Wölfe, Döner und ein Theaterprojekt in der Dübener Heide

(C) Naturpark Dübener Heide

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Für die einen ist es eine große Freude, dass der Wolf nach Deutschland zurückgekehrt ist. Für die anderen stellt er immer noch eine Gefahr dar. Das wurde auch beim Wolfstag am 8. Oktober im Naturparkhaus der Dübener Heide in Bad Düben deutlich. Der Mythos Wolf ist allgegenwärtig und bietet darüber hinaus ausreichend Stoff, um sich mit Kindern dem Thema spielerisch zu nähern. So wurde bereits im Frühjahr in der Heide ein Theaterprojekt gestartet, das sich mit dem Wolf beschäftigt.

„Der Wolf kann ja auch als Projektionsfläche dienen“, erklärt Larsen Sechert vom Theaterprojekt „Geschichten von Wölfen“. „Da kommt das Fremde, das mich potenziell bedrohen könnte, eine Figur, um die sich Märchen ranken. Oder man kann versuchen, einen Teil von sich selbst im Wolf wiederzufinden.“

Daraus entstand die Idee zum Projekt. Es richtet sich an Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren. Beteiligt sind der Verein Dübener Heide, der Sozialeinrichtungsbetreiber Salus gGmbH und der Theaterverein il comico. Für das Projekt im Mai meldeten sich viele Teilnehmer aus dem Kinder- und Jugendheim „Adolf Reichwein“ Schloss Pretzsch der Salus gGmbH. Zehn von ihnen nahmen am Projekt teil, das Sechert und der freie Theaterpädagoge Matthias Seidel entwickelt hatten. Als Schulpartner im Projekt ist seit Oktober die Grundschule Bad Schmiedeberg beteiligt.

Katastrophal war der erste Tag der Übung, laut, unruhig, undiszipliniert, doch das änderte sich schnell. „Der zweite war, als hätten sich alle verwandelt. Da war eine Arbeitsmoral und Disziplin da, das war für mich unfassbar“, berichtet der studierte Theaterwissenschaftler.

Durch Improvisationstheater zu Märchen sollen die Jugendlichen sich unter Begleitung von Profis mit möglichen Gemeinsamkeiten von Mensch und Wolf sowie Vorurteilen gegenüber Unbekanntem und Bedrohlichem auseinandersetzen – aber auch der Spaß soll nicht zu kurz kommen. „Wir haben sie zuerst gefragt, was sie denn so über den Wolf denken und es kamen natürlich Dinge wie „Der ist böse“ oder „Der frisst alle Kinder auf“. Ein komplett negatives Bild, aber wir haben auch gar nicht erst versucht, es gerade zu rücken.“ Stattdessen ging es anfangs darum, durch Improvisationsübungen miteinander vertraut zu werden – eine wichtige Voraussetzung bei der Arbeit mit Kindern, die durch negative Erfahrungen teilweise misstrauisch sind, erklärt Sechert.

Schon bald stellten die Projektmacher fest, dass sich die Kinder weniger mit dem Wolf in der Theorie beschäftigen wollten und setzten stattdessen auf Spiele, mit denen die Kinder sich mitteilen konnten. „Ein großes Bedürfnis der meisten Teilnehmer war, sich auf eine legitime Art und Weise von einer bösen Seite, also als Wolf zu zeigen – zähnefletschend, Krallen schwingend. Sie hatten Lust, das auch auf der Bühne darzustellen, was in dieser Altersgruppe nicht selbstverständlich ist. Manche wollten gar nicht mehr damit aufhören, als Wolf auf der Bühne umherzulaufen“, berichtet der ausgebildete Clown.

In einer anderen Spiel-Übung schlüpften die Kinder in die verschiedenen Rollen der Rotkäppchen-Geschichte, mal traten sie als Großmutter, mal als Jäger auf – doch am beliebtesten war auch hier die Rolle des Wolfs. Daran sollen die Kinder im zweiten Teil des Projekts im Oktober anknüpfen: die Facetten des bösen Wolfs darstellen, beispielsweise, dass auch er mal traurig sein kann. „Es geht eher darum, anhand des Spiels neue Perspektiven zu eröffnen, auf die sie sonst vielleicht nicht kommen würden.“

Einen echten Wolf haben die Kinder und Jugendlichen übrigens nicht zu sehen bekommen, auch nicht beim gemeinsamen Besuch im Tierpark Wittenberg. Aber zumindest konnten sie sich danach beim gemeinsamen Imbiss ein bisschen wie Wölfe fühlen – schließlich steckt auch im Döner etwas Lammfleisch: „Da war ich ganz überrascht, dass die meisten das erste Mal Döner gegessen haben und wie fokussiert sie auf das gemeinsame Essen waren. Sie waren bereit, ganz viele Dinge zu tun, um dann eben ihren Döner und danach ein Eis zu bekommen“, berichtet Sechert schmunzelnd. „Und viele haben gefragt `Wann kommt Ihr denn wieder, wann essen wir mal wieder Döner?`.“ Nicht nur Wölfe nehmen also Nahrung gerne im Rudel zu sich, auch bei Menschen werden dadurch Freundschaften geschlossen.

(C) Bundesministerium für Bildung und Forschung

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Ein Beitrag von Naturpark Dübener Heide

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