Besuch einer „Ameisenflüsterin“ im Naturpark Dahme-Heideseen

Um sieben Uhr an einem Samstag im Mai trafen sich Rangerin Mirjam Loehr und Ranger Hannes Hause mit den Junior Rangern und Familien in einem privaten Garten im Naturpark. Gemeinsam mit Ameisenexpertin Christina Grätz wurde an diesem Tag ein Ameisenhaufen der Kahlrückigen Waldameise umgesetzt.

Ameisenumsiedlung im Naturpark (c) Mirjam Loehr

Alle waren neugierig was es mit den Ameisen hier auf sich haben möge. Die Grundstücksbesitzerin zeigte den Ameisenhaufen, der sich direkt an der Gartenhütte befand. Da war allen klar, dass es sinnvoll ist, die Ameisen umzuziehen. Das geht natürlich nicht einfach so und darf auch nicht jeder tun. Deshalb kam Ameisenexpertin Christina Grätz von Nagola Re. Sie hat die Erlaubnis Ameisenhaufen umzusiedeln und auch im Vorhinein alle notwendigen Absprachen mit der unteren Naturschutzbehörde getroffen.

Ameisenumsiedlung im Naturpark (c) Mirjam Loehr

Christina Grätz erklärte allen den Ablauf. Der ganze Ameisenhaufen sollte in Papiertüten. Da die Reihenfolge der Säcke wichtig ist, wurden sie von den Junior Rangern nummeriert. Denn beim Ausbringen soll wieder ein Nest gebaut und die Eier, Larven und Puppen der Ameisen sollen in der Nähe des Nestes sein. Und natürlich muss auch die Königin mit Umziehen, denn sie ist die Mutter aller Ameisen und darf nicht fehlen. Einer skeptischen Stimme, dass man Ameisen nicht umsiedeln könne, erklärte Christina, dass sie in den letzten rund 20 Jahren zwischen zwei und dreitausend Ameisennester umgesiedelt habe und das die Kontrollen den Erfolg beweisen.

Ameisenumsiedlung im Naturpark (c) Mirjam Loehr

Zuerst jedoch wurde die Ameisenart bestimmt. Die Bauweise des Nests gab ersten Aufschluss. Es ist ein richtiger Hügel. Christina nahm eine Lupe und schaute sich den Rücken der Ameisen an. Er hatte keine Haare. Es ist also die Kahlrückige Waldameise. Die Junior Ranger und das Team der Naturwacht erfuhren noch andere Besonderheiten dieser kleinen Wunderwerke: So legen Ameisen beispielsweise im Außenbereich Tunnel für Ameisen-Friedhöfe an.

Ameisenumsiedlung im Naturpark (c) Mirjam Loehr

Nach ein paar Stunden waren der Hauptsitz des Haufens, ein Baumstamm und alle Tüten im Hänger verstaut. Dann ging es auf neue Standortsuche in einem benachbarten Wald. Am zukünftigen Standort angekommen wurde ein geeigneter Platz gefunden. Sonnig sollte er sein, mit ein paar Laubbäumen in der Nähe und es durften keine anderen Ameisennester in einem Umkreis von 30 m sein. Da gab es z.B. Raubameisen. Sie sind von einem Käfer befallen und weil sie dadurch nie genug Ameisen zum überleben haben, holen sie sich aus anderen Ameisennestern neue Ameisen.

Ameisenumsiedlung im Naturpark (c) Mirjam Loehr

Und was passiert, wenn die Ameisen sich entscheiden umzuziehen? Wer trifft die Entscheidung? Christina erklärte, dass Wissenschaftler vermuten, dass es sich bei Ameisen um einen Superorganismus handelt, dass jede einzelne Ameise wie eine Zelle von einem großen Organismus sei. Sie müssen nicht miteinander kommunizieren sondern wissen sofort wohin es geht und was zu tun ist, egal ob sie in der Tüte auf dem Anhänger oder tief unten im neuen Bau sind. Ist das nicht unglaublich??

Noch drei Mal wird Christina zum alten Standort fahren und die hinterbliebenen Ameisen abholen um sie zu ihrem Volk zu bringen. Und auch die Ameisen am neuen Standort wissen, dass einige ihrer Schwestern noch fehlen. Sie würden sie auch abholen, wenn der Weg nicht so weit und zwei Gewässer und viele Straßen dazwischen lägen.

Eine Weile standen wir noch da, schauten schweigend dem Wunderwerk Ameisenorganismus zu und spürten die Kraft, die von diesen winzigen und so unglaublich faszinierenden Tieren ausgeht und uns alle an diesem Tag und auch noch in den nachfolgenden Tagen in ihren Bann gezogen hat.

Die ganze Geschichte wird im neuen JahreBuch, welches Ende des Jahres erscheint, zu lesen sein. Bleiben Sie gespannt!

Geglückte Ameisenumsiedlung im Naturpark (c) Mirjam Loehr

Geglückte Ameisenumsiedlung im Naturpark (c) Mirjam Loehr

 

Hintergrund Ameisen-Expertin Christina Grätz

Christina Grätz, Gründerin von Nagola Re, ist auf die Umsiedlung von Ameisen spezialisiert. Das Planungsbüro führt u.a. Renaturierungen in den Braunkohlefolgelandschaften der Lausitz durch. Mit einheimischen Pflanzenarten erschaffen sie vielfältige und artenreiche Lebensräume und bewahren so die Identität der Landschaft.

https://www.nagolare.de/nagolare-prinzip.htm

 

Hintergrund Naturwacht Brandenburg

Die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht Brandenburg arbeiten seit 1991 in den 15 Nationalen Naturlandschaften (Großschutzgebieten) des Landes und füllen das Motto „Mittler*innen zwischen Mensch und Natur“ mit Leben. Auf rund 9.000 Quadratkilometern – einem Drittel der Landesfläche – sind sie unterwegs und erfassen Daten zu Tier- und Pflanzenbeständen, Grundwasserspiegeln sowie zur Qualität von Gewässern. Sie setzen im Nationalpark, den drei Biosphärenreservaten und den elf Naturparken zahlreiche Natur- und Artenschutzmaßnahmen um und kontrollieren deren Erfolg.

Gleichzeitig sind die 89 Rangerinnen und Ranger ansprechbar für alle, die in den Nationalen Naturlandschaften leben, arbeiten oder zu Gast sind. Sie begleiten jährlich rund 10.000 Interessierte auf mehr als 500 geführten Touren, teilen ihr Wissen und sensibilisieren für richtiges Verhalten in den Schutzgebieten. Damit stärken sie auch den Naturtourismus in der Region. Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Bildung für nachthaltige Entwicklung, BNE: In ihrer Arbeit mit Junior-Ranger-Gruppen oder in Schul-AGs wecken die Ranger*innen Interesse an Natur- und Umweltschutz.

Mehr als 350 Freiwillige unterstützen die Naturwacht Brandenburg bei diesen vielfältigen Aufgaben. Seit 1997 arbeitet die Naturwacht unter dem Dach der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg.

Naturpark Dahme-Heideseen

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