Bachmuschelexkursion des Naturschutzfonds am Rheinsberger Rhin

Im Rahmen einer Mitarbeiterfortbildung des Naturschutzfonds Brandenburgs fand am 04.07.2024 eine Fachexkursion zu der gefährdeten Bachmuschel (Unio crassus) statt. Mitarbeiter*innen des Fonds und Ranger*innen aus ganz Brandenburg und darüber hinaus erkundeten den Rheinsberger Rhin im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land oberhalb von Berlin. Michael Zauft, Projektleiter des EU LIFE Projekts Bachmuschel, stellte viele spannenden Informationen zu der Restauration von Auwäldern, der Auswilderung von Bachmuscheln und deren Bestimmung vor.

LIFE Bachmuschel folgt in den Fußstapfen von LIFE Feuchtwälder, welches von 2014 bis 2023 die Aufgabe hatte, Auwälder in Brandenburg wiederherzustellen und zu pflegen. Dieses Projekt wurde auch im Naturpark Dahme-Heideseen in den Gebieten Dahmetal sowie in Streganzsee-Dahme und Bürgerheide erfolgreich umgesetzt.

An die fertiggestellte Arbeit schließt nun der Schutz der inzwischen sehr selten gewordenen Bachmuschel an, die auf saubere Gewässer angewiesen ist und somit von gesunden Feuchtwäldern mit klaren Bächen profitiert. Sie ist allerdings nicht nur ein Indikator für intakte Fließgewässer, sondern leistet durch das Filtrieren von Wasser zur Nahrungsaufnahme auch selbst einen Beitrag zu sauberen Bächen. LIFE Bachmuschel läuft von 2022 bis 2032. Bei der Auftaktveranstaltung im März 2023 wurden unter anderem die Projektgebiete präsentiert, zu denen erneut auch die Dahme im Naturpark Dahme-Heideseen gehört.

(c) Sina Naomi Hain

Die Exkursion begann am Rheinsberger Rhin auf halbem Weg zwischen Rheinsberg und Zippelsförde. Direkt zu Beginn waren Erfolge der LIFE Projekte zu sehen: Etwa die Sanierung des ehemals begradigten Bachlaufes, der nun natürliche Ufer hat, Totholzstrukturen enthält und mit grobem Kies aufgefüllt wurde, um den Wasserspiegel zu erhöhen. Von all diesen Maßnahmen profitiert die Bachmuschel, doch auch für andere Lebewesen werden wichtige Lebensräume geschaffen. So zum Beispiel auch für Fischarten wie Elritze, Döbel oder Groppe, in deren Kiemen die Larven oder „Glochidien“ der Bachmuscheln für etwa einen Monat leben, nachdem sie schlüpfen.

(c) Sina Naomi Hain

In dem natürlich gestalteten Bachlauf konnte Michael Zauft schon nach kurzer Suche lebendige Bachmuscheln verschiedenen Alters finden, was darauf schließen lässt, dass sie sich erfolgreich fortpflanzen. Zu Beginn der Restaurationsarbeiten waren von den Bachmuscheln nur jahrzehntealte Schalen zu finden, ein starker Gegensatz zu der heutigen Population.

Bei einem Zwischenstopp an einer anderen Uferstelle des Rheinsberger Rhin wurden weitere Maßnahmen zur Pflege des Waldes vorgestellt, wie das Entfernen von angepflanzten Fichten. Diese verdunkeln den Lebensraum der eigentlich im Auwald vorkommenden Erlen. Michael Zauft ging zudem genauer auf den logistischen Aufwand einer Bachsanierung ein. Der Transport von großen Mengen Kies an unzugängliche Stellen ist beispielsweise sehr aufwändig, aber nötig, um eine gesunde Bachsole mit wenig Sediment herzustellen, in der die Bachmuscheln leben und filtrieren können. Auch das Belassen von Totholz ist essentiell für die Entstehung von artenreichen Flachwasserzonen, stellt aber auch ein Konfliktpotential mit dem Paddelbetrieb dar. Dieser unterliegt deswegen klaren Regelungen vonseiten des zuständigen Naturparks.

(c) Sina Naomi Hain

In der Mittagspause stand die Bestimmungsübung der in Brandenburg vorkommenden Großmuschelarten an, natürlich mit Fokus auf dem Erkennen der Bachmuschel. Besonders zeichnen sie ihre dicke Schale und die Zähne im Schloss aus, die allerdings nur bei toten Muscheln auf der Schaleninnenseite erkennbar sind. Auch die Form und dunkle Färbung der Schale sind gerade bei der Lebendbestimmung entscheidend.

(c) Sina Naomi Hain

Zum Ende der Wanderung folgte mit einer Beschreibung der Auswilderungsbemühungen für die Bachmuschel noch ein Highlight. Die Muscheln werden gesammelt und ihre Glochidien im Labor aufgefangen. Diese setzen sich dann in den Kiemen der Wirtsfische fest, die zuvor ebenfalls gefangen wurden. Die Fische tragen keinen Schaden davon und werden freigelassen, um die Larven in den Gewässern zu verteilen. Zur Überprüfung des Erfolges werden wenige Fische für etwa einen Monat gehalten, um ihre Kiemen auf die Muschellarven zu untersuchen. Neben der Erhaltung und Wiederherstellung der Lebensräume der Bachmuschel ist auch dies ein wichtiger Beitrag zum Schutz dieser in weiten Teilen Deutschlands bereits ausgestorbenen Art.

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