Wandertipp zwischen den Jahren: „Rund um die Heideseen von Groß Köris“

In diesem Jahr wurde ein neuer Wanderweg im Naturpark ausgewiesen. Er führt rund um die Heideseen von Groß Köris. Beginnend am Bahof geht es zuerst durch den Ort bis zur denkmalgeschützten Zugbrücke.

In diesem, nun zu Ende gehenden Jahr 2014  wurde vom Fremdenverkehrsverein Schenkenlandtourist e.V. in Groß Köris ein neuer Wanderweg ausgewiesen. Er führt durch den Ort und um einige der nördlich des Dorfes gelegenen Heideseen.  Der Weg startet am Bahnhof, führt über die Schranke in Richtung Ortsmitte, folgt solange der Berliner Straße, bis linkerhand nach Nordosten die Seebadstraße abbiegt.  Hier sollten sie die Blicke aufs Straßenpflaster lenken und die hochkantig im Fischgrätenmuster verlegten Ziegelsteine beachten (1). Im Dahmeland erlebte die Ziegelindustrie zum Ende des 19. Jahrhunderts einen regelrechten Höhepunkt, nahegelegene Ziegeleien gab es in Klein Köris und in Löpten. Vermutlich haben wir es auf der Seestraße mit Steinen von diesen Brennereien zu tun, denn der helle, ockerfarbene Ton ist typisch für die regionalen Ablagerungen.

Rundweg  (Genehmigung dr Kartengrundlage Landesvermessung Brandenburg - GBG 1/99)

Rundweg
(Genehmigung dr Kartengrundlage Landesvermessung Brandenburg – GBG 1/99)

Schon bald grüßt zwischen den Baumwipfeln der spitze Turm der  als Denkmal geschützten  evangelischen Christus-Kirche mit ihrer floralen Innenausmalung im Jugendstiel (2) Vorbei an der Marina von Groß Köris und Restaurationen tritt man auf das alte Straßenpflaster der Lindenstraße. Schon fällt der nächste Zeitzeuge auf: die denkmalgeschützte Zugbrücke (3) . 1786 wurde sie das erste Mal erbaut, vorher war es eine abnehmbare Bohlenbrücke. Bis heute ist sie „im Dienst“ und der Brückenwärter lässt die Überspannung zwischen Schulzensee und Großem Moddersee stündlich in die Höhe steigen, um so die Wasserstraße zwischen den Teupitzer und Köriser Gewässern freizugeben.

Nördlich der Zugbrücke erlangen wir den historischen Ortskern. Es sind nur wenige Gebäude übrig, die darauf schließen lassen. Dieses „Kopftuch-Viertel“ war Wohnort der Bauern und eine Brücke über den Groß Köris‘chen Kanal hatte immense Bedeutung für die Verbindung zwischen altem Dorfkern und dem neuerem Ortsteil südlich der Wasserstraße.  Vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts siedelten sich entlang der Seebadstraße Wochenendgäste, Intellektuelle aus der Stadt und reichere Bürger an. Deshalb wird diese Seite des Ortes im Volksmund vornehm das „Hut-Viertel“ genannt.

Das Naturdenkmal „Drei Eichen“ am Straßendreieck Pätzer- und Motzener Straße (4) hatte ursprünglich drei stattliche Eichen, heute ist die Nummer drei bereits nachgepflanzt. Mit zunehmendem Alter werden diese Bäume für Insekten interessant, vor allem der Heldbock oder Großer Eichbock, findet in den alten Baumriesen seinen Lebensraum.

Wir folgen der Motzener Straße und langsam bleibt der Ort hinter uns. Nach Westen biegen wir in den Grünen Weg ab, können bald den Großen Roßkardtsee zwischen Bäumen erspähen und finden Möglichkeiten, an sein Ufer zu treten (5). Mit fast 20 Meter Tiefe ist er ein beliebter Badesee.

Dem aufmerksamen Wanderer fallen nicht nur Bäume stattlichen Alters auf, er nimmt auch unterschiedliche Waldbilder wahr. Neben dem klassischen Stangenforst sehen wir reichlich frischen Jungaufwuchs. Die Landschaft selbst zeigt sich sanft hügelig und wir wissen, es handelt sich um Endmoränen aus eisigen Zeiten.

Wir erreichen die Bahnstrecke Berlin-Cottbus. In südwestlicher Richtung erstreckt sich die Köriser Mochheide. Moch ist ein alter Begriff für Moos. Früher wurden von  solchen Flächen  Nadeln, Flechten und Moose als Einstreu für den Stall zusammen geharkt. Die Senken in östliche Richtung sind mit Erlenbruch und Laubwald bewachsenen. Sie gehörten ursprünglich zur Seenfläche, die im Laufe vieler Jahre verlandet ist.

Auf dem sandigen, trockenen Bahndamm findet sich ein besonderer Lebensraum: Sandrasen.  In den nächsten Jahren widmet sich das Projekt „LIFE Sandrasen im Dahme-Seengebiet“ diesen selten gewordenen Trockenflächen. Die hier ansässigen Pflanzen und Tiere sind wahre Überlebenskünstler, die mit extremen Bedingungen klar kommen. Stellvertretend sei die Sandstrohblume, auch Immortelle genannt. Trotz sengender Hitze und Trockenheit leuchten  ihre gelben Blüten durch den Sommer. Viele Käfer, Schmetterlinge und Heuschrecken nutzen  solche Pflanzen als Nahrungsquellen.  Eine Tafel zum Naturschutzprojekt „Sandrasen“ informiert hier über die Entstehung der zu schützenden Lebensräume (6).

Bauernkiefer_Hofjagdweg_web

Dem Weg folgend begegnen uns dicke, alte Bauern-Kiefern (7). Sie erzählen von früherer Waldnutzung durch die hier ansässigen Bauern.  Auf der Strecke bis zum Güldensee kommt man an weiteren trockenen Wiesenflächen vorbei, sogenannten Sandschellen. Fast unmerklich umrunden wir hier den Kleinen Roßkardtsee, dessen Ufer vollständig bebaut sind.

Ein kurzes Stück des Weges, etwa 60 Meter, folgen wir der  „Motzener Straße“  und halten uns dann der Ausschilderung folgend  in nordwestliche Richtung.  Hier treffen wir erneut auf eine typische Sandrasen-Fläche und dann entführt uns der Weg in den Trauben-Eichen-Kiefernwald (8). Auf einem idyllischen Uferweg umrunden wir den Güldensee. Mit sehr geringer Wassertiefe lädt er nicht zum Baden ein, doch Seerosen und Schwäne fühlen sich wohl. Am Nordufer kommen wir an Resten alter Anlagen aus der Zeit vor 1945 vorbei. Viel schöner jedoch ist der Ausblick auf den Güldensee, der ab und an durch die Bäume blinkt (9).

Am Ostufer des Güldensees erreichen wir wieder die Motzener Straße. Sie ist Teil des Hofjagdweges. Entlang des asphaltierten Radweges kann man auf Spuren preußischer Geschichte von Königs Wusterhausen bis in den Spreewald unterwegs sein. Auf dem Rückweg nach Groß Köris erblicken wir hin und wieder stattliche dicke Bauern-Kiefern. Und die Lachten in den alten Harzbäumen (10) auf den Dünenzügen erzählen aus der sozialistischen Forstwirtschaft. So schreiben die verschiedenen Waldbilder ihr eigenes Geschichtsbuch!

Roßkardtsee_web

 

Ein Beitrag von Naturpark Dahme-Heideseen

Naturpark Dahme-Heideseen

Arnold-Breithor-Str. 8
15754 Heidesee

Telefon

  • (+49) 033768 969-0

Faxnummer

  • (+49) 033768 969-10

Email Adresse

Webseite

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert