„Nur die Liebe zählt“ – Aus dem Liebesleben der Wildtiere

 

Die stillen Wintermonate zählen bei manchen Wildtieren und Vögeln zur Paarungszeit. Dies ist Anlass für uns, das Paarungsverhalten und die Fortpflanzungsbiologie bei einigen Tierarten im Jahresverlauf und die einschlägigen Fachwörter wie Balz- und Blattzeit, Brunft und Ranz vorzustellen.

Im Gegenlicht © VDN / Hellwig

Im Gegenlicht © VDN / Hellwig

Die Paarungszeit der Hasen liegt bei günstigem Wetter von Januar bis in den August, was drei oder vier Sätze Nachwuchs mit 2 bis 4 Jungen im Jahr zur Folge hat. Hasen sind polygam. Um den Nachwuchs kümmert sich die Häsin alleine.

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Rotfuchs © VDN / Matze

Füchse sind etwa mit zehn Monaten erwachsen. Die Ranz- oder Rollzeit beginnt Ende Dezember, erreicht im Januar den Höhepunkt und endet im Februar. Die Ranz wird durch die Ranzwitterung der hitzigen Fähe ausgelöst. Beginn und Verlauf der Ranz sind aber auch von den Witterungsverhältnissen abhängig. Der intensive Ranzgeruch wird von den Afterdrüsen der Fähe abgegeben. Eine Fähe wird häufig von mehreren Rüden gedeckt. Wie bei den Hunden können daher die Welpen eines Wurfes von mehreren Rüden stammen.

Frühlingsgefühle © VDN / Thomas Braun

Frühlingsgefühle © VDN / Thomas Braun

Luchs-Pärchen finden nur zur Paarungszeit zwischen Februar und April zusammen. Weibchen beteiligen sich gewöhnlich das erste Mal in ihrem zweiten Winter an der Ranz, männliche Tiere in ihrem dritten Winter. Die sonst einzelgängerisch lebenden Tiere markieren in dieser Zeit mit ihrem stark riechenden Urin das Kerngebiet ihrer Reviere besonders intensiv. Die Markierungen werden bevorzugt auf Nasenhöhe der Luchse an Wurzelstöcken oder Steinen abgesetzt. Auch die lauten Ranzrufe, die einem lang gezogenen „Ouh“ gleichen, sind in dieser Zeit häufig zu hören. Die Luchsin wirft Ende Mai bis Anfang Juni 2 bis 5 Junge, die sie überaus fürsorglich betreut.

Auerhahn © VDN / Ullrich Kaiser

Auerhahn © VDN / Ullrich Kaiser

Die Balzzeit des Auerwildes beginnt je nach Witterungsverlauf, Vegetation und Höhenlage im März und dauert etwa bis Anfang Juni. Dabei findet zu Beginn der Morgendämmerung die „Baumbalz“ auf einem aussichtsreichen Baum statt. Auffallend ist dabei die Haltung des Auerhahns – gefächerter, steil aufgerichteter Schwanz und hochgereckter Kopf – und der Balzgesang, eine Strophe von etwa sechs Sekunden aus dem sogenannten „Knappen“ mit dem Schnabel, dem „Trillern“ und schließlich dem „Wetzen“, das laufend wiederholt wird. Nach Sonnenaufgang balzt der Hahn auf dem Boden weiter. Während der Bodenbalz werden auch die Hennen befruchtet. 4 Wochen nach der Befruchtung schlüpfen die Küken, die noch bis Ende August / Anfang September bei der Henne bleiben.

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Der Trieb zur Fortpflanzung © VDN / Gernot Blum

Die Blattzeit der Rehe ist von Mitte Juli bis Mitte August. Der Brunftbetrieb wird durch einen speziellen Duftstoff, den das weibliche Rehwild absondert, ausgelöst. Dabei verfolgen, ähnlich wie ein Schweißhund mit tiefer Nase, die Böcke die Fährte einer brunftigen Ricke (weibliches Reh). Berühren Böcke dabei die Reviere anderer, so kann es bei gleicher Stärke unter Umständen zu heftigen Auseinandersetzungen kommen. Bei Annäherung des Bockes flüchtet in der Regel die Ricke, so dass es zu einer Hetzjagd kommt, dem sog. Treiben. Dieses Treiben kann über mehrere Kilometer gehen. Je mehr Böcke im Revier sind und je heißer die Tage, desto reger ist der Brunftbetrieb. Das „Setzen“ der Kitze erfolgen durch die verlängerte Tragzeit der Ricke in einer Zeit voller Vegetation und damit in einer Zeit optimaler äußerer Bedingungen.

Rotwild verschmust © VDN / Sven Züchner

Rotwild verschmust © VDN / Sven Züchner

Jedes Jahr ab Ende August, wenn die Geweihe der männlichen Rothirsche fertig ausgebildet sind und der Hormonspiegel steigt, wird jeder andere Hirsch zum Konkurrenten. Die lockeren Rudelverbände der männlichen Hirsche lösen sich auf, denn sie wollen nun zu den weiblichen Tieren. Sind die Platzhirsche wieder bei ihrem Rudel, röhren sie lautstark, um ihren Anspruch auf die Hirschkühe zu zeigen und Konkurrenten abzuschrecken. Manchmal kommt es auch zu spektakulären Kämpfen, wobei die Geweihe lautstark aufeinander krachen. Fortpflanzungserfolge haben fast nur die starken acht- bis zehnjährigen Tiere. In dieser Zeit wird die Nahrungsaufnahme für die männlichen Hirsche zur Nebensache, die Paarung mit den weiblichen Tieren und die Verteidigung des Rudels nimmt die ganze Kraft und Zeit in Anspruch.

Wildschwein © VDN / Frank Hans

Wildschwein © VDN / Frank Hans

Bachen, die weiblichen Wildschweine, können – sofern ihnen ausreichend Nahrung zur Verfügung steht – bereits nach 8 bis 10 Monaten geschlechtsreif werden. Keiler, die männlichen Wildschweine, sind in der Regel erst im zweiten Lebensjahr fortpflanzungsfähig. Der Beginn der Paarungszeit wird von den Bachen bestimmt. Die Paarungszeit nennt der Jäger Rauschzeit. Keiler sind ganzjährig begattungs- und besamungsfähig. Bachen können das ganze Jahr über empfängnisbereit sein. Bei guter Nahrungsversorgung kann es dazu kommen, dass sich einjährige Wildschweine, sogenannte Überläufer oder noch jüngere Tiere an der Fortpflanzung beteiligen. Hierdurch kann es zu einer unkontrollierten Vermehrung kommen.
Mehr Infos:
www.jagd.it/wildkunde/ranz-brunftzeit
wikipedia.org/wiki/Auerhuhn

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