungsförderung mindestens zwei bis drei leer stehende oder teilgenutzte Gärten, Häuser oder Höfe in den kommenden zwei Jahren wieder zu beleben, in dem die Objekte Leipzigern oder potenziellen Heimatrückkehrern als Paten bzw. Eigentümer auf Probe zur eigenen individuellen Bewirtschaftung angeboten werden. Die Interessenten können allein, in Familie oder als Gemeinschaft ihre Wochenendfreizeit im Dorf verbringen und sich nach Bedarf auch selbstversorgen, indem sie beispielsweise Obst und Gemüse anbauen, imkern oder Tiere halten. „Sowohl die regionale Wertschöpfung als auch die biologische Vielfalt sind wertvolle Begleiteffekte dieses Projektes“, sagt Thomas Klepel, Leiter des Naturparks Dübener Heide, mit Blick auf die geplanten Workshops, bei denen es unter anderem um nachhaltiges Gärtnern und die Verarbeitung von regionalen Produkten geht. Damit erleben Bauerngärten in der Dübener Heide eine neue Blütezeit.

Außerdem wird ein Leitfaden zur Entwicklung von Wächterhöfen in der Dübener Heide erstellt, der es anderen ländlichen Regionen ermöglicht, auf der Grundlage der Ergebnisse dieses Projektes eigene Ideen zu entwickeln. Umgesetzt wird das Projekt unter anderem durch eine breite Öffentlichkeits- und Kommunikationsarbeit wie Info-Veranstaltungen, Bürgerstammtische, über das Internet und Social Network Marketing, um Städter wie auch interessierte Heimatrückkehrer neugierig auf das Leben auf dem Land zu machen. Die Freizeitangebote mit Erlebnis- und Event-Charakter, zu denen spezielle Schnupperwochenenden, aber auch Aktiv-Angebote wie Work und Wandern zählen, sollen ein erstes Interesse wecken. „Gemeinsam wollen wir eine Willkommensstruktur in der Dübener Heide schaffen, die die wachsende Lust auf Natur in Landliebe verwandeln kann“, so Thomas Klepel.

In der nordsächsischen Gemeinde Trossin gibt es in nahezu jedem der vier Dörfer verwaiste Grundstücke. „Junge Leute kann jedes Dorf vertragen“, sagt Bürgermeister Bringfried Otto. „Da wir als Kommune involviert sind, wird es dem Projekt helfen, eine Brücke zwischen den Eigentümern der Grundstücke und den Interessenten zu bauen. Ich wünsche mir, dass das Projekt zum Erfolg kommt und wir Leute finden, die perspektivisch dauerhaft ein neues Zuhause bei uns finden.“ Hintergrund ist: Der demografischen Entwicklung liegt ein prognostizierter Bevölkerungsverlust in der Dübener Heide von minus 30 Prozent von 1990 bis 2025 zugrunde. Höfe, Häuser, Gärten und Wälder werden zum Teil nicht mehr oder nur noch teilweise genutzt. Zudem liegt das Durchschnittsalter in der Region bei 48 Jahren. Junges Leben und kulturelle Vielfalt geht dadurch in den ländlichen Kommunen verloren, sinkende Absicherungen der Grundversorgung und Daseinsvorsorge sind die Folge. Mit dem Projekt werden die derzeitigen Strukturen optimiert.

Auch Lutz Schnieder, Amtsleiter in der Gemeinde Muldestausee, erhofft eine Neubelebung der innerörtlichen Struktur und Zuzug sowie eine Verhinderung des Verfalls von achitektonisch und siedlungsgeschichtlich wertvoller Bausubstanz. „Natürlich brauchen wir mehr junge Leute. Wir sind aber daran interessiert, junge Leute zu finden, die die Wohnqualität des Dorflebens kennen oder erkennen wollen und mit ihrer, sicher anderen Lebensauffassung das Dorfleben bunter machen“, sagt Lutz Schneider. In seiner Gemeinde gibt es derzeit ein in Frage kommendes Pilotobjekt – und zwar in Brösa.

Das Projekt ist Teil eines Förderprogramms „Neulandgewinner. Zukunft erfinden vor Ort.“ der Robert-Bosch-Stiftung, die seit 2012 mit diesem Programm innovative Ideen, mit denen Menschen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und bürgerschaftlichen Engagements die Lebensqualität in ihrer Umgebung verbessern und einen nachhaltigen sozialen Mehrwert für das Gemeinwohl schaffen wollen, unterstützt. Das Projekt der Wochenend-Wächterhöfe wurde in einem mehrstufigen Verfahren von einer siebenköpfigen Jury aus Experten und Praktikern aus über 200 Bewerbungen ausgewählt und ist eines von insgesamt 17 lokalen Initiativen in Ostdeutschland. Die Robert-Bosch-Stiftung begleitet die Initiativen in den nächsten zwei Jahren mit individuellen Schulungen und Mentoring-Programmen und unterstützt sie finanziell mit insgesamt bis zu einer Million Euro.

Ein Beitrag von Naturpark Dübener Heide

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