Naturparke for Future: Regionale Beiträge zum Klimaschutz

Klimawandel © VDN-Fotoportal/Ralf Hoffend

Klimawandel © VDN-Fotoportal/Ralf Hoffend

In ca. 130 Großschutzgebieten in Deutschland wird aktiv und großflächig für den Erhalt von seltenen naturnahen Lebensräumen gearbeitet. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels rückt verstärkt auch die Notwendigkeit eines aktiven Klimaschutzes in den Fokus der Gebiete. In vielen Natur- und Geoparken, Biosphärenreservaten und Nationalparken in Deutschland werden bereits innovative Ansätze verfolgt. Dabei gilt es stets, die Interessen des Klima- und Naturschutzes in Einklang zu bringen. Ein Ansatz ist die Beteiligung an ZENAPA.

 

Null-Emissionen in Großschutzgebieten – ZENAPA

 

ZENAPA steht für „Zero Emission Nature Protection Areas“ und verfolgt das Ziel, mit CO2-neutralen Großschutzgebieten nachweislich einen Beitrag zu Klima-, Natur- und Artenschutz zu leisten. Das mit EU-Mitteln geförderte Projekt umfasst insgesamt elf Großschutzgebietsregionen in Deutschland und Luxemburg, in denen Klimaschutz, Biodiversität und Bioökonomie synergetisch verfolgt werden – drei davon sind der Natur- und Geopark Vulkaneifel, der Naturpark Bergisches Land und der Naturpark Barnim.

 

Es geht darum, Pfade einer nachhaltigen Entwicklung der Region im Kontext des Klimawandels aufzuzeigen und zu beschreiten. Dabei orientieren sich die Akteure an den Klimaschutzzielen des Bundes und setzen diese auf regionaler und kommunaler Ebene um. In dieser Form einzigartig ist die Verortung des Projektes in Landschaften und Regionen mit besonderem ökologischen Schutzstatus. Bei der Planung und Durchführung von Klimaschutzmaßnahmen sind somit immer auch die Belange des Naturschutzes zu berücksichtigen und konkurrierende Interessen auszugleichen. Das eröffnet die Möglichkeit, Klimaschutz ganzheitlich und unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Interessen zu betreiben.

 

Solar Straßenbeleuchtung Stadt Eberswalde © Naturpark Barnim

Solar Straßenbeleuchtung Stadt Eberswalde © Naturpark Barnim

Aus dem Projekt heraus soll ein Informations- und Kompetenznetzwerk – zum Erfahrungsaustausch und gegenseitigen Lernen – entstehen. Denn nur mit engen Kooperationen unter den Partnern wird es gelingen, gemeinsam Projektideen zu entwickeln und umzusetzen. Zur Realisierung der Potenziale werden konkrete und umsetzbare Maßnahmen aufgezeigt, z. B.:

  • Straßen- und Sportplatzbeleuchtung mit LED (geringer Stromverbrauch, hohe Lebensdauer, reduzierte Lichtverschmutzung, gleichmäßige Ausleuchtung);
  • zukunftsfähige Mobilität durch Elektro-Bürgerauto, E-Car-Sharing-Pool etc.;
  • Nahwärme- und Objektwärmenetze mittels Biogas, Holzhackschnitzel oder Solarthermie;
  • Biomassehof;
  • Photovoltaik für öffentliche Gebäude, private Haushalte sowie Gewerbe/Handel/Dienstleistung – ggf. in Kombination mit Speichertechnologien.

 

Photovoltaikanlage auf altem Stallgebäude © Jörg Liesen

Photovoltaikanlage auf altem Stallgebäude © Jörg Liesen

 

Neben der Umsetzung von klimaentlastenden Maßnahmen zählen sowohl die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Klimawandel und den klimaschonenden Umgang mit Ressourcen wie auch die enge Zusammenarbeit mit den Akteuren aus Wirtschaft und Kommunen zu den Arbeitsschwerpunkten der eigens dafür in den Schutzgebietsverwaltungen tätigen Klimawandelmanager.

 

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

 

„Klimaschutz in Naturlandschaften – 3 Beispiele aus der Praxis“

 

  1. ZENAPA – eine Antwort auf den Klimawandel im Naturpark Barnim

Klimawandel meint im Grunde einen permanenten Vorgang, der die Menschheit von Beginn ihrer Entwicklung an begleitet, aber erst in jüngster Vergangenheit durch den Einfluss des Menschen nachhaltig beeinflusst wird.

 

Meteorologen betrachten die Veränderungen des Klimas in 30 Jahresschritten. Erst dadurch werden ernstzunehmende Trends der Klimaveränderung sichtbar. Für Berlin/Brandenburg bietet die Station Berlin Buch langjährige Messreihen, die Trends deutlich machen. So fällt seit Beginn der sechziger Jahre neben einem allgemeinen Anstieg des Jahresniederschlags um 5 % eine Verstärkung der Trockenheit im April als auch der Vorsommertrockenheit im Juni auf. Trotz der reicheren Gesamtniederschläge können in allen Abschnitten des Jahres Trockenperioden von mehr als 10 Tagen ohne Niederschlag auftreten. Einzelereignisse von Starkregenfällen mit mehr als 10 % des Jahresniederschlags zeigen steigende Tendenz.

 

Die wirksame Einstellung und Anpassung unserer Lebens- und Wirtschaftsweise auf diese regional und konkret wirkenden Aspekte und Auswirkungen des Klimawandels sind die Herausforderung unserer Zeit. Der Umgang mit ihm und das nachhaltige Management der heute schon sichtbaren Folgen wie Überflutungsgefahr nach Starkregen, Wassermangel in Trockenperioden oder Aufheizung der Siedlungsflächen ist eine strategische Aufgabe, die weit über die Erfordernisse der Tagespolitik hinausreicht. Neben den global wirkenden Beiträgen zur Minimierung von Treibhausgasen und der nachhaltigen Energie- und Ressourcennutzung sind dabei gerade für die oben benannten Problemfelder Beiträge im regionalen Umfeld von allen im Landschaftsraum des Barnim Tätigen notwendig.

 

Der Naturpark Barnim leistet seit seiner Gründung im Jahr 1998 einen aktiven Beitrag zum Naturschutz in der Region, der oftmals auch mit regionalklimatischen Effekten verbunden ist. Mit der Teilnahme am ZENAPA-Projekt möchte der Naturpark Barnim den lokalen Klimaschutz weiter vorantreiben. Wandlitz liegt im Herzen des Naturparks und damit auch im Fokus von ZENAPA. U. a. geht es dabei um folgende Schwerpunkte:

 

EBike Kampagne © Andrea Brodersen

EBike Kampagne © Andrea Brodersen

Mobilitätswende

Insbesondere die wachsenden Verkehrsströme sind im Gemeindegebiet ein zunehmendes Problem. Neben der steigenden Belastung der Infrastruktur verstärkte sich der Ausstoß von CO2-Emissionen und spiegelt damit auch eine deutschlandweit zu beobachtende Tendenz wider: Seit 1990 konnten CO2-Emissionen des Verkehrs im Gegensatz zu allen anderen Sektoren nicht reduziert werden (UBA, 2019). Eine Verringerung des motorisierten Individualverkehrs verbunden mit einer Stärkung des ÖPNV, des Fuß- und Radverkehrs sowie der gemeinschaftlichen Fahrzeugnutzung ist ein zentraler Ansatz, um Emissionen, Kosten sowie Lärmbelastung zu reduzieren. Diese Mobilitätswende wird durch ZENAPA unterstützt und gestaltet: Die E-Bike-Kampagne „Elektrisiert ins Grüne“ fördert z. B. die Nutzung von Elektrofahrrädern anstelle des Pkw. Mit dem Aufbau einer lokalen Mitfahrzentrale soll gemeinschaftliche Mobilität gestärkt und in Zusammenarbeit mit Verkehrsbetrieben der ÖPNV attraktiver gestaltet werden. Weitere Maßnahmen wie die Optimierung der Fahrradinfrastruktur und eine Begrenzung öffentlicher Parkflächen können zu einer erfolgreichen Mobilitätswende beitragen.

 

Biogasanlage in der Eifel © Jörg Liesen

Biogasanlage in der Eifel © Jörg Liesen

 

Quartiersmanagement

Die energetische Versorgung von Gebäuden ist ein weiteres zentrales Handlungsfeld. Insbesondere die Wärmeversorgung ist hierbei von Interesse angesichts des hohen Anteils am Endenergiebedarf in Deutschland von mehr als 34 % (UBA, 2019, https://www.umweltbundesamt.de/indikator-energieverbrauch-fuer-gebaeude#textpart-1). Eine energetische Gebäudeoptimierung durch verbesserte Dämmung, effiziente Anlagentechnik und den Einsatz erneuerbarer Energien kann zu einer erheblichen Reduktion des Energiebedarfs und der CO2-Emissionen beitragen. Im Rahmen von ZENAPA werden dazu für Kommunen die Entwicklung von energetischen Quartierskonzepten angeboten und gefördert. Eine der ersten Kommunen, die davon im Naturpark gebraucht machte, ist die Gemeinde Hohen Neuendorf. Außerdem bietet ZENAPA zu diesem Thema Workshops und Informationsveranstaltungen für lokale Akteure wie Kommunalvertreter, Gewerbetreibende und Privatpersonen an. Dabei stehen die Wirtschaftlichkeit von Investitionen und deren ökologischer Mehrwert sowie die Unterstützung bei der Beantragung von Förderungen im Vordergrund.

 

Heckensaum © VDN-Fotoportal/bikender

Heckensaum © VDN-Fotoportal/bikender

 

Natur- und Klimaschutz verbinden

Landwirtschaftliche Nutzflächen prägen auf einem Viertel der Fläche die Naturparkregion. Ein charakteristisches Landschaftsmerkmal sind Feldhecken, die Windschutz bieten und damit Bodenerosion vermeiden sollen. Der Naturpark Barnim arbeitet derzeit gemeinsam mit der BTU Cottbus und der Agrarproduktion Neuholland an einem Konzept, diese oftmals alten und brüchigen Heckenstrukturen nachhaltig zu erneuern. Es wird ein heterogener Heckenaufbau mit verschiedenen heimischen Strauch- und Baumarten mit dem Ziel angestrebt, Lebensraum für Tiere zu schaffen, Wind- und Erosionsschutz sicherzustellen sowie das Mikroklima durch einen verbesserten Wasserhaushalt aufzuwerten. Neben diesen Naturschutzaspekten steht auch die energetische Verwertung des anfallenden Pflegeholzes im Fokus der Untersuchung.

 

Klimabildung in Schulen

Voraussetzung für einen erfolgreichen Klimaschutz ist themenbezogenes Grundlagenwissen. ZENAPA möchte dieses Wissen auf verschiedenen Ebenen kommunizieren und möglichst früh in der Ausbildung junger Menschen verankern. Daher finden in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge Kinderklimaschutzkonferenzen statt, bei denen Grundschulkinder in Wandlitz und anderen Gemeinden im Naturpark an das Thema Klimawandel und Klimaschutz praxisnah und altersgerecht herangeführt werden. Um Klimaschutz dauerhaft im Unterricht zu integrieren, findet eine Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer statt. Im Rahmen dieses Workshops werden Lehrkonzepte vorgestellt und den Teilnehmenden konkrete Werkzeuge für eine wirksame Klimabildung an die Hand gegeben.

 

Klimaschutz, Biodiversität, nachhaltige lokale Wirtschaft – diese drei Anliegen werden im Projekt ZENAPA zusammen gedacht und verfolgt. Der Naturpark Barnim möchte mit diesem Projekt einen Beitrag zu konkreten Klimaschutzmaßnahmen vor Ort leisten und Wandlitz und die Naturparkregion auf dem Weg in eine CO2-neutrale Zukunft unterstützen.

 

  1. Naturpark Diemelsee schafft Biotopverbund

Freund aus Kindertagen © VDN-Fotoportal/Ursula Brühl

Im Rahmen von Klimaanpassungsstrategien setzt sich der Naturpark Diemelsee für die Schaffung eines Biotopverbunds ein, der das Überleben klimasensibler Arten angesichts des Klimawandels sichert. Dabei wurden in einem ersten Schritt klimasensible Zielarten erfasst, die helfen, Ziel und Maßnahmen für ein Biotopverbundkonzept zu definieren. Darauf aufbauend sichern Biotoppflege- und Biotopverbundmaßnahmen wertvolle Gebiete, wie z. B. Bergheiden, Magerrasen und Berggrünland, und fördern durch Verbesserung des räumlichen Verbunds die Wanderungsmöglichkeiten für Arten, damit sie dem Klimawandel ausweichen können.

 

https://www.naturpark-diemelsee.de/flora-fauna/projekt-biotopverbund/

 

 

  1. „Landschaft als Wasserspeicher“ im Naturpark Südschwarzwald

 

In zwei Projekten hat sich der Naturpark Südschwarzwald mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Südschwarzwald beschäftigt. Im ersten Projekt stand die Entwicklung einer Klimaanpassungsstrategie für Land- und Forstwirtschaft im Fokus (Klimopass I), das zweite Projekt (Klimopass II) beschäftigte sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf besonders naturschutzrelevante FFH-Lebensraumtypen. Hier wurden die Klimaeinflüsse auf regional wichtige Grünland- und Waldschutzgebiete im Südschwarzwald untersucht. Die Ergebnisse der zwei Klimopass-Projekte zeigen, wie wichtig die Verfügbarkeit des Wassers für die Land- und Forstwirtschaft und damit auch für den Naturschutz im Südschwarzwald ist und in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird. An diesem Aspekt setzt seit 2020 eine Machbarkeitsstudie „Landschaft als Wasserspeicher“ an: Für das Gebiet des Naturparks Südschwarzwald sollen als Antwort auf den Klimawandel Maßnahmen für das Wassermanagement auf Landschaftsebene herausgearbeitet werden.

 

https://www.naturpark-suedschwarzwald.de/eip/pages/landschaft-als-wasserspeicher.php

 

Diese vielfältigen Beispiele waren für den VDN und den Naturpark Barnim Anlass genug, um im Mai 2021 gemeinsam eine deutschlandweite Online-Konferenz zu organisieren, in den Austausch zu treten und voneinander zu lernen. Unter dem Titel „Klimaschutz in Naturlandschaften – Beispiele aus der Praxis“ wurden in Form von Impulsvorträgen zu verschiedenen Themen Best-Practice-Beispiele vorgestellt und diskutiert. Inhaltliche Schwerpunkte waren unter anderem die naturgerechte Nutzung erneuerbarer Energien, Tourismus und Mobilität, strategische und konzeptionelle Ansätze sowie innovative (Klima-)Bildungskonzepte. Die Online-Konferenz richtete sich an Akteur:innen des angewandten Naturschutzes wie Schutzgebietsverwaltungen, Forschungseinrichtungen und Planungsinstitutionen.

 

 

Ein Beitrag von Verband Deutscher Naturparke

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