Mehrbettzimmer – Massenschlafpflätze von Staren, Krähen und Co

Schlafenszeit…©VDN-Fotoportal/Blum
Einen Massenschlafplatz von Vögeln zu beobachten ist ein spektakuläres Erlebnis. Wenn die Abendsonne den Horizont berührt und sich Tausende von Schwalben im Schilf niederlassen, wenn Krähen in langen Schwärmen über die Stadt ziehen oder sich Dutzende von Elstern schackernd im Feldgehölz einfinden, kann man erahnen, warum Massenvögel die Menschen schon vor Jahrtausenden beeindruckt haben.
Auffällig sind Raben- und Saatkrähenschlafplätze, die sich im Spätsommer bilden und in den Wintermonaten oft tausende Köpfe zählen. Die Massierung täuscht eine Überbevölkerung vor, denn überwiegend sind es Vögel aus großen Einzugsbereichen und Wintergäste aus Nord- und Osteuropa.

Elster©VDN-Fotoportal / Thomas Denkinger
Neben Krähen, Dohlen, Elstern und Kolkraben schlafen auch Stare, Drosseln, Schwalben, Pieper und Bachstelzen in geselliger Runde. Gleiches gilt für Kormorane, Möwen, Kornweihen, Schwarz- und Rotmilane. Die Gemeinschaft bietet Schutz vor Feinden, Informationen über ergiebige Nahrungsquellen und man kann einen Brutpartner kennen lernen.
Oft liegen die Schlafplätze erstaunlich menschennah. Stare zwitschern nachts in efeubewachsenen Gemäuer in der Fußgängerzone. In vielen europäischen Städten fallen abends Starenwolken mit zehn- bis hunderttausenden Vögeln ein. An der Hauptstraße einer süddeutschen Großstadt schlafen bis zu 250 Bachstelzen in einem Baum und Krähen zieht es auf Überlandleitungen und in Industriegebiete. Dabei zeigen sie hohe Toleranz gegenüber Lärm und anderen Störungen. Doch die Vorteile überwiegen : Die Stadt ist warm, schneearm und bietet Abfälle zum Fressen, künstliches Licht an kurzen Wintertagen, Masten und hohe Bäume als übersichtliche Sitzplätze.

Putzkolonne ©VDN-Fotoportal / Blum
Elstern sind fast alle vor Sonnenuntergang da, die Saatkrähen kommen oft so spät, dass sich ihre schwarzen Silhouetten kaum mehr vom Nachthimmel abheben. Zehntausende Saatkrähen treffen sich manchmal an einem, über Jahre traditionellen Schlafplatz. Im Schwarm herrscht eine soziale Struktur: Dominante Vögel bekommen die geschützteren Plätze.
Morgens bei Sonnenaufgang verlassen die Vögel den Schutz der Vegetation, begeben sich in die Baumkronen und starten truppweise zur Nahrungssuche in die Umgebung. Im Frühjahr kehren die Saatkrähen in ihre Brutgebiete zurück und bei Standvögeln wie Elstern erwachen Bruttrieb und Territorialität. Ab März werden die Schlafgemeinschaften kleiner und lösen sich im April oft ganz auf. Nur Nichtbrüter besetzen auch im Sommer Schlafplätze, während die Brutpartner paarweise in ihren Revieren übernachten.
Eine Besonderheit ist in Bonn zu beobachten, wo wie in einigen anderen Städten entlang des milden Rheinklimas Halsbandsittiche vorkommen. Die Vögel brüten seit den 80er Jahren in Bonn und gehen wahrscheinlich auf ehemalige Zooflüchtlinge aus Köln zurück. Die Zahl der Halsbandsittiche schwankt im Laufe des Jahres und erreicht im Sommer meist einen Höhepunkt mit bis zu über 1.300 Vögeln, die in nur wenigen Bäumen am Rhein einen Schlafplatz suchen und finden.

Sie-gehoeren-inzwischen-zum-Stadtbild…©VDN-FotoportalUlrike-Sobick
Weitere Infos zu Massenschlafplätzen von Vögeln finden Sie unter
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/vogelkunde/gut-zu-wissen/00716.html
https://www.nw-ornithologen.de/
Ein Beitrag von Verband Deutscher Naturparke
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