Stille Vergrämung des Kormorans auf dem Rauwerder

Juni 2021
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Schrägluftaufnahme des Rauwerders im Krakower Obersee
von Südwesten über den Großen Werder hinweg vom 20.06.2018
(Foto R. Tölge).

Der Krakower See zeichnet sich durch eine einzigartige Landschaft, Pflanzen- und Tierwelt aus. In dem klaren See gibt es 16 ursprünglich dicht bewaldete Inseln (Werder), aus denen der Rauwerder im Naturschutzgebiet „Krakower Obersee“ aufgrund seiner Struktur- und Artenvielfalt heraussticht.

Floristische und faunistische Untersuchungen, die z.T. seit Jahrzehnten den Inselzustand dokumentieren, wurden im Jahr 2020 durch neue forstbotanische, geobotanische und zoologische Untersuchungen ergänzt. Sie kennzeichnen den Rauwerder als totholzreichen Laubwaldstandort mit Urwaldreliktarten, der sich seit Jahrhunderten ohne nachweisbare menschliche Nutzung entwickelt hat.

Der Schutz der bewaldeten Inseln ist neben dem Schutz als Lebensraum, Brut- und Rastplatz für Vögel und Schutz des Klarwassersees ebenfalls definierter Schutzzweck des Naturschutzgebietes Krakower Obersee. Die Untersuchungsergebnisse bekräftigen das Bestreben des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide, den Rauwerder in seiner Ursprünglichkeit, mit seinem Artenreichtum und seinem Erscheinungsbild vor Schäden durch die Anwesenheit des Kormorans zu bewahren. Denn seit dem Bestehen der Kormorankolonie auf dem benachbarten Lockwerder (Maximum 762 Brutpaare, 2014) wird der Baumbestand des Rauwerders intensiv zur Gewinnung von Zweigen und Ästen als Nistmaterial genutzt. Das führte zu offensichtlichen Kronenschäden bei den höchsten und ältesten Bäumen, aber auch bei den Erlen des Verlandungssaums. Seit dem Jahr 2016 entstand auch auf dem Rauwerder eine Brutkolonie des Kormorans mit 90-100 Brutpaaren. In deren Folge kam es zu ersten negativen Auswirkungen des Kormorankots auf den Oberboden und die Vegetationsgesellschaften (Versauerung, Stickstoffanreicherung).

 

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Südseite des Rauwerders am 29.04.2019 mit deutlich erkennbarer Kronenschädigung (Kahlstellen) und Bekalkung durch nistende Kormorane (Foto S. Lorenz)

Eher durch Zufall (2020 wurden die Käferfauna, die Spinnenfauna sowie die Naturwaldzelle des Rauwerders untersucht) wurde im letzten Jahr festgestellt, dass durch die Anwesenheit von Einzelpersonen in der beginnenden Nestbau- und Brutphase der Kormoran nicht mehr die Insel Rauwerder anfliegt und auch keine Versuche eines Nestbaus unternimmt. Deshalb soll die Nutzung der Insel durch den Kormoran durch „stille Vergrämung“ verhindert werden. Die stille Vergrämung beinhaltet die schlichte stille Präsenz einer Person auf der Insel oder in deren nahem Umfeld zu verschiedenen Tageszeiten ab einem Zeitraum deutlich vor Beginn der Brutperiode bis zum Ende der Brutzeit.

 

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Stille Vergrämung des Kormorans. Foto: Ralf Koch

 

Der Förderverein des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide e.V. hat einen Förderantrag beim StALU Mittleres Mecklenburg gestellt, mit dem die Personalkosten des Vorhabens abgedeckt werden sollen. Zeitgleich mit dem Förderantrag wurde der Antrag auf die artenschutzrechtliche Genehmigung des Vorhabens bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Rostock eingereicht. Beide Anträge wurden bewilligt. Somit hoffen wir, dass der über Jahrhunderte ungenutzte Naturwald und seine Arten- und Strukturvielfalt gesichert werden kann.

 

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Monitoringarbeiten auf der Insel Rauwerder durch die Naturparkwacht. Foto: Ralf Koch

 

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Blick von Südosten auf die Inseln Lockwerder (links) und Rauwerder (rechts). Auf der Insel Lockwerder ist durch die Kormorankolonie die Vegetation stark beeinträchtigt. Foto S. Lorenz, Januar 2021)

 

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Große Teile des Waldbodens werden von Gesellschaften aus Lerchensporn (Corydalis cava), Lungenkraut (Pulmonaria obscura), Buschwindröschen (Anemone nemorosa, A. ranunculoides), Goldstern (Gagealutea), Moschuskraut (Adoxamoschatellina), Frühlings-Platterbse (Lathyrusvernus), Zwiebel-Zahnwurz (Dentariabulbifera), Schuppenwurz (Lathraeasquamaria) und weiteren Arten bedeckt. Foto: Evelin Kartheuser

 

 

 

 

Ein Beitrag von Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide

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