Praxistag Grünland
Mitte August hatten FFH-Manager*innen und Mitarbeitende der Naturparke Brandenburgs die Gelegenheit, sich beim Praxistag „Wiesenpflege“ des Landesamtes für Umwelt mit nachhaltiger Grünlandnutzung zu beschäftigen. Die Exkursion durch das Naturschutzgebiet Wiesengrund bei Neuenhagen wurde vom Entomologen und Vorstandsmitglied des NABU Neuenhagen Dr. Hartmut Kretschmer geleitet.
Noch vor dem Erreichen des Naturschutzgebietes begann Dr. Kretschmer mit Erläuterungen zum Neuenhagener Stadt- und Gewerbegebiet. Hier werden 35% der städtischen Grünflächen vom NABU betreut, der sowohl Mähfirmen als auch interessierte Bürger*innen weiterbildet, die eine nachhaltige Nutzung anstreben. Der Verein, seine Mitglieder und Helfer*innen schaffen somit Blühflächen, die die Insektenvielfalt erhöhen und gleichzeitig die Kosten für die Gemeinde durch seltenere Mahd verringern. Als Experte für Tagfalter stellte Dr. Kretschmer die Vorteile für diese Artengruppe hervor und nannte den Ikarus-Bläuling sowie den stark bedrohten Blauvioletten Feuerfalter als Beispiele für Arten, die vom nachhaltigen Management profitieren.
Die Grünflächen des an das Gewerbegebiet angrenzende Schutzgebiet werden mit einer Vielzahl von Pflegemaßnahmen gemanagt. Bis nach der Wende waren hier die meisten Flächen Äcker, die heute durch ihr vielfältiges Management zu artenreichen Wiesen geworden sind. Die Feuchtwiesen werden mit Wasserbüffeln beweidet, die die Nässe vertragen, während Schafe auf einem zum Gewerbegebiet hin aufgeschütteten Wall die Pflege übernehmen. Teile des Grünlandes dienen als Übungsfläche für die Jugendfeuerwehr, die hier mit gezielt überwachten Bränden die Fläche pflegt. Auch die Mahd spielt auf den Heidenelken-Grasnelkenfluren eine wichtige Rolle.
All diese Maßnahmen entziehen den Wiesen Nährstoffe, die sich sonst über die Jahre anreichern würden. Auf zu nährstoffreichen Wiesen dominieren jedoch wenige, konkurrenzstarke Arten und die Vielfalt geht verloren. So hätte beispielsweise der Teufelsabbiss, ein stark gefährdetes Kardengewächs, keine Chance auf einer ungepflegten Wiese. Mit Pflege wie im Wiesengrund wachsen seine Bestände jedoch und könnten sogar eine Rückkehr des Goldenen Scheckenfalters ermöglichen, dessen Larven auf die Pflanze angewiesen sind. Auch im Naturpark Dahme-Heideseen wird der Bestand des Teufelsabbisses von der Naturwacht geprüft, Pflanzen an geeigneten Standorten ausgebracht und Flächen mit Teufelsabbissbeständen gepflegt.
Der Wiesenknopf ist ebenfalls eine seltene Wiesenpflanze, die die Fortpflanzung des streng geschützten Dunklen sowie des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings ermöglicht. Auch diese Art ist auf Pflege angewiesen, die der Schäfer Knut Kucznik mit Schafen und Wasserbüffeln im Schutzgebiet und in der Umgebung durchführt. Durch Gelder für diese Pflegemaßnahmen konnte sein Betrieb weiterbestehen und somit auch die Landschaftspflege weitergeführt werden, die dem erfolgreichen Schäfer auch persönlich sehr am Herzen liegt.
Dr. Kretschmer betonte die Wichtigkeit von sinnvollem Grünlandmanagements anhand dieser Erfolgsgeschichte, in der sowohl die Natur in Kulturlandschaften als auch der Landwirt langfristig unterstützt werden und voneinander profitieren. Den FFH-Manager*innen gab er die Wichtigkeit von Verbündeten für den Naturschutz mit auf den Weg und ermutigte sie, sich in die Landschaftsplanung einzumischen.
Naturpark Dahme-Heideseen
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