Vom Winde aufgeweht…

Altwarper Binnendünen © Naturpark Am Stettiner Haff Förderverein

Altwarper Binnendünen © Naturpark Am Stettiner Haff Förderverein

Die 15m hohen Dünenzüge unweit des Stettiner Haffs sind keine wirklichen Berge, doch mit ihrer Nord–Süd Ausdehnung von gut 2,5 km suchen sie ihresgleichen. Das Besondere dieser Dünen findet sich aber nicht in deren Größe, sondern in der Lage der Dünen – nicht direkt an einem großen Gewässer, sondern im Binnenland, wie es ihr Name auch vermuten lässt: „Altwarper Binnendünen“. Sie entstanden vor mehr als 10.000 Jahren zum Ende der letzten Eiszeit. Die Wassermassen der abschmelzenden Gletscher bildeten in Folge von Abflusshindernissen einen riesigen Stausee, den sogenannten Haffstausee. An dessen Rand lagerten sich Feinsande (Beckensande) ab. Diese wurden durch heftige Winde zum Teil aufgenommen und an anderer Stelle wieder angeweht. Der gesamte Bereich der Ueckermünder Heide stockt schlussendlich auf solchen verfrachteten Sanden.

 

Blick von den Altwarper Binnendünen © Naturpark Am Stettiner Haff

Blick von den Altwarper Binnendünen © Naturpark Am Stettiner Haff

Als Dünenformation sind Binnendünen oft nur auf den zweiten Blick zu erkennen, da die Dünen zum überwiegenden Teil inzwischen dicht mit Wäldern bewachsen sind.

 

Binnendünen unweit von Altwarp mit Wald bestockt © Naturpark Am Stettiner Haff

Binnendünen unweit von Altwarp mit Wald bestockt © Naturpark Am Stettiner Haff

Nur an wenigen Stellen sind die wärmeliebenden Pflanzengesellschaften der Trockenrasengesellschaften und mit ihnen die artenreiche Fauna erhalten geblieben. Aber genau diese Offenlandstrukturen mit den Tier- und Pflanzenarten haben dazu geführt, dass die Dünenzüge in Altwarp, als Bestandteil des Naturschutzgebietes „Altwarper Binnendünen, Neuwarper See und Riether Werder“, im Jahr 1990 unter Schutz gestellt wurden.

 

Silbergras und Sandsegge auf der Binnendüne © Naturpark am Stettiner Haff

Silbergras und Sandsegge auf der Binnendüne © Naturpark am Stettiner Haff

Schwalbenschwanz an einer Kartäuser-Nelke © Naturpark Am Stettiner Haff

Schwalbenschwanz an einer Kartäuser-Nelke © Naturpark Am Stettiner Haff

Binnendünen unterliegen ohne menschliche Eingriffe der Sukzession, d. h., dass die Sandflächen nach und nach von Pflanzen besiedelt werden. Über einen längeren Zeitraum verändert sich die Zusammensetzung der Pflanzengesellschaften und auf Krautpflanzen folgen Sträucher und Bäume. Und so enstehen, auf den vormals offenen Lebensräumen nach und nach Wälder. Einhergehend mit dieser natürlichen Entwicklung ändert sich auch die Artenzusammensetzung im Bereich der Tierwelt, viele Arten der Offenlandschaften verschwinden.

Ein Ziel der Unterschutzstellung der Altwarper Binnendünen war und ist es, die wertvollen Offenlandschaften mit ihrem Artenreichtum zu erhalten. Hierzu sind gezielte Eingriffe durch den Menschen von Nöten.

So mag es kaum verwundern, dass sich der Naturpark „Am Stettiner Haff“ seit seiner Festsetzung gemeinsam mit dem betreuenden Förderverein für Naturschutzarbeit in der Uecker-Randow-Region e. V., den zuständigen Naturschutzbehörden und der Eigentümerin intensiv mit den Binnendünen beschäftigt und sich um diese gekümmert hat, um die naturschutzfachlichen Ziele zu verwirklichen.

Anfänglich wurden die z. T. noch offenen Bereiche auf und um die Dünen durch regelmäßige Mahd erhalten bzw. wurden die Trockenrasengesellschaften erfolgreich gegen das sich ausbreitende Landreitgras „verteidigt“.

 

Mahd an den Altwarper Binnendünen © Naturpark Am Stettiner Haff

Mahd an den Altwarper Binnendünen © Naturpark Am Stettiner Haff

Allen Beteiligten war bewusst, dass die Mahd auf Dauer nicht ausreicht. Um eine nachhaltige Erhaltung des Offenlandes zu erreichen wurde nach Möglichkeiten gesucht, den Schutz durch Nutzung zu realisieren. Erste Konzepte für eine großflächige Beweidung, z. B. durch Wildpferde entstanden. Leider konnten die Einwohner Altwarps nicht für diese Konzepte begeistert werden.

Auch im Rahmen der FFH-Managementplanung für das FFH-Gebiet DE 2251-301 „Altwarper Binnendünen, Neuwarper See und Riether Werder“ wurde als eine der Maßnahmen zur Erhaltung der Lebensräume, die Etablierung eines Beweidungsregimes empfohlen.

Mit Übertragung der Flächen der Altwarper Binnendünen an die DBU Naturerbe GmbH im Rahmen des Nationalen Naturerbes, wurde durch den beauftragten Bewirtschafter, dem Bundesforstbetrieb Vorpommern-Strelitz auch die Idee der Offenhaltung durch extensive Beweidung wieder aufgegriffen.

Die Mitarbeiter orientierten sich dabei jedoch an historische Nutzungsformen, denn bis zum Jahre 1970 wurden die Binnendünen mit Schafen des „Dünenschäfer“ beweidet.

Leider gab es zu diesem Zeitpunkt keinen landwirtschaftlichen Betrieb, der über eine entsprechende Schafherde verfügte. Dennoch gelang es dem Bundesforstbetrieb mit Hilfe eines ortsansässigen Landwirtschaftsbetriebes, dem Biobetrieb Tierproduktion Haffküste, die Beweidung mit Schafen in den Binnendünen wieder zu etablieren. Als gebürtige Altwarperin konnte die Herden-Managerin Rita Hoffmann vom Bundesforstbetrieb für das Projekt gewonnen werden, welche eigens für dieses Projekt eine Herde „Rauwollige Pommersche Landschafe“ anschaffte. Seit 2017 werden nun Teile der Altwarper Binnendünen mit einer vom Aussterben bedrohten Haustierrasse beweidet und so die wertvollen Offenlandschaften mit ihren artenreichen Lebensräumen erhalten. Das der „Dünenschäfer“ wieder in den Altwarper Binnendünen Einzug gehalten hat, findet nicht nur bei den Einwohnern Anklang, sondern begeistert zunehmend auch die Gäste.

 

Rauwolliges Pommersches Landschaf mit Lamm © T. Dinse

Rauwolliges Pommersches Landschaf mit Lamm © T. Dinse

Für die Bemühungen um den Erhalt der biologischen Vielfalt wurde das Projekt „Der Dünenschäfer kehrt zurück“ 2018 auch als Ort der biologischen Vielfalt ausgezeichnet.

Und wie der Naturerbe-Entwicklungsplanung für die Ueckermünder Heide zu entnehmen ist, sollen weitere Magerrasenstandorte mit Schafen extensiv beweidet werden. Man darf also gespannt sein, auf welchen zusätzlichen Flächen die vierbeinigen Landschaftspfleger künftig zum Einsatz kommen, um die biologische Vielfalt der wertvollen Offenlandbiotope in der Ueckermünder Heide zu erhalten

 

 

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