Das “who is who“ der 141 Naturlandschaften in Deutschland

Wenn Sie die wunderschönen Naturlandschaften in Deutschland erkunden möchten, sind Sie hier genau richtig. Diese einzigartigen Gebiete bieten nicht nur atemberaubende Natur, sondern auch spannende Möglichkeiten zum Entdecken und zum Schutz unserer Umwelt. In diesem Artikel lernen Sie die vier Schutzgebietskategorien der Nationalen Naturlandschaften kennen. Sie erfahren, wie sie sich voneinander unterscheiden und was sie für Sie und die Natur bedeuten.

 

Nationalparke: Natur Natur sein lassen!

Nationalparke sind die wohl bekanntesten und größten Schutzgebiete in Deutschland. Sie sind großflächige Naturräume, die besonders wertvoll und wenig vom Menschenhand beeinflusst sind. Warum? Weil sie die Eigengesetzlichkeit der Natur bewahren und so Rückzugsgebiete für wildlebende Pflanzen und Tiere schaffen. Nationalparke sind unverzichtbar für die biologische Vielfalt und den Artenreichtum unserer Erde. Daher gelten zum Schutz von Flora, Fauna und Lebensraumvielfalt strenge Naturschutzverpflichtungen, die Besucher*innen in unser aller Interesse unbedingt einhalten sollten. Nationalparke bieten nicht nur Erholung und Umweltbildung, sondern auch die Möglichkeit, die Vielfalt der Natur hautnah zu erleben.

 

Grenzenlose Waldwildnis

Ein Beispiel für einen Nationalpark in Bayern ist der Nationalpark Bayerischer Wald, der sich über eine Fläche von über 24.000 Hektar erstreckt und eine beeindruckende Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten beherbergt. In den weitläufigen Freigehegen der Nationalparkzentren Falkenstein und Lusen gibt es die typischen Tierarten des Bergwaldes zu sehen, darunter auch die ausgerotteten Braunbaren, Wölfe und Luchse sowie Wildpferde und Auerochsen. Für besonders seltene oder ausgestorbene Arten wie z. B. Flachbärlappe, Habichtskauz oder seltene Baumarten wie die Eibe werden Artenhilfsmaßnahmen oder Wiedereinbürgerungsprogramme durchgeführt.

Nirgendwo zwischen Atlantik und Ural dürfen sich die Wälder mit ihren Mooren, Bergbächen und Seen auf so großer Fläche nach ihren ureigenen Gesetzen zu einer einmaligen wilden Waldlandschaft, einer grenzenlosen Waldwildnis entwickeln wie hier im Bayerischen Wald und im angrenzenden Böhmerwald.

Über 300 km hervorragend markierte Wanderwege und 200 km Radwege führen die Besucher*innen naturschonend zu den „Highlights“ des Nationalparks. So genannte Erlebniswege zeigen die unbeeinflusste Waldentwicklung der drei natürlich vorkommenden Waldregionen Bergfichten-, Bergmisch- und Aufichtenwald, aber auch die Einzigartigkeit von Hochmooren und Schachten sowie mehrhundertjährige Urwaldrelikte mit Fichten, Tannen und Buchen riesigen Ausmaßes.

 

Wildniscamp im Nationalpark Bayerischer Wald © Anita Hummel/ Nationalpark Bayerischer Wald

 

Meeresgrund trifft Horizont

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer begeistert durch seine einzigartige Küstenlandschaft und das vielfältige Leben im und am Meer. Das Wattenmeer ist das vogelreichste Gebiet Europas. Allein der schleswig-holsteinische Teil wird im Frühjahr und Spätsommer von mehr als zwei Millionen Wat- und Wasservögeln aufgesucht, die an den arktischen Küsten Sibiriens, Grönlands und Kanadas brüten. Immer präsent sind Möwen, vor allem Silber- und Lachmöwen. Charakterisierend für das Wattenmeer sind aber vor allem Watvögel. Im Winterhalbjahr sind große Schwärme an Gänsen unübersehbar, insbesondere Ringel-, Weißwangen-, Bless- und Graugänse. Auch Entenarten wie Eider- und Pfeifenten verbringen hier den Winter.

Mit seinen ausgedehnten Watt- und Meeresflächen, Inseln und Sandbänken, Salzwiesen und Stränden wurde der wilde Westen Schleswig-Holsteins 1985 Nationalpark. Das schleswig-holsteinische Wattenmeer ist Nationalpark und – ergänzt um die Halligen – Biosphärenreservat. 2009 erklärten die Vereinten Nationen das Wattenmeer zum Weltnaturerbe der Menschheit.

 

Luftbild einer Sanddüne im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer. © Martin Stock / Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein

 

Biosphärenreservate: Modellregionen der Zukunft

Biosphärenreservate sind Gebiete, die nach den Richtlinien der UNESCO ausgewiesen wurden. Sie sind Lebensräume, in denen Mensch und Natur harmonisch zusammenleben. Diese Reservate sind nicht nur Schutzgebiete, sondern auch Orte der Forschung und Bildung. In den Biosphärenreservaten wird Wert auf nachhaltige Entwicklung und den Schutz der biologischen Vielfalt gelegt.

In diesen Modellregionen wird das Zusammenleben von Mensch und Natur beispielhaft entwickelt und erprobt. Biosphärenreservate schützen Kulturlandschaften vor zerstörenden Eingriffen und erhalten und entwickeln wertvolle Lebensräume für Mensch und Natur. Sie sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis von menschlicher Nutzung und natürlichen Kreisläufen und tragen damit zur regionalen Wertschöpfung bei. Biosphärenreservate ermöglichen exemplarische Erkenntnisse für Forschung und Wissenschaft über die Wechselwirkungen von natürlichen und gesellschaftlichen Prozessen.

Wälder und Weiden

Ein junges Beispiel ist das 2016 gegründete Biosphärenreservat Schwarzwald, das sich über eine Fläche von über 60.000 Hektar erstreckt und eine Vielzahl von Lebensräumen und Tierarten beherbergt. Die Weideflächen selbst sind Magerwiesen, auf denen Kräuter wie Thymian, Arnika, Schafgarbe, Glockenblume, Silberdistel und Flügelginster  das Gräserangebot bereichern. Artenreiche Bergmischwälder im reizvollen Wechsel mit gemeinschaftlich genutzten Almendweiden prägen die Landschaft im Süden des Schwarzwalds. 2017 wurde das im äußersten Südwesten Deutschlands gelegene Biosphärengebiet Schwarzwald von der UNESCO ausgezeichnet. Sagenhafte Ausblicke bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Alpen, faszinierende Natur mit Relikten der Eiszeit, alpine Tier- und Pflanzenarten, regionale Spezialitäten und lebendiges Brauchtum – hier lässt sich der Schwarzwald von seinen schönsten Seiten erleben.

 

Sonne über dem Biosphärengebiet Schwarzwald. © Biosphärengebiet Schwarzwald

 

Sanft und hügelig, grün und vielfarbig blühend

Ein weiteres faszinierendes Biosphärenreservat ist der Bliesgau im Saarland, wo alte Kulturlandschaften und artenreiche Wiesen zu finden sind. Highlights sind die ausgedehnten Streuobstwiesen und vielfältige Orchideenwiesen im Wechsel mit alten Buchenwäldern und einer verwunschenen Auenlandschaft, durch die der Namensgeber, die Blies, fließt. Das Biosphärenreservat Bliesgau liegt direkt an der Grenze zu Frankreich und ist Deutschlands Orchideenland, in dem nahezu die Hälfte aller bundesweit vorkommenden Orchideenarten wachsen.

 

Die abwechslungsreiche Landschaft des Biosphärenreservats Bliesgau lädt zum Verweilen ein. © Eike Dubois | Saarpfalz-Touristik

 

Land der offenen Fernen

Das Biosphärenreservat Rhön, das sich über Bayern, Hessen und Thüringen erstreckt, bietet ebenfalls beeindruckende Natur und Kultur: Grüne Wiesen, wilde Blütenpracht. Silberdistel, Kuhschelle, Arnika und Moorklee gedeihen auf Bergmähwiesen und Kalkmagerrasen. Das Biosphärenreservat Rhön im Dreiländereck Bayern, Hessen, Thüringen gelegen, einst Land der Buchen genannt, heute „Land der offenen Fernen“, ist eine einzigartige Kulturlandschaft im Herzen Deutschlands.

 

Rhönschafe – Das Maskottchen der Rhön zählt zu den ältesten Nutztierrassen. © Biosphärenreservat Rhön/Hessische Verwaltungsstelle

 

Naturparke: Entwicklung, Erholung und Umweltbildung

Naturparke sind Regionen mit verschiedenen Aufgaben und Zielen, in denen sich Mensch und Natur erholen können. Sie bewahren und entwickeln Landschaft und Natur mithilfe diverser Projekte und Programme und unterstützen einen naturverträglichen Tourismus. In den Naturparken wird Wert auf die Förderung einer nachhaltigen Regionalentwicklung, einen Natur und Klima schonenden Tourismus (Stichwort Digitalisierung) und die Vermittlung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), u. a. in Naturpark-Kitas und Naturpark-Schulen, gelegt.

Mit der Sonne des Breisgaus verwöhnt

Ein Beispiel für einen 25 Jahre alten und sehr aktiven Naturpark ist der Naturpark Südschwarzwald, der sich über eine Fläche von über 3.900 Quadratkilometern erstreckt und eine Vielzahl von Wanderwegen und Naturerlebnissen bietet. Dieser Naturpark charakterisiert sich durch eine Jahrhunderte alte Kulturlandschaft mit einem Wechsel aus dichtem Wald und offenen Weidfeldern sowie einzigartigen Naturoasen wie Moore, Felsen und Blockhalden oder eiszeitliche Seen. Seine Hauptaufgabe ist die Bewahrung dieser historisch gewachsenen Kulturlandschaft und eine nachhaltige, naturverträgliche Entwicklung des ländlichen Raumes.

 

Herbsttag am Schluchsee im Naturpark Südschwarzwald. © VDN-Fotoportal/Gerhard Albicker

 

Landschaft voller Heide, Moor und Seen

Der Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft begeistert durch seine weitläufigen Heidelandschaften und malerischen Seen. Landschaftliche Vielfalt ist das Markenzeichen dieses Naturparks. So finden sich Wald, Moor, Streuobstwiesen und Bergbaufolgelandschaft jeweils in unmittelbarer Nachbarschaft. Seinen Namen verdankt der Naturpark jedoch den weiten Heideflächen im Naturschutzgebiet „Forsthaus Prösa“. Hier kann man von Mitte August bis Anfang September verschiedene Farbnuancen von hellrosa bis dunkelviolett blühender Heide erleben.

 

Naturschutzgebiet Seewald im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. © VDN-Fotoportal/Bernd Tanneberger

 

Tief in Ost und West

Nicht zu vergessen der Naturpark Harz, der sich über eine Fläche von über 2.800 Quadratkilometern erstreckt und eine Vielzahl von Wanderwegen und Naturerlebnissen bietet. Als nördlichstes Mittelgebirge Deutschlands bietet der Harz eine Artenvielfalt, wie sie auf vergleichsweise engem Raum kein zweites Mal in Deutschland zu finden ist. Typische Vertreter der Tierwelt sind Wildkatze, Feuersalamander, Wasseramsel, Gebirgsstelze oder der „Logovogel“ des Naturparks: der Raufußkauz. Zurückführen ist das auf die unterschiedlichen Höhenlagen, die geologische Vielfalt und die Lage in zwei biogeographischen Regionen.

 

Blick von den Sattelköpfen im Harz © Andre Richter

 

Wildnisgebiete: Unberührte Natur

Wildnisgebiete sind Gebiete, die frei von menschlichen Eingriffen bleiben und nur zu Forschungszwecken betreten werden. Diese Gebiete sind die strengsten Schutzgebiete und bieten einen einzigartigen Einblick in die unberührte Natur. In den Wildnisgebieten wird Wert auf den Erhalt natürlicher Prozesse und die Schutz seltener Tier- und Pflanzenarten gelegt.

Das Wildnisgebiet Jüterbog-Lieberose bietet ein großflächiges Areal, wo Sie die Dynamik und Wildheit der Natur in einer ehemals militärisch genutzten Fläche erleben können. In knapp drei Jahrzehnten gab es bereits eindrucksvolle Entwicklungen: Wolfsrudel haben sich angesiedelt, Elche wurden gesichtet. Auf den Sandflächen wachsen genügsame Organismen wie Becherflechte und Silbergras neben Heidelandschaften mit lockerem Birken- und Kiefernbestand. Eindrucksvolle Moore und Klarwasserseen ergänzen das vielfältige Landschaftsbild. Die Wälder entwickeln sich naturnah mit hohem Totholzanteil. Sie bieten seltenen Arten wie Mopsfledermaus und Raufußkauz wertvollen Lebensraum.

 

Wolf im Wildnisgebiet Jüterbog-Lieberose © Dr.-Tilo-Geisel

 

Im Wildnisgebiet Anklamer Stadtbruch können Sie einzigartige Moor- und Wasserlandschaften entdecken, die einen wichtigen Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten darstellen. Auf fast 20 Quadratkilometern leben Seeadler, Kranich, Wendehals, Zwergschnäpper, Karmingimpel und Tüpfelsumpfhuhn vom Menschen fast vollkommen ungestört. Biber, Fischotter, Moorfrösche und die höchste Dichte an Seeadlern in Deutschland sind hier zu Hause.

 

Blick von einem der Aussichtstürme auf den Anklamer Stadtbruch © Stephanie Schubert / Nationale Naturlandschaften e. V.

 

Das Wildnisgebiet Königsbrücker Heide bietet weite, unberührte Landschaften, die durch ihre Ruhe und Vielfalt beeindrucken. Diese Flächen waren früher militärisches Sperrgebiet und sind heute ein Juwel der Naturlandschaften. Größe, Ruhe und Ungestörtheit sind für empfindliche Arten und Tiere mit großem Raumanspruch wie Wolf oder Rothirsch nahezu das Paradies.

 

Neue Wildnis im Wildnisgebiet Königsbrücker Heide © Stephanie Schubert

 

Fazit: Schutz und Erholung in den Nationalen Naturlandschaften

Die Nationalen Naturlandschaften in Deutschland sind ein Bündnis von 141 Schutzgebieten in 4 Kategorien, die jeweils unterschiedliche Ziele und Aufgaben haben. Ob Nationalpark, Biosphärenreservat, Naturpark oder Wildnisgebiet – jedes dieser Gebiete hat seinen eigenen Charme und seine eigenen Herausforderungen. Als Reisender können Sie diese Gebiete erkunden, die Schönheit der Natur genießen und gleichzeitig aktiv lernen, wie man sie schützt und nachhaltig nutzt.

Wir hoffen, dass dieser Artikel Ihnen einen Einblick in die Vielfalt der Nationalen Naturlandschaften gibt und Sie inspiriert, diese wunderschönen Gebiete zu erkunden. Viel Spaß beim Entdecken und Schützen unserer Natur!

https://naturparke.de/fachwissen/grossschutzgebiete/

 

 

 

 

 

 

 

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