Eine „echte Spessartwiese“ für die Stadt Aschaffenburg

Die Naturschutzbehörde der Stadt Aschaffenburg und der Naturpark Spessart e.V. haben gemeinsam eine ca. 600 m² große Fläche entbuscht und im Anschluss mit gebietsheimischem Saatgut eingesät. Hannah Diehl vom Umweltamt der Stadt Aschaffenburg, Gebietsbetreuer Christian Salomon und Naturpark-Rangerin Victoria Schuler brachten die Pflanzensamen kürzlich von Hand aus. Das Saatgut stammt von einer besonders arten-und blütenreichen Magerwiese bei Mönchberg und wurde diesen Sommer durch die Naturpark-Ranger gezielt für diese Maßnahme geerntet.

Seit 2019 besitzt der Naturpark-Verein einen Samenernter „eBeetle 2.0“, welcher reife Pflanzensamen aus Wiesen ausbürstet und somit ein Wildsaatgut erzeugt, das so nirgendwo zu kaufen ist“, erklärt Christian Salomon, Gebietsbetreuer für Grünland im Naturpark Spessart. Neben der spessarttypischen Artenkombination werden somit auch die genetischen Anpassungen der Pflanzen an die Region erhalten, so Salomon, der das mehrjährige Saatgut-Projekt beim Naturpark koordiniert. Mit Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds und den WWF konnten so in den letzten zwei Jahren schon einige Wiesenflächen mit Spessart-typischer Vegetation angesät werden.

Ansaat am Reischberg mit Gebietsbetreuer Christian Salomon, Naturschutzfachkraft Hannah Diehl, Naturpark-Rangerin Victoria Schuler (von links) (Foto Victoria Schuler)

Ansaat am Reischberg mit Gebietsbetreuer Christian Salomon, Naturschutzfachkraft Hannah Diehl, Naturpark-Rangerin Victoria Schuler (von links) (Foto Victoria Schuler)

Das betreffende Grundstück am Reischberg ist Teil des Fauna-Flora-Habitat-Gebiets „Extensivwiesen und Ameisenbläulinge in und um Aschaffenburg“ im Norden des Stadtgebietsund damit Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzwerks Natura-2000. Grund des Schutzes sind extensiv genutzte „Magere Flachland Mähwiesen“, die aufgrund ihres Artenreichtums für viele heimische Tiere und Pflanzen von großer Bedeutung sind. Einst weit verbreitet, gehen blütenreiche Wiesen mit Wildkräutern wie Glockenblumen, Margeriten und Flockenblumen immer weiter zurück. Grund hierfür sind zum einen zu intensive Nutzungen, zum anderen die Nutzungsaufgabe und die hiermit einhergehende Verbuschung sowie der Flächenverbrauch durch Siedlung und Verkehr.

Im konkreten Fall hatte die Nutzungsaufgabe zur Ausbreitung von Schlehen und Brombeeren geführt. Um eine „Magere Flachland-Mähwiese“ wiederherzustellen, war zunächst eine aufwendige Freistellung der Fläche notwendig“, berichtet Hannah Diehl, die sich als Fachkraft für Naturschutz bei der Stadt Aschaffenburg auch um die weitere Flächenvorbereitung gekümmert hat. Auf öffentlichem Grund ist es Diehl wichtig, auch bei kleineren Flächen mit gutem Beispiel vorangehen.

Stadt- und Naturpark-Mitarbeiter wissen allerdings auch: Damit sich eine richtig schöne Flachland-Mähwiese wiedereinstellt, bedarf es neben der Flächenvorbereitung und dem richtigen Saatgut auch etwas Geduld und fachgerechter Pflege. Traditionell wurden solche Blumenwiesen zur Gräserblüte im Juni als Heu oder Grünfutter gemäht. Im Herbst erfolgte ein zweiter Schnitt oder eine Nachbeweidung. Nur so stellt sich die typische blütenreiche Pflanzenzusammensetzung ein, die auch Lebensraum für zahlreiche Insekten wie Schmetterlingen, Wildbienen oder Heuschrecken bietet. Dieser Naturschutz durch landwirtschaftliche Nutzung soll nun künftig auch wieder auf der Fläche am Reischberg erfolgen.

Gebietbetreuerin Judith Henkel auf einer Wiese bei Mönchberg (Foto Andreas Schätzlein)

Gebietbetreuerin Judith Henkel auf einer Wiese bei Mönchberg (Foto Andreas Schätzlein)

Ein Beitrag von Naturpark Spessart

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