Alte Sorten, alte Rassen – Qualität vor Quantität

Hinterwälder Rind © VDN / Liesen

Hinterwälder Rind © VDN / Jörg Liesen

Ländliche Regionen wie Naturparke können gemeinsam mit ihren regionalen Partnern und Unternehmen mit alten Sorten und alten Rassen punkten. Mit der Erhaltung und Verarbeitung alter Pflanzensorten und Nutztierrassen bieten sich ihnen vielfältige Potenziale, um die heimische Naturvielfalt, den Erhalt regionaler Kultur und die regionale Wertschöpfung mit einzigartigen Genussmomenten für Einwohner:innen und Besucher:innen zu verbinden. Zahlreiche Beispiele aus Naturparken belegen, dass das Engagement für die Biologische Vielfalt, insbesondere auch zum Erhalt von alten Sorten und Rassen, groß ist. Und dass es übertragbare Erfolgsfaktoren gibt, die für die meisten Regionen funktionieren und anwendbar sind.

Dazu gehört u. a. eine gute Verfügbarkeit von Saatgut, Pflanzgut oder Tierrasse. Zudem braucht es Verarbeitungsstrukturen und -kompetenzen für kleine Mengen sowie die intensive Kommunikation mit Medien, Multiplikatoren und Verbraucher:innen. In Naturparken spielen vorwiegend der „Aufmerksamskeits- und Identifikationswert“, die „Kommunikation“ sowie die „Koordination und Vernetzung in der Region“ für die erfolgreiche Wertschöpfung von alten Sorten und alten Rassen eine entscheidende Rolle.

Wir stellen Ihnen heute erfolgreiche Projekte vor, bei denen landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen aus alten heimischen Nutzpflanzensorten und Nutztierrassen Fleisch- und Milchprodukte, Brot, Bier, Obst, Gemüse und Wein erzeugen und vermarkten. Und damit viel mehr als Wertschöpfung erreichen.

Erfolgreiche Beispiele sind u. a. in dem Projekt „AgroBioNet – Wertschöpfung mit alten Sorten und alten Rassen“ herausgearbeitet worden, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) finanziert und vom IBV (Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt) fachlich unterstützt wurde.

 

Grünkohlfeld © VDN - Fotoportal / Johannes Nutt

Grünkohlfeld © VDN – Fotoportal / Johannes Nutt

Die „Lippische Palme“ im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge

Der Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge unterstützt den Anbau der „Lippischen Palme“, einer alten Grünkohlsorte, u.a. gemeinsam mit dem Anbaubetrieb im Rahmen von Ausstellungen bei SlowFood-Messen, regionale Produkte werden über einen Einkaufsführer und Imagefilme auf der Website des Naturparks in Kombination auch mit touristischen Angeboten beworben.

 

 

Ein Geschenk ... © VDN-Fotoportal / Luxfox

Ein Geschenk … © VDN-Fotoportal / Luxfox

Alte Obstsorten im Naturpark Kyffhäuser

Sie kennen „Kaiser Wilhelm“ oder die „Köstliche von Charneux“ nicht persönlich? Das wird aber Zeit! Gelegenheit dazu haben Sie im Naturpark Kyffhäuser. Dort können Sie neben diesen beiden Apfel- und Birnensorten auch Querfurter Königskirsche, Kunzes Kirsche, Kassins Frühe Boskoop oder Gellerts Butterbirne kennenlernen. Um diese große Sortenvielfalt der Kyffhäuserregion zu erhalten, entstand um 1999 die Idee, einen Obstsortengarten auf dem Schlachtberg anzulegen. Mittlerweile stehen hier auf 20 ha ungefähr 2000 hochstämmige Obstbäume mit etwa 800 in Deutschland vorkommenden Sorten. Der Sortengarten ist damit einer der bedeutendsten Obstsammlungen Mitteldeutschlands. Auf Grund seines hohen Sortenspektrums (Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume, Aprikose, Pfirsich, Wildobst und mehr) wurde er in den „Bestand der deutschen Genbank Obst“ aufgenommen.

Eine, durch die Naturparkverwaltung initiierte, mobile Mosterei presst seit 2000 jährlich die Früchte der Naturparkobstbauern zu hochwertigem Saft. Ihre Nutzung ist mittlerweile fester Bestandteil im Jahresablauf vieler Menschen der Region. Die Mosterei fährt von Ort zu Ort und presst Apfel Birnen und andere Früchte zu Saft. Jeder Nutzer erhält den Saft seiner Früchte, haltbar für mindestens ein Jahr. Obstbäume werden seither wieder geerntet und gepflegt. So wird ein Beitrag zur Erhaltung der wertvollen Streuobstwiesen der Region geleistet.

https://www.naturpark-kyffhaeuser.de/1/obstsortengarten/

 

 

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„Schaf schafft Landschaft“: Projekt mit Online-Shop im Geo-Naturpark Frau Holle Land

Artenreiches Grünland im Geo-Naturpark Frau Holle Land wird häufig durch Schafbeweidung gepflegt und erhalten. Die Zahl der Schäfereibetriebe nimmt jedoch immer weiter ab und damit droht auch die Artenvielfalt verloren zu gehen. Dem will das Projekt „Schaf schafft Landschaft“ entgegenwirken! Mit der Marke Holles Schaf und einem Online-Shop werden Natur-Produkte, die in erste Linie der Erhaltung der Biodiversität im Geo-Naturpark dienen, vermarktet. Die Partnerbetriebe in dem Projekt halten u.a. auch bedrohte Schafrassen wie das „Coburger Fuchsschaf“ oder das „Walachenschaf“. So trägt die Nutzung regionaler Schafprodukte zum Erhalt alter Rassen bei.

 

 

Weinlandschaft bei Heppenheim © VDN-Fotoportal / Hartmut Eckstein

Weinlandschaft bei Heppenheim © VDN-Fotoportal / Hartmut Eckstein

Roter Riesling aus dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald

Zusammen mit den Winzern, die u.a. die alte Traubensorte Roter Riesling anbauen, hat der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald den Erlebnispfad „Wein und Stein“ in Heppenheim eingerichtet. Der sieben Kilometer lange Weg windet sich durch die Weinberge und erläutert an 70 Stationen Wissenswertes rund um das Zusammenspiel von Natur, Erdgeschichte, Kultur und regionaler Identität. An einer Aromabar kann man die verschiedenen Düfte von Rebsorten erraten, an Tafeln werden die verschiedenen Phasen des Weinanbaus veranschaulicht, ganz nebenbei erfährt man, dass die zwischen den Rebstöcken gepflanzten Weinbergpfirsiche und Mandelbäume Lebensraum für Insekten sind, die die Trauben auf natürliche Weise von Schädlingen befreien. Ranger und ehrenamtliche Einheimische bieten geführte Touren an. So kann die Wertschöpfung alter Sorten gemeinsam vorangebracht werden.

 

>> Weitere Informationen zum AgroBioNet-Projekt finden Sie auf der Webseite des nova-Instituts und bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

>> Hier können Sie die Broschüre „AgroBioNet – Wert-schöpfung mit alten Sorten und alten Rassen“ herunterladen.

 

 

 

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