Kleines ganz groß – Insektenschutz in Naturparken

Biene im Anflug auf Küchenschelle © VDN-Fotoportal/Tim Ruben Weimer

Biene im Anflug auf Küchenschelle © VDN-Fotoportal/Tim Ruben Weimer

Die Insekten sterben

Studien des Entomologischen Vereins Krefeld an zwei Standorten in NRW belegen, dass die Biomasse von fliegenden Insekten zwischen 1989 und 2014 um bis zu 80 Prozent zurückgegangen ist. Daten aus Naturschutzgebieten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg zeugen von einem Rückgang um 75 Prozent. Doch nicht nur in Deutschland, auch global gibt es immer weniger Insekten, wie eine Studie aus dem Jahr 2019 bestätigt. Die Forschenden stellten fest, dass der Bestand von über 40 Prozent aller Insektenarten weltweit zurückgeht. Betroffen sind vor allem Schmetterlinge, aber auch Ameisen, Wespen und Bienen.

Wiesen-Idylle © VDN-Fotoportal/Petra Tönsmann

Wiesen-Idylle © VDN-Fotoportal/Petra Tönsmann

Ohne Insekten brechen die Ökosysteme zusammen

Mehr als 85 Prozent aller Pflanzenarten sind abhängig von Bestäubung durch Insekten; darunter sind viele Pflanzen, die zur Grundlage der weltweiten Ernährung zählen, wie Äpfel, Avocados, Karotten, Zucchini und Brokkoli. Ohne Insekten würde es weniger Früchte, Gemüse und Nüsse geben. Die Bestäubungsleistung von Insekten wird auf 153 Milliarden Euro im Jahr geschätzt.

Wildbiene auf Obstbaumblüte © VDN-Fotoportal/Klaus Mayhack

Wildbiene auf Obstbaumblüte © VDN-Fotoportal/Klaus Mayhack

Ohne Insekten verarmen ganze Lebensräume, sie sind die Grundlage für das Funktionieren von Ökosystemen. Für das Ökosystem „Wiese“ ergab ein Experiment der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) dass ohne Insekten die Pflanzenvielfalt auf der Wiese zurückgeht, weniger Tiere Nahrung und Lebensraum finden und das Artensterben noch weiter beschleunigt wird.

Artenreiche Sommerwiese © VDN-Fotoportal/Ilona Kompanik

Artenreiche Sommerwiese © VDN-Fotoportal/Ilona Kompanik

Gründe für das Insektensterben

Durch die Überdüngung der Landschaft gehen artenreiche Ökosysteme verloren. Die Hälfte aller auf der „Roten Liste“ stehenden Pflanzenarten ist laut einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) wegen zu viel Stickstoff bedroht. Pflanzen und Gräser, die Stickstoff gut vertragen, wuchern und verdrängen die für Insekten wichtigen Futterpflanzen.

Dazu kommt der Einsatz von Pestiziden. Diese treffen oft nicht nur die Schädlinge, sondern auch alle anderen Insekten. Besonders in der Kritik sind die Neonicotinoide, hochwirksame Insektennervengifte, die seit Mitte der 1990er Jahre in der Landwirtschaft zur Saatgutbehandlung eingesetzt werden.

Auch der Anbau von Monokulturen trägt zum Insektensterben bei. In Agrarlandschaften ohne Kräuter, Blühpflanzen, Hecken und Randstreifen auf den Feldern finden Insekten kaum Nahrung und Lebensraum.

Der Klimawandel führt unter anderem dazu, dass viele Pflanzen früher blühen. Der frühere Blühzeitpunkt bringt den Rhythmus mancher Insekten durcheinander. So steuert zum Beispiel bei Schmetterlingen die Tageslichtlänge, wann sie aus der Winterpause erwachen. Wenn dann ihre Futterpflanzen bereits abgeblüht sind, finden sie keine Nahrung mehr.

Männchen der Mauerbiene schaut aus einer Niströhre © VDN-Fotoportal/Brunhild Grommes

Männchen der Mauerbiene schaut aus einer Niströhre © VDN-Fotoportal/Brunhild Grommes

Was tun gegen das Insektensterben?

Der Naturpark Spessart e.V. konzentriert sich bei seinen Insektenschutz-Maßnahmen auf den Erhalt und die Optimierung von Wiesen- und Weideflächen durch eine insektenfreundliche Bewirtschaftung. „Schützen durch Nützen – und dabei regionale Lebensmittel erzeugen“, so lässt sich dieser Ansatz zusammenfassen, nachdem ein ganzes Paket von Maßnahmen umgesetzt wird.

Hierzu zählt in vielen Gemeinden der Erhalt von Streuobstbeständen durch Nachpflanzung und Pflege von Altbäumen. In zahlreichen Wiesentälern wurden bereits verbuschte Wiesenbrachen in naturnahe Weideflächen umgestaltet, auf denen nun Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und sogar Wasserbüffel für Insektenreichtum sorgen. Besonders blütenreiche Wiesen vermehrt der Naturpark mit seinem Samenernter eBeetle. Das gebietseigene Saatgut schafft neue Lebensräume auch besonders anspruchsvolle Insekten, die auf heimische Wildpflanzenarten spezialisiert sind. Ein Kleingewässerprojekt schafft seit letztem Jahr zusätzliche Lebensräume für wassergebundene Insekten.

Landwirte erhalten über die Gebietsbetreuer für Grünland zudem eine Beratung, wie sie Heuwiesen im Rahmen des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms besonders insektenfreundlich bewirtschaften können. Im Einzelfall werden mit den Bewirtschaftern sogar Schutzmaßnahmen für konkrete Vorkommen besonders schützenswerter Insektenarten abgestimmt, etwa bei Vorkommen der Skabiosen-Sandbiene oder der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge.

Zu guter letzt widmen Naturparkführer, Ranger und Gebietsbetreuer viele Führungen dem Thema Insektenschutz und tragen somit zum Bewusstsein um die vielfältige Bedeutung der kleinen Flug- und Krabbeltiere bei. Denn mithelfen kann letztlich jeder – sei es durch die naturnahe Gestaltung des eigenen Gartens oder durch den Kauf umweltfreundlicher Lebensmittel aus der Region.

Taubenschwänzchen © VDN-Fotoportal/Thomas Enslein

Taubenschwänzchen © VDN-Fotoportal/Thomas Enslein

Ein Beitrag von Naturpark Spessart

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