Anders lernen lernen: Theater AG „Wölfe“ in der Grundschule Rösa

Grundschüler aus Rösa machen Theater zum Thema "Wölfe" (C) VDH

Grundschüler aus Rösa machen Theater zum Thema „Wölfe“ (C) VDH

„Auuu, Auuu, Auuuuuuu“, tönt es aus dem Obergeschoss der Grundschule Rösa, Gemeinde Muldestausee, im Naturpark Dübener Heide. Eine Gruppe Zehnjähriger steht, den Kopf im Nacken liegend und die Nasenspitze in die Luft ragend, im Kreis. „Die zwei“, ruft eine erwachsene Stimme und die Gesichter verwandeln sich in bedrohliche Grimassen: „Rahhhr!“. Auf drei beschnüffeln sich die Kinder gegenseitig. „Wie viel Mal besser als ein Mensch kann ein Wolf riechen?“, ruft die Stimme in den Kreis. „1000 Mal“, schallt es zurück. Aufwärmphase beendet.

Die Kinder der AG „Wölfe“ lauschen aufmerksam den Anweisungen von Larsen Sechert, AG-Leiter und Theaterpädagoge aus Leipzig. „Wir machen jetzt eine Wahrnehmungsübung. Warum ist diese Übung so wichtig?“, möchte Sechert wissen. „Weil Raub- und Beutetiere immer ganz viel von ihrer Umgebung wahrnehmen müssen, um überleben zu können“, antwortet Leonie. Sichtlich zufrieden mit den Antworten beginnt Sechert mit der Übung. Der 42-Jährige hat gemeinsam mit dem Trägerverein des Naturparks Dübener Heide ein Konzept für Schulen in Sachsen-Anhalt entwickelt, um den Kindern das polarisierende Thema Wolf näher zu bringen. Die Dübener Heide ist Wolfsgebiet und die Haltung gegenüber Isegrim spaltet die Heidebewohner. Ein zentrales Projektziel ist deshalb, die eigene Meinungsbildung bei den Kindern zu fördern.

„Ich mache keinen Frontalunterricht und halte keine Vorträge, weil die Kinder viel besser lernen, wenn man ihnen ein Thema spielerisch beibringt“, ist Larsen Sechert überzeugt. „Sie freuen sich sehr, wenn sie sich an eine Info vom letzten Mal erinnern und sind stolz, wenn sie auf meine Fragen antworten können.“ Die Kursteilnehmer schlüpfen in verschiedene Rollen, um so die unterschiedlichen Perspektiven und Konfliktlinien kennenzulernen. Andi und Martin sollen demonstrieren, wie sich das Wild verhält, wenn es einen Wolf gewittert hat. Die Jungen gehen in den Vierfüßlerstand und harren regungslos aus. Szenenwechsel. Merlin schlüpft in die Rolle eines Autofahrers, der gerade einen Wolf angefahren hat und nun von einem Polizisten verhört wird. Die restlichen Kinder mimen das Publikum und stellen den Jungschauspielern Fragen. Szenenwechsel. Philipp wird zum Schäfer, dessen Herde bis auf ein Tier vom Wolf gerissen wurde und improvisiert einen Monolog: „Ich finde es blöd, dass der Wolf zurück ist. Er reißt meine Tiere. Mein Zaun hat auch nicht geholfen. Ich will einen anderen Job.“ „Warum tötet der Wolf so viele Schafe, frisst sie dann aber nicht?“, hakt der Projektleiter nach. „Das ist sein Jagdtrieb!“, ruft ein Schüler prompt und wird von Sechert für die korrekte Antwort gelobt. Szenenwechsel…

Die Kinder sind voller Eifer dabei. Der Spaßfaktor ist groß. Genau darum geht es in dem Projekt: Anders lernen lernen. Wie? Durch selber machen. Warum? Selber machen fördert das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, etwas verändern zu können. In der Fachsprache verwendet man dafür den Begriff „Selbstwirksamkeit“. Die Kinder improvisieren Szenen und Dialoge, finden selbst Lösungen und reflektieren im Nachgang. Was lief gut, was könnte man beim nächsten Mal verbessern? Machen. Entscheiden. Lernen. Verändern. Der Fachbegriff hierfür lautet BNE – Bildung für nachhaltige Entwicklung. Unter BNE versteht man eine Bildung, die Menschen darin befähigt und fördert, ihre eigene Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Durch BNE lernen wir, welches Verhalten welche Auswirkungen hat – auf die Umwelt und auf andere Menschen. Angefangen bei uns selbst, entwickeln wir im Laufe der Zeit neue Denkweisen, Perspektiven und Fähigkeiten.

Im Naturpark Dübener Heide finden seit Ende letzten Jahres verschiedene Bildungsveranstaltungen für Kindertagesstätten, Schulen und Freizeiteinrichtungen in Sachsen-Anhalt statt. Das Wolfsprojekt von Larsen Sechert ist eines davon und befasst sich inhaltlich mit Naturschutzkonflikten. Andere Themen, zu denen noch bis Ende 2020 Veranstaltungen in der Naturparkregion stattfinden werden, sind zum Beispiel die vier Jahreszeiten, das Kräuterwissen und die Wildnis. Hintergrund ist ein von der EU-gefördertes Projekt, welches zur Qualifizierung der zuvor genannten Einrichtungen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) beitragen soll. Ziel des Projektes ist es, bestehende Einrichtungen und Ansätze zu stärken, zu fördern und weiterzuentwickeln. Mehr über den BNE-Bildungsansatz im Naturpark Dübener Heide erfahren Sie in Kürze auf unserer Website unter „LERNEN„.

 

 

Ein Beitrag von Naturpark Dübener Heide

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