Silvia Schiebert

In der Rubrik „Promi des Monats“ stellen wir jeden Monat eine/n Akteur/in aus dem Naturpark Dahme-Heideseen vor, um die Entwicklung des Naturparks und die Vielfalt der Akteure darzustellen. Diesmal beantwortete Silvia Schiebert unsere Fragen und gab uns einen interessanten Einblick in ihren Arbeitsalltag im Naturpark.

Da Silvia nur eine Tür weiter im selben Haus wie wir von der Naturparkverwaltung als Geschäftsführerin des NABU RV Dahmeland e.V. tätig ist, war der Weg zum Interview nicht sehr weit. Das Interview war zeitlich spontan angesetzt und ich traf Silvia in der Nachmittagssonne beim Fegen der Eingangstreppe an. Mit einem Blick auf den wunderschön knorrigen Wein, der sich an der Alten Schule entlang rankt, ging es hinein ins Büro.

Wie ich im Gespräch mit Silvia erfuhr arbeitet sie nun schon seit neun Jahren für den NABU, nachdem sie zuvor schon lange Mitglied und aktiv in der Teupitzer NABU-Gruppe war. Der Weg hin zur Anstellung als Geschäftsführerin war jedoch keineswegs gradlinig. So ging zuerst mit einer Ausbildung zur Gärtnerin und einem Studium zur Landschaftspflege eine langjährige Anstellung beim Grünflächenamt im Wedding einher, bevor dann Kinder alles ein wenig auf den Kopf stellten und nach verlängerter Elternzeit verschiedenste Jobs aufeinander folgten. „Als 2015 der NABU hier die Stelle ausschrieb habe ich mich beworben und siehe da, wurde auch angenommen. Die Stelle hat perfekt in meine Lebenssituation gepasst. Ich hatte wieder einen Beruf, dazu noch einen im Naturschutz, an dem mir so viel liegt, mit einem sehr angenehmen Arbeitsumfeld und freier gestaltbarer Arbeit. Es hat einfach gepasst.“ berichtete mir Silvia mit einem Lächeln.

Als Geschäftsführerin mit so kurzen Arbeitszeiten und so vielen verschiedenen Aufgabenbereichen ist man eigentlich alles in einem, so Silvia. Die Stelle sei sehr vielseitig und so richtig wüsste sie auch nicht mehr, welche Voraussetzungen sie damals hatte mitbringen müssen, aber ein Talent zur Selbstorganisation, Motivation und vor allem eine starke Verbindung zu NABU und Natur seien am allerwichtigsten.

Bei einem Blick durchs Büro sieht man sofort wie viel allein auf der Geschäftsführungsseite hinter der Arbeit des NABU steckt. Da klingelt das Telefon mit Fragen zu den unterschiedlichsten Themen, es müssen laufend Veranstaltungen organisiert und koordiniert, nebenbei noch Bücher geführt und Finanzierungsthemen geklärt werden und als Sahnehäubchen obenauf ist Silvia auch noch die „Vermieterin“ in unserem Haus. Das da ein wenig organisierte Unordnung herrscht ist kaum zu verdenken.

Und trotz der schier nie endenden Flut an Aufgaben spricht Silvia wie ich merkte gerne und mit Freude über ihre Erlebnisse und Zeit beim NABU und im Naturpark. Zu einem ihrer schönsten Erlebnisse zählt sie dabei das Naturparkfest im letzten Jahr. „Es war ein sehr gutes Gefühl auf dieser Veranstaltung einer von so vielen zu sein, die etwas im Naturschutz bewegen wollen, einfach ein Teil des Naturparkgedankens sein zu können.“ Sie wünscht sich für den Naturpark neben einer besseren Erreichbarkeit der verschiedenen Ecken durch öffentliche Verkehrsmittel vor allem eine bessere Einbindung der südlichen Bereiche und bessere Verteilung und Kommunikation von Veranstaltungen im Naturpark. „Ich glaube, wenn ich mit einigen Leuten in Teupitz reden würde, dann wüssten sie nicht mal, dass sie überhaupt im Naturpark wohnen. Da ist noch Luft nach oben.“ Trotzdem macht den Naturpark laut Silvia auch besonders, dass er es schafft Leute zusammenzubringen, Netze zwischen regionalen Akteuren, zwischen den Menschen zu spannen. Ob als Naturparkpartner, über Workshops, Treffen, Informationsveranstaltungen, die unterschiedlichsten Angebote und Bemühungen. „Das ist viel wert.“, so Silvia. „Was den Naturpark noch besonders macht? Diese Vielfalt. Weite Flächen, diese großen Waldflächen, und die Spaziergänge mit meinem Hund auf denen ich niemanden treffe. Das ist einfach Brandenburg für mich.“ Eine ihrer persönlichen Lieblingsecken im Naturpark ist dabei der Tornower See mit seinem durch den NABU gepflegten Wanderweg. Das der NABU und der Naturpark so eng zusammenarbeiten ist eine wirkliche Bereicherung und ist auch in der Geschichte des Naturparks Dahme-Heideseen begründet. So wusste mir Silvia zu berichten, dass der Naturpark auch durch NABU-Mitglieder ins Leben gerufen wurde.

Neben schönen Ecken und Erlebnissen gab es in den neun Jahren beim NABU aber auch einige skurrile und in diesem Fall leider auch traurige Erlebnisse. So berichtete mir Silvia von einer sehr eigenartigen Begegnung in den ersten Tagen ihrer Arbeit. „Es muss wirklich einer der ersten Tage gewesen sein, vielleicht erst der dritte, da klopfte es an der Tür und als ich aufmachte stand mir ein Mann mit einem Graureiher unterm Arm gegenüber. Und wie die mich beide angeguckt haben, der Mann und der Reiher, das war wirklich skurril, das werde ich nie vergessen. Ich habe dann sofort unseren NABU-Ornithologen, Volker Hastädt, angerufen.“. Wie sich herausstellte hatte der Reiher, den der Mann vor der Kirche in Prieros eingesammelt hatte, da er nicht mehr fliegen konnte und auch fürchterlich leicht war, einen Angelhaken im Hals, der ihn am Fressen hinderte und aushungerte. „Leider hat der Reiher das nicht überlebt.“, sie machte eine kurze Pause: „Für mich war diese Begegnung sehr eindrucksvoll. Da war ein schöner Vogel und er ist gestorben, weil ein Angler sich nicht darum gekümmert hatte, dass dieser Reiher den Angelhaken verschluckt hat. Er hat nur die Angelschnur abgeschnitten, der Haken blieb im Hals des Tieres“ Silvia wusste mir dazu auch zu berichten, dass der NABU sehr oft mit verletzten, geschwächten oder schon toten Wasservögeln zu tun hat, die durch liegengelassene, abgerissene, nicht wieder eingesammelte Angelleinen und Haken zu Schaden kommen. Ein wirkliches Trauerspiel, zu dem einfach zu viele Anrufe im NABU-Büro eingehen.

Für solche und für die vielen anderen Anrufe mit Fragen zu Naturschutzthemen muss man sein Wissen natürlich auf dem neuesten Stand halten. Silvia meinte sie profitiere viel von dem vielfältigen Fachwissen der anderen NABU-Mitglieder. „Da bin ich wirklich unter Spezialisten und denke manchmal ich wüsste gar nichts, wenn ich so im Gespräch mit Fachleuten bin, ich mit meinem gefährlichen Halbwissen.“ Meinte sie spaßhaft. Der NABU bietet viele Veranstaltungen und Infomaterial für seine Mitglieder an und Sylvia berichtete mir über den Schreibtisch hinweg recht begeistert von einer noch nicht weit zurückliegenden Fortbildungsveranstaltung mit einem Rhetorikspezialisten zum Thema Kommunikation.

Da Sylvia bald weiter zu einem anderen Termin musste, blieb für die letzte Frage nicht mehr allzu viel Zeit, also: „Wenn Sie unseren Kindern eine Sache mitgeben könnten, was wäre dies?“, „Die Liebe zur Natur.“ sagte Silvia und ich musste lächeln. Kurz und auf den Punkt. „Denn dazu muss man die Natur kennen. Nur was man kennt, kann man auch schätzen und lieben. Es ist schade wie vielen Kindern der Zugang zur Natur, zu der natürlichen Welt in der sie leben, fehlt. Das müssen wir ändern. Dafür setze ich mich hier ein.“

Naturpark Dahme-Heideseen

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