Vielfalt bewahren – Arten schützen

Unterm „Regenbogen“ © VDN-Fotoportal / I. Noack
Wer durch unsere Naturparke wandert, spürt sie sofort: die Ruhe, die Kraft und die Vielfalt des Lebens. Alte Buchenwälder, blühende Wiesen, glasklare Bäche – sie sind nicht nur Orte der Erholung, sondern auch Heimat für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Doch diese Vielfalt ist bedroht. Denn das weltweite Artensterben schreitet rasant voran. Jeden Tag verschwinden Arten, oft unbemerkt, für immer. Es ist höchste Zeit, intakte Lebensräume und wildlebende Tier- und Pflanzenarten zu bewahren. Denn gesunde Ökosysteme und biologische Vielfalt sind für das Überleben der Menschheit unabdingbar.
Die Roten Listen verzeichnen immer neue Höchststände der Anzahl bedrohter Arten, Ökosysteme verändern sich immer schneller.
Die Ursachen sind vielfältig: Lebensraumverlust, Umweltverschmutzung, Klimawandel und invasive Arten setzen den Ökosystemen massiv zu. Auch in Deutschland sind viele Arten gefährdet – darunter einst häufige Vögel, Insekten und Pflanzen. Dabei ist die biologische Vielfalt weit mehr als ein ästhetischer Wert. Sie ist die Grundlage unseres Lebens: für sauberes Wasser, fruchtbare Böden, gesunde Luft und stabile Klimaverhältnisse.
Höchste Zeit also, intakte Lebensräume und wildlebende Tier- und Pflanzenarten zu bewahren, denn gesunde Ökosysteme und biologische Vielfalt sind unabdingbar für das Überleben der Menschheit.

Kranichzeit ©VDN-Fotoportal / Axel Küster
Was ist Artenschutz?
Unter Artenschutz versteht man ganz allgemein den Schutz von bedrohten Tier- und Pflanzenarten und ihren Lebensräumen mit dem Ziel, die Biodiversität unseres Planeten zu bewahren. Artenschutz bedeutet in erster Linie den Erhalt oder die Wiederherstellung von Lebensräumen und das Aufrechterhalten gesunder Ökosysteme. Umgesetzt wird das zum Beispiel in Form von Schutzgebieten.
Artenschutz bedeutet auch politische Arbeit und Forschung, ebenso wie Artenschutzprogramme in menschlicher Obhut, zum Beispiel durch Zoos, Botanische Gärten und Samenbanken. Zur politischen Arbeit gehören beispielsweise Abkommen zum Artenschutz und Biodiversitätserhalt, wie das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES, das Übereinkommen über die Biologische Vielfalt CBD und viele weitere.
Essenziell für den Artenschutz ist es, genau im Blick zu behalten, wie es den Arten auf der Welt geht. International führt die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN mehr als 150.000 verschiedene Arten und bewertet den Grad ihrer Gefährdung. Hierzulande übernehmen diese Aufgabe die nationalen Roten Listen zu Tieren, Pflanzen und Pilzen Deutschlands. Grundvoraussetzung dafür ist umfangreiche Forschung zu den einzelnen Arten, um beispielsweise im Rahmen des Biomonitorings Bestandsabschätzungen und Verbreitungen der Tiere, Pflanzen und Pilze zu erfahren.
Besonders wichtig bei allen Anstrengungen zum Artenschutz: Die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort. Denn nur gemeinsam mit lokalen Gemeinden und dem Engagement und Verständnis der Menschen bei gleichzeitiger Wahrung ihrer Interessen kann Artenschutz funktionieren.

Sommer im Schwarzwald © VDN-Fotoportal / Bettina Böhme
Naturparke und Artenschutz
In den 104 Naturparken reichen die Themenbereiche des Biodiversitätsschutzes vom Arten- und Biotopschutz, meist in Verbindung mit einem Biotopverbundsystem, über Besucherlenkung und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu den Themen Regionale Produkte und Zusammenarbeit mit der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft. Dabei zeigt sich, dass die Naturparke mit ihren Partner*innen vor Ort im Biodiversitätsschutz, z. B. im Arten- und Biotopschutz oder der Biotopverbundplanung, beachtliche Erfolge erzielen.

Lieblingsplatz © VDN-Fotoportal / Ulrike Sobick
Projekt „Blühende Naturparke“ in Baden-Württemberg
Der Rückgang der Insektenvielfalt ist in Deutschland inzwischen ein allgegenwärtiges Thema, sowohl in der Wissenschaft wie z. B. in der „Krefelder Studie“, die eine Abnahme der Biomasse fliegender Insekten in den letzten 30 Jahren um 76 % in Schutzgebieten (!) festgestellt hat, als auch in der Öffentlichkeit. Die Notwendigkeit eines aktiven Insektenschutzes durch den Erhalt und die Bereitstellung von Lebensräumen und Nahrungsquellen ist allgemein anerkannt.
Baden-Württemberg zeichnet sich durch seine vielen kleinstrukturellen Landschaftselemente wie Hecken, Gebüsche und Kleingewässer aus. Sie bilden wertvolle Rückzugsorte und Futterquellen für seltene Tier- und Pflanzenarten. Innerorts dominieren allerdings oft kurz geschnittene, blütenfreie Rasenflächen oder ortsfremde Blühpflanzen. Sie bieten kein Nahrungsangebot für nektar- und pollenabhängige Insekten und haben als Lebensraum für Insekten nur einen geringen Wert.
Das Projekt „Blühende Naturparke“ wurde entwickelt, um durch eine Pflegeumstellung oder Neueinsaat ökologisch wertvolle Flächen zu schaffen und lässt seit April 2018 die Naturparke Baden-Württembergs aufblühen.
Für Insekten werden neue Nahrungsquellen und Lebensräume in Form von Wildblumenwiesen geschaffen. Dies geschieht unter dem Motto „Jeder Quadratmeter zählt“: Jede große und kleine Fläche wirkt positiv auf das Netz an Futterquellen und Habitaten für Insekten.
Von der Anlage von Wildblumenflächen profitiert nicht nur die bekannte Honigbiene, sondern auch 460 in Baden-Württemberg heimische Wildbienenarten (z. B. die Hummel) sowie viele andere Insekten wie Schmetterlinge, Schwebfliegen, Wespen und Laufkäfer. Zusammen bestäuben diese Insekten 80 % der heimischen Kulturpflanzen und bieten eine elementare Nahrungsgrundlage für unzählige weitere Tierarten. So sind viele Vogelarten insbesondere während der Aufzuchtphase ihrer Jungen auf Insekten als wichtige Proteinquelle angewiesen. Daher ist es dringend notwendig, Rückzugsorte und Futterquellen für Insekten durch die Anlage geeigneter langjähriger Blühflächen zu schaffen. Zusätzlich muss allerdings auch der Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft reduziert werden, um diese Bemühungen nicht direkt zunichtezumachen.

Frühling im Moor © VDN-Fotoportal / Peter Eschweiler
Projekte zur Moor-Renaturierung
In den Naturparken Niederlausitzer Heidelandschaft, Niederlausitzer Landrücken, Nossentiner/Schwinzer Heide, Erzgebirge/Vogtland und Thüringer Schiefergebirge-Obere Saale werden über den Verband Deutscher Naturparke e. V. (VDN e. V.) mit finanzieller Unterstützung von Kaufland und Coca-Cola Moore wiedervernäßt, in den Naturparken Uckermärkische Seen, Naturpark Westhavelland und Naturpark Steigerwald extensive Feuchtwiesen und im Naturpark Unteres Saaletal Auen renaturiert.
Diese Maßnahmen sind besonders nachhaltig, da sie nicht nur das Wassermanagement verbessern, sondern auch die Biodiversität fördern. Tiere und Pflanzen finden in diesen Landschaften wertvolle Lebensräume, die durch intensive Landwirtschaft oder Bebauung oft verlorengehen. In nassen, aufgestauten Flächen können dann neue Torfmoose wachsen, die mit der Zeit zu einer dicken Torfschicht, dem eigentlichen Moorboden, führen. Der Torf fungiert als natürlicher Kohlenstoffspeicher. Gleichzeitig führt die Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts im Moor zur Etablierung seltener Tier- und Pflanzenarten wie Sonnentau und Wollgras, aber auch Libellen- oder Vogelarten.
Bis zum Ende des Projekts werden so etwa 167 Hektar Moor wieder in einen naturnahen Zustand versetzt sowie rund 328 Hektar Feuchtgrünland und Auen renaturiert.

Hinterwälder Rind © VDN / Liesen
Vielfältige Beispiele zeigen, dass Artenschutz funktioniert
In Naturparken gibt es viele weitere Projekte, die sich für Artenschutz bzw. Artenvielfalt einsetzen – hier im Naturparkmagazin haben wir z. B. über „Alte Sorten“ und „Alte Rassen“ berichtet:
https://www.naturparkmagazin.de/vdn/alte-sorten-alte-rassen-qualitaet-vor-quantitaet/
Auch unberührte Natur erhält die Biodiversität – Tiere und Pflanzen finden in unberührten Gebieten wertvolle Lebensräume: https://www.naturparkmagazin.de/vdn/klimawildnis-in-naturparken-wie-unberuehrte-natur-unser-klima-schuetzt/

Urselbach im Naturpark Taunus ©VDN-Fotoportal/Gerd Pusch
Naturparke als Rückzugsorte und Hoffnungsträger
Unsere Naturparke spielen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen das Artensterben. Sie bewahren wertvolle Lebensräume, fördern naturnahe Landnutzung und sensibilisieren Besucherinnen und Besucher für die Bedeutung der Biodiversität. Hier können sich bedrohte Arten erholen, hier wird Wissen weitergegeben, hier wird Zukunft gestaltet.
Doch Schutz braucht Engagement. Jede*r von uns kann einen Beitrag leisten – sei es durch naturverträgliches Verhalten beim Wandern, durch den Verzicht auf Pestizide im eigenen Garten oder durch die Unterstützung regionaler, nachhaltiger Produkte. Auch kleine Schritte haben Wirkung, wenn viele sie gemeinsam gehen.
Ein Aufruf zum Handeln – für uns und kommende Generationen
Es ist höchste Zeit, umzudenken. Der Schutz der Artenvielfalt ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Denn nur in einer intakten Natur kann auch der Mensch dauerhaft überleben. Lassen wir uns von der Schönheit unserer Naturparke inspirieren – und werden wir aktiv für ihren Erhalt. Denn was wir heute bewahren, entscheidet über das Morgen.

Eiablage einer Königslibelle © VDN-Fotoportal / R. Müller
Ein Beitrag von Verband Deutscher Naturparke
Verband Deutscher Naturparke
Holbeinstraße 12
53175 Bonn
Telefon
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Faxnummer
- 0228 921286-9


Alles sehr richtig und wichtig!
Leider gibt es NATURPARKE IN DENEN DARÜBER NUR GESPROCHEN WIRD; EiNe notwendige praktische Umsetzung erfolgtnicht.