Spechte – die Namensgeber des Spessarts

Der Mittelspecht fühlt sich in alten Laubwäldern wohl (Foto: Norbert Wimmer)

Der Mittelspecht fühlt sich in alten Laubwäldern wohl.© Norbert Wimmer

 

Der Spechtshardt, so die alte Bezeichnung der Region, verdankt seinen Namen den Spechten. Spechtshardt bedeutet „ein mit Hartholz bestocktes und von Spechten bewohntes Waldgebiet“.

Noch heute sind die Wälder und Streuobstwiesen im Spessart besonders reich an Spechten. Sieben Arten kommen vor: Buntspecht, Grünspecht, Grauspecht, Schwarzspecht, Kleinspecht, Mittelspecht und Wendehals.

 

Grünspechte sind am Waldrand und auf Streuobstweisen häufig anzutreffen (Foto: Björn Reibert)

Grünspechte sind am Waldrand und auf Streuobstweisen häufig anzutreffen. © Björn Reibert

 

Die heimischen Arten bewohnen vor allem naturnahe Wälder und Streuobstwiesen. Sie sind auffällig und wie keine andere Wirbeltiergruppe an den Baumstamm als Lebensraum angepasst. Die Vögel bewegen sich fast nur kletternd am Baum, hüpfen ungeschickt auf dem Boden und fliegen ungern weite Strecken.

Die meisten Arten ernähren sich von Insekten, die sie in oder unter der Baumrinde beziehungsweise Borke oder in morschem Holz finden. Dazu klettern sie an den Bäumen aufwärts und suchen nach hohlen Stellen, indem sie mit ihrem langen Schnabel die Stämme abklopfen. Sie legen die Beute mit dem Schnabel frei und nehmen sie mit ihrer langen, mit Widerhaken besetzten Zunge auf. Der Wendehals und der Grünspecht leben hauptsächlich von Ameisen und deren Puppen, die sie am Boden suchen.

 

Der Mittelspecht ist etwas kleiner als der Buntspecht und an der leuchtend roten Haube gut zu erkennen (Foto: Norbert Wimmer)

Der Mittelspecht ist etwas kleiner als der Buntspecht und an der leuchtend roten Haube gut zu erkennen. © Norbert Wimmer

 

Besonders typisch für die Eichen des Spessarts ist der Mittelspecht. Dabei kann man Bunt- und Mittelspecht auf den ersten Blick durchaus verwechseln, zumal beide den gleichen Lebensraum bewohnen. Doch der Mittelspecht ist kleiner und bewegt sich geschmeidiger. Beide Geschlechter haben eine sich über den ganzen Kopf erstreckende feuerrote Haube, die bei Erregung aufgerichtet wird. Das lautstarke Gequäke des Mittelspechts, vornehm ausgedrückt „sein Frühlingsgesang“, prägt sich sofort ein. Der Mittelspecht gilt als Stocherspecht. Er braucht Bäume mit rauer Borke, weil er mit seinem vergleichsweise schmalen, pinzettenartigen Schnabel in den Klüften und Rissen nach Insekten und Spinnen sucht. Ähnlich wie bei vielen anderen Vogelarten, ist sein Vorkommen nicht an eine bestimmte Baumart gebunden, sondern weist vielmehr auf eine bestimmte Struktur innerhalb von Laubwäldern hin.

 

Der Schwarzspecht ist die größte heimische Spechtart (Foto: Norbert Wimmer)

Der Schwarzspecht ist die größte heimische Spechtart. © Norbert Wimmer

 

Der Mittelspecht galt bis in die jüngere Vergangenheit als typischer Bewohner von alten Eichenwäldern. Heute weiß man aber, dass er auch in alten, über 180-jährigen Buchenwäldern vorkommt. Zu dieser Einschätzung trug die Tatsache bei, dass die Eiche mit ihrer bereits von Jugend an rauen Borke schon in einem Alter von 80 Jahren als Lebensraum für den Mittelspecht geeignet ist. Bei einem angestrebten Baumalter von bis zu 300 Jahren kann er also Wälder der Eiche über viele Jahrzehnte besiedeln. Da er zwischen zehn und 30 Hektar geeignete Fläche pro Brutpaar benötigt, erfüllen sich seine Ansprüche am häufigsten in älteren Eichenbeständen.

Wer diesen typischen Spessart-Specht kennenlernen und sein „Gequäke“ hören will, sollte sich an einem Märztag zu einem Spaziergang aufmachen. Zum Beispiel in den Lohrer Stadtwald oder das Rothenfelser Ruderschaftsholz.

 

Schwarzspecht Nachwuchs © Norbert Wimmer

Schwarzspecht Nachwuchs © Norbert Wimmer

 

Alle Spechte werden übrigens als „Zimmerleute des Waldes“ bezeichnet. Denn die meisten Arten legen an Faulstellen im Holz ihre geräumigen und wetterfesten Höhlen an. Meist werden mehrere Höhlen gleichzeitig genutzt. So schaffen sie Nistplätze und Mutterstuben für zahlreiche Zweitnutzer wie Singvögel, Käuze, Marder, Siebenschläfer und Fledermäuse.

Text: Dr. Volker Zahner

 

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