Vom Monsterschnitzel zur Fledermaus
„Vom Monsterschnitzel zur Fledermaus.“: Dies sagte Naturparkleiter Carsten Preuß zu mir (Lysann Manko), als wir von der Kirchenbegehung in Kossenblatt zurückfuhren, da am Vortag in einem Restaurant ein sogenanntes „Monster-Schnitzel“ gegessen wurde und wir am heutigen Tag nach Fledermäusen in der Kirche geschaut haben.
Der Naturpark Dahme-Heideseen und Lutz Ittermann, ein Fledermausspezialist, wurden zur Kirche in Kossenblatt gerufen, da diese saniert werden soll. Ein Ortstermin war notwendig, um festzustellen, ob und welche Fledermausarten dort Quartiere nutzen und ob ein Gutachten benötigt wird. Dabei zeigte sich, dass Kirchen viel für die Artenvielfalt tun können insbesondere für Fledermäuse, die auf solche Strukturen als Lebensraum angewiesen sind.
Die Kirche Kossenblatt ist ein wertvoller Lebensraum für Fledermäuse. Daher muss bei der Sanierung nicht nur der Denkmalschutz berücksichtigt werden, sondern auch der Artenschutz. Die Kirche ist ein spätmittelalterlicher Feldsteinbau aus dem 14. Jahrhundert mit einem dreiseitigen Ostabschluss. Besonders interessant für den Fledermausschutz: Der Turm besitzt Schallluken für die Glocke, durch die Fledermäuse Zugang zum Inneren finden können, wo ideale Spalten und Nischen für Fledermäuse sind – ein wichtiges Detail für ihren Erhalt.
Fledermäuse benötigen im Laufe eines Jahres verschiedene Unterkünfte und da lautet das Motto der Fledermaus – „Hauptsache versteckt und in Sicherheit“. Von der Wochenstube bis hin zu einem Paarungstreffpunkt.
Zu den typischen Kirchturmbewohnern in Deutschland gehören das Große Mausohr, die Breitflügelfledermaus sowie das Braune und das Graue Langohr. Jahr für Jahr finden sich Weibchen in Kirchtürmen ein, um in Gemeinschaft mit anderen Weibchen hier ihre Jungen aufzuziehen (Wochenstube). Deshalb ist es für die Fledermausarten so wichtig, ihre traditionellen Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen, wie zum Beispiel mit Fledermauskästen.
Während unserer Begehung fiel auf, dass sich Hinweise auf Langohren fanden. Ihr Kot ist eher bräunlich und sehr groß, was eine erste Vermutung in diese Richtung zuließ. Zudem sagt die Färbung der Dachlatten viel darüber aus, wo sich die Tiere bevorzugt aufhalten. Besonders spannend: Langohren sind geschickte Jäger und erbeuten oft Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge im Gebäude, direkt von Wänden oder Brettern und beißen vor dem Verzehr die Flügel ab. Genauso spannend ist, dass Fledermauskot nicht gefährlich ist. Der Kot enthält neben Chitin (Überreste von Insekten) vor allem Stickstoff und ist damit ein hervorragender Pflanzendünger.
„Diese blöden Menschen!“ – Das denken sich Fledermäuse bestimmt oft über uns. Sie haben natürliche Feinde wie Marder und Eulen, aber die größte Bedrohung sind wir Menschen selbst.
Durch ihre heimliche Lebensweise werden ihre Quartiere bei Sanierungen, Umbaumaßnahmen oder Abrissen oft erst spät entdeckt – und manchmal unwissentlich zerstört.
Hinzu kommt, dass es für Fledermäuse durch die zunehmende Versiegelung von Flächen und intensive landwirtschaftliche Nutzung immer schwerer wird, Nahrung zu finden. Pestizide wie Insektizide, die sowohl in der Landwirtschaft als auch im privaten Gebrauch eingesetzt werden, reduzieren die Zahl der Insekten und damit die Nahrungsgrundlage der Fledermäuse.
Gebäude bewohnende Arten sind zusätzlich durch Holzschutzmittel gefährdet.
All das zeigt, wie wichtig es ist, dass Menschen bewusster mit Fledermäusen umgehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem: Sie vertilgen Unmengen von Insekten, helfen in der Land- und Forstwirtschaft bei der Schädlingskontrolle. Gerade Kirchen und auch Privathäuser können mit kleinen Maßnahmen viel für den Schutz dieser faszinierenden Tiere tun, damit sie auch in Zukunft einen sicheren Lebensraum haben.
Wer mehr über Heimische Fledermäuse erfahren oder sie von nahem sehen möchte, sollte sich den 15.08.2025 im Kalender vormerken. Denn da findet in Groß Schauen die lange Naturwacht-Nacht statt, bei der die Fledermäuse im Mittelpunkt stehen.
Autor*in Bundesfreiwillige*r
Lysann Sophie Manko
Naturpark Dahme-Heideseen
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