Lebendige-Nacht-Aktion
Veranstaltungsdatum: 01.09.2022 - 30.09.2022
Die Nacht ist zum Schlafen da? Nicht für alle Lebewesen: Mehr als die Hälfte aller Tierarten sind dämmerungs- oder nachtaktiv. Da wir Menschen jedoch überwiegend am Tag unterwegs sind, entgeht uns ein faszinierender Teil der biologischen Vielfalt. Igel, Waschbären und Fledermäuse kennen wir meist, aber die vielen nachtaktiven Insekten, die in ihrer Schönheit den Tagfaltern oft in nichts nachstehen und den Löwenanteil der Bestäubung unserer Lebensmittel erledigen, sind weniger bekannt. Diesem heimlichen Leben wollen wir mit der Aktion „lebendige Nacht“ auf die Spur gehen.
Fotowettbewerb “lebendige Nacht”
Im Herbst 2022 soll bei „Stadtwildtiere/wilde Nachbarn“ ein Blick ins Dunkel geworfen werden und jeder kann sich beteiligen. Bei dem Fotowettbewerb “lebendige Nacht” sollen nacht- und dämmerungsaktive Arten fotografiert und künstliche Lichtquellen gefunden werden. Interessante Preise gibt es natürlich auch zu gewinnen. Mit der Aktion wird auf die dunkle, meist unbemerkte Hälfte des Tages, ihre Bedeutung und die Schönheit ihrer Lebewesen aufmerksam gemacht. Alle Informationen zur Teilnahme gibt es am Ende dieses Artikels.
Nachtleben gesucht
Ob Fledermaus, Dachs, Igel oder einer der wunderschönen Nachtfalter – die dunkle Hälfte des Tages hat einiges an spannenden Tieren zu bieten. Darunter befinden sich Arten wie Eulen oder Sieben- und Gartenschläfer, die wir nur selten entdecken können, aber auch Arten, an denen wir oft achtlos vorbeigehen. Insekten und aquatische Arten sind dabei von besonderem Interesse (dies hat allerdings keinen Einfluss auf die Chancen beim Fotowettbewerb).
Der Verlust der Nacht
Die Nacht – oder genauer die dunkle Nacht – ist ein bedrohtes Gut. Durch immer mehr künstliche Beleuchtung verschwindet die natürliche Dunkelheit, was einige Organismen in Schwierigkeiten bringt. Wenn zu viel künstliches Licht in die Atmosphäre strahlt, sprechen wir daher von Lichtverschmutzung, einer Form der Umweltverschmutzung.

Verunsichert zieht sich eine Fransenfledermaus in die engen Spalten ihres Quartiers zurück. Foto: Bjarne Riesbeck
Lichtverschmutzung
Lichtverschmutzung hat negative Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen und auch auf uns Menschen. Sie fördert nicht nur Schlafstörungen, Stress und psychische Erkrankungen, sondern sorgt auch für ein erhöhtes Herzinfarkt- sowie Krebsrisiko. Neben der intensiven Landwirtschaft und Pestiziden stellt Lichtverschmutzung für viele nachtaktive Insekten eine große Gefahr dar und trägt damit zum Insektensterben bei. Zudem werden Fledermäuse von ihren Jagdrevieren vertrieben und Zugvögel verlieren die Orientierung. Auch Pflanzen benötigen die nächtliche Dunkelheit. Stadtbäume, die künstlichem Licht ausgesetzt sind, bilden im Frühling ihre Blätter zu früh und werfen sie im Herbst zu spät ab. Dies kostet viel Energie und schadet den Bäumen langfristig.
Was kann man gegen Lichtverschmutzung unternehmen?
Schalten Sie einfach alle Leuchten aus, die nicht unbedingt nötig sind. Reduzieren Sie dabei insbesondere die künstliche Beleuchtung im Garten, an der Fassade oder auf dem Balkon. Mit diesem kleinen Schritt, der nebenbei Energie und Geld spart, helfen Sie vielen Tieren, Pflanzen und dem gesamten Ökosystem. Jede einzelne Lichtquelle zählt!
Für notwendige Beleuchtung sollte möglichst gedimmtes und abgeschirmtes Licht genutzt werden. Die Farbtemperatur liegt dabei bestenfalls im gelblichen bis rötlichen Bereich (<3000 Kelvin). Meiden Sie in den Abend- und Nachtstunden kaltweißes Licht, da es die Ausschüttung von Melatonin aufgrund des hohen Blaulicht-Anteils verhindert und so den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen beeinflusst. Dies führt kurzfristig zu Schlafstörungen und Stress, langfristig zu einem erhöhten Herzinfarkt- sowie Krebsrisiko. Allgemein gilt bei künstlicher Beleuchtung der Grundsatz: Nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich!
Wussten Sie, dass…
… in Deutschland mehr als 95 % der heimischen Schmetterlingsarten (über 3300) Nachtfalter (“Motten”) sind?
… Nachtfalter eine wichtige Rolle bei der Bestäubung unserer Lebensmittel sowie seltener Pflanzenarten spielen?
… sich die weltweite Lichtverschmutzung alle 12 Jahre verdoppelt?
… 60 % der Europäer nicht mehr die Milchstraße erkennen können?
… in Deutschland 25 unterschiedliche Fledermausarten vorkommen?

Ein Braunes Langohr (links) und eine Fransenfledermaus (rechts) teilen sich das Quartier. Foto: Bjarne Riesbeck
Alles rund um den Fotowettbewerb
Schnappen Sie sich einfach eine Kamera und entdecken Sie die Nacht. Dämmerungs- und nachtaktive Tiere sind gar nicht so leicht zu fotografieren, doch wer es schafft, kann besondere Preise gewinnen.
– Wie funktioniert’s? Melden Sie Ihre Tierbeobachtung mit Foto, erfassen Sie künstliche Lichtquellen in der Nähe (siehe Meldeformular: https://www.stadtwildtiere.de/melden) und setzen Sie einen Haken bei “ich möchte am Fotowettbewerb «Lebendige Nacht» teilnehmen”.
– Wer kann mitmachen? Jeder. Alle Bilder von dämmerungs- und nachtaktiven Arten aus ganz Deutschland, die zwischen dem 1. und dem 30. September 2022 aufgenommen und auf der Meldeplattform (https://berlin.stadtwildtiere.de/) hochgeladen werden, können am Fotowettbewerb teilnehmen.
– Wie geht’s weiter? In zwei Kategorien werden Preise verliehen: In der Kategorie Jurypreis entscheidet eine Fachjury über das beste Bild. Für die Kategorie Publikumspreis können vom 15. bis 30. Oktober alle Nutzer*innen für ihr Lieblingsbild abstimmen und wählen damit die Gewinner.
– Was gibt es zu gewinnen? In jeder der beiden Kategorien (Jury, Publikum) gibt es jeweils folgende Preise zu gewinnen:
- Platz: Fernglas (Stickstoff-gefüllt)
2.-6. Platz: Der Kosmos-Tierführer
7.-10. Platz: Der Kosmos-Sternführer
11.-25. Platz: Tragetasche, Notizbuch und der (durch und durch schwarze) “lebendige Nacht” Bleistift.
Bereits seit einigen Jahren kooperiert der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin. Bei dem Forschungsprojekt „Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung“ (https://www.tatort-strassenbeleuchtung.de/) bildet die Stadt Krakow am See einen der Projektstandorte. Im September findet mit der „Lebendigen-Nacht-Aktion“ nun ein weiteres Citizen-Science-Projekt statt, welches für Einwohnerinnen und Einwohner der Naturparkregion von Interesse sein kann.
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei finanziert die Aktion, das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung finanziert die laufenden Kosten für die Berliner Stadtwildtierseite.
Der Verein „Stadtnatur“ setzt sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit den Projekten „Stadtwildtiere/wilde Nachbarn“ für Biodiversität im Siedlungsraum ein. Ziel ist es, das Vorkommen von Biodiversität zu erfassen und ein Bewusstsein für den Wert unserer heimischen Natur zu schaffen. Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Lichtverschmutzung und Ökophysiologie am IGB Berlin und dem Igel-Projekt am IZW Berlin werfen wir in der Aktion “lebendige Nacht” einen Blick in eine unterschätzte und bedrohte Welt.
Links:
stadtwildtiere.de/aktion-lebendige-nacht
buergerschaffenwissen.de/projekt/lebendige-nacht
Ein Beitrag von Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide
Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide
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