Beweidung im Naturschutz – erkenntnisreiche Tagung in Aschaffenburg
Ohne Beweidung wären viele Wiesentäler, Hänge und Streuobstwiesen nicht zu erhalten – so lautete das klare Fazit einer Fachtagung in Aschaffenburg am 19. und 20. Juni. Veranstalter war die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) in Kooperation mit dem Bayerischen Bauernverband, dem Naturpark Spessart e.V. und dem Bayerischen Umweltministerium.
Rund 50 Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft nahmen an der Tagung teil, darunter Vertreter von Ministerien, Behörden und Verbänden ebenso wie Rinderhalter oder Schäfer. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass für eine erfolgreiche Beweidung Naturschutz und Landwirtschaft eng zusammenarbeiten müssen – nicht nur im Spessart, sondern in ganz Bayern. Wie man ökologisch wertvolles Grünland und damit wichtige Elemente der Kulturlandschaft erhält, darüber referierten und diskutierten die Teilnehmer zum Teil mit großer Leidenschaft. Kernfragen waren dabei: Wie sollte eine Beweidung aus naturschutzfachlicher/ökologischer Sicht erfolgen? Und wie kann die Wirtschaftlichkeit für die ausführenden Landwirte verbessert werden – sowohl förderrechtlich wie bei Betriebsabläufen?
Erfahrungen aus dem Spessart brachten dabei auch mehrere regionale Vertreter ein. Einen Überblick zum Vertragsnaturschutz im Spessart lieferte Stefan Köhler, Rinderhalter aus Wiesen und Umweltpräsident des Bayerischen Bauernverbandes. Matthias Pollmeier vom Bundesforst erläuterte die Beweidung mit Przewalski-Pferden und Heckrindern auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Aschaffenburg. Oliver Kaiser, Geschäftsführer des Naturpark Spessart, stellte die Regionalmarke für Weidefleisch „Grünland Spessart“ vor und berichtete von den damit verbundenen Herausforderungen.
Christian Salomon, Gebietsbetreuer für Grünland im Naturpark Spessart, führte bei einer Exkursion gemeinsam mit Landwirten zu verschiedenen Weideflächen im Spessart, auf denen bereits erfolgreicher Vertragsnaturschutz durchgeführt wird. Die für den Flächennutzer oft aufwändige Beweidung wird dabei durch die Naturschutzbehörden finanziell gefördert und erfolgt in enger Absprache mit dem Gebietsbetreuer, um ökologische Ziele zu erreichen.
Die bei der Tagung präsentierten Beispiele zeigen, dass der Vertragsnaturschutz bereits vielerorts ein erfolgreiches Modell ist – sowohl aus Sicht der Landwirte wie aus Sicht der Naturschutzvertreter. Es gibt jedoch noch große Ausbaupotenziale, die zukünftig genutzt werden sollten, da waren sich die Teilnehmer einig. Denn bisher werden nur wenige Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Freistaat über das Vertragsnaturschutzprogramm bewirtschaftet (VNP).
Wichtig sei dabei eine flexible und attraktive Förderung, die auch Freiräume lässt, um zum Beispiel auf die sich verändernden Klimabedingungen reagieren zu können. Weitere Forderungen und Wünsche der Tagungsteilnehmer waren z.B. die Verbesserung der Beratung, Mut zu einer intensiveren Beweidung auf Naturschutzflächen, die Orientierung auch an historisch bewährten Weide-Nutzungsformen und eine stärkere Berücksichtigung von betriebswirtschaftlichen Aspekten.
Ein Beitrag von Naturpark Spessart
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