„Gut gebaut“ – Biber in Naturparken
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der Biber in weiten Teilen Europas durch Bejagung ausgerottet. Ein Jagdmotiv war das sog. „Bibergeil“ (Castoreum), ein Sekret aus den Drüsensäcken des Bibers, welches den Tieren zur Fellpflege und zur Reviermarkierung dient. Es beinhaltet unter anderem Salizylsäure, den Grundstoff des Medikaments Aspirin. Bibergeil wirkt daher fiebersenkend, schmerzlindernd und antirheumatisch. Durch Auswilderungen und konsequenten Schutz konnten sich die Biberbestände in den vergangenen Jahrzehnten wieder erholen. In Deutschland leben heute wieder rund 20.000 Tiere.
Das Zentrum eines Biberrevieres bildet die Biberburg. Sie besteht aus Ästen, die zu einem Haufen zusammengetragen und mit Schlamm, Erde und Pflanzenmaterial abgedichtet werden. Im Inneren der Burg befinden sich Kammern in denen die Biber den Tag verbringen und schlafen. In die Burg führen Erdröhren deren Eingänge immer unter dem Wasserspiegel liegen.
Bei Bedarf baut der Biber Staudämme. Ziel des Dammbaus ist es, über dem Eingang zum Wohnbau einen ausreichenden Wasserstand und um die Burg herum einen schützenden Wasserbereich zu sichern.
Der Biber ist das einzige Lebewesen, welches seinen Lebensraum in diesem Umfang aktiv wasserbaulich gestaltet. Positiv ist hierbei, dass Wasser in der Landschaft gehalten wird und die Auswirkungen sommerlicher Trockenperioden weniger gravierend ausfallen. Der Biber baut Dämme, wenn der vorhandene Lebensraum nicht optimal ist. Durch die Dämme sorgt der Biber für Überstauungen und Wiedervernässungen, die für die Entwicklung von Feuchtlebensräumen und Mooren von Vorteil sind. Der Biber kann mit seiner Bautätigkeit jedoch auch schwerwiegende Probleme verursachen: Ohne ein fachkundiges Bibermanagement kann es lokal unter Umständen zu einer unkontrollierten Überflutung von u.a. Acker- und Wiesenflächen kommen oder Uferbereiche können wegbrechen.
Biber sind reine Vegetarier. Im Frühling und Sommer werden vor allem krautige Wasserpflanzen und Pflanzen im Uferbereich gefressen; im Herbst und Winter ernähren sie sich dann von Rinde, Knospen und dünnen Zweigen.
Um an diese Nahrung zu gelangen, werden ganze – meistens junge – Bäume gefällt. Die nahrhaften Teile werden nicht gleich gefressen, sondern zunächst zu einem Fressplatz in Ufernähe gebracht.
Erlebnistipp!
Wer mehr über Biber erfahren möchte, kann ihren Lebensraum im Rahmen einer geführten Exkursion beispielsweise durch den Naturpark Sternberger Seenlanderkunden. In einem denkmalgeschützten Gehöft im Naturpark ist die Naturschutzstation „Haus Biber und Co“ zu Hause. Von hier werden auch Maßnahmen zum Schutz des Bibers in enger Kooperation mit dem Naturpark abgestimmt. Neben Informationen zur Lebensweise und Verbreitung des Bibers ist die begehbare künstliche Biberburg die Attraktion. Ein besonderer Höhepunkt sind die einmal jährlich durchgeführten “Biber-Tage” im April.
In vielen der über 160 Seen und Fließgewässern des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land lebt der Biber Seite an Seite mit Schellente und Fischotter. Vom Wasser aus lässt sich sein Lebensraum besonders gut erkunden. Hierzu kann man auf geführten Touren mit erfahrenen Naturwächtern, den Rangern, mit dem Kanu seinen Spuren folgen und seine Bauwerke bewundern. Mit etwas Glück, Geduld und Ruhe kann man vielleicht sogar den einen oder anderen Baumeister bei der Arbeit beobachten!
Auch in den Naturparken Spessart, Niederlausitzer Heidelandschaft, Fläming, Oberer Bayerischer Wald und Schwäbisch-Fränkischer Wald kann man auf Biberwanderung gehen. Hier, wo der Biber sich an den Bächen im Naturpark besonders wohl fühlt, kann man die geheimnisvollen Spuren des besten Wasserbaumeisters entdecken. Das bunte Programm mit den Naturparkführern ist besonders für Familien attraktiv.
Steckbrief „Biber“
- Wissenschaftlicher Name:
Castor fiber - Größe:
Körper 70-100 cm + Schwanz 30-35 cm - Gewicht
bis zu 30 kg - Lebenserwartung:
15-17 Jahre - Besondere Kennzeichen:
- braunes Fell
- breiter, platter, beschuppter Schwanz (Biberkelle)
- kleine Ohren
- kurze Beine
- dämmerungs- und nachtaktiv
- Nahrung:
Sumpf- und Wasserpflanzen, Blätter, Zweige, Rinde von Weichhölzern - Fortpflanzung:
2-3 Junge im April/Mai
(Tragzeit: 15 Wochen) - Bevorzugte Umgebung:
stehende und fließende Gewässer in lichten Wäldern - Besondere Verhaltensweise:
Bau von Biberdämmen zum kontrollierten Aufstauen fließender Gewässer
Quelle: Biberzentrum Rheinland-Pfalz www.biberzentrum-rlp.de
Ein Beitrag von Verband Deutscher Naturparke
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