Sortenvielfalt und Direktvermarkter:innen aus dem Naturpark

© Naturpark SFW Archiv

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Weltweit sind uns etwa 400.000 Pflanzenarten bekannt. Von 30.000 Arten, die für den Menschen genießbar sind, werden ca. 20.000 Arten genutzt. Kultiviert hat der Mensch etwa 500 verschiedene Pflanzenarten, von denen lediglich sieben als Grundnahrungsmittel die Weltbevölkerung ernähren. Dies sind meist Hochleistungssorten, die sich vorwiegend durch hohe Ernteerträge auszeichnen. Durch diese hochgezüchteten Sorten werden allerdings Landsorten, die durch langandauernde natürliche Selektion entstanden sind, verdrängt. Dabei stellt sich die Frage, wieviel Vielfalt dadurch auf den Äckern verloren geht? Nutzpflanzen dienen Menschen und Tieren als Nahrungsmittel. Sie werden in der Medizin für Textilien, Genussmittel oder technische Zwecke verwendet. Neben Kulturpflanzen zählen auch Wildpflanzen zu unseren Nutzpflanzen.

Wussten Sie, dass ein Großteil unserer Nutzpflanzen von Insekten bestäubt wird und dass wir ohne sie auf viele Früchte verzichten müssten? Daher trägt der Schutz von Wildbienen, Schmetterlingen, Fliegen und Käfern enorm zum Erhalt der Sortenvielfalt bei. Das Projekt „Blühender Naturpark“ setzt sich für mehr Artenvielfalt im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald ein. Nach und nach werden in den Gemeinden und auf Unternehmensflächen im Naturpark blütenreiche und naturnahe Grünflächen gestaltet. Dabei wird das Pflegemanagement umgestellt und bei Bedarf mit mehrjährigem, gebietsheimischem Saatgut gearbeitet. So soll wieder das normal werden, was früher selbstverständlich war: Vielfalt im Siedlungsraum!

Doch warum ist Vielfalt überhaupt wichtig?

Vielfalt bildet zum einen die Grundlage der menschlichen Ernährung und zum anderen ist sie entscheidend für das ökologische Gleichgewicht der Kulturlandschaften. Wichtig für den Erhalt der Sortenvielfalt ist ihre Nutzung. Zwar wird in Genbanken die Lebensfähigkeit von Saatgut aufrechterhalten. Die laufende Anpassung von Kulturpflanzen an Umweltveränderungen kann jedoch nur durch landwirtschaftlich-gärtnerische Zusammenhänge und ihren Anbau in Gärten oder auf Äckern stattfinden. Außerdem kann das Wissen über den Pflanzenanbau, spezielle Gebrauchseigenschaften oder Verarbeitungsmöglichkeiten nur weitergegeben werden, wenn die praktische Anwendung auch in Zukunft fortgeführt wird.

Das ist aber noch nicht alles, Vielfalt ist …

gesund und schmeckt, weil viele Landsorten eine andere Nährstoffzusammensetzung haben

ökologisch, weil Vielfaltssorten mit ihrer Anpassungskraft auf Agrarchemie verzichten können

sozial, weil sie das Werk von vielen ist

demokratisch, weil sie unser gemeinsames kulturelles Erbe ist

unabhängig, weil wir selbst entscheiden, was auf den Feldern wächst und auf unseren Tellern landet

Neben alten Nutzpflanzen sind alte Nutztierrassen ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Kulturgeschichte. Sie sind das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses, über Generationen und Jahrhunderte gezüchtet. Durch ihre Anpassung an Klima und Standort prägen sie ihr Verbreitungsgebiet in vielfältiger Weise und gelten als wichtiges genetisches Erbe. Vielen Menschen ist bewusst, dass Wildpflanzen und Wildtiere aussterben, aber nur wenigen ist bekannt, dass dies auch in der Landwirtschaft, gleich nebenan, mit Nutztierrassen geschieht. Zahlreiche Nutztierrassen sind in Deutschland bereits verschwunden und mit jeder verlorenen Rasse geht auch ein wertvolles genetisches Potential verloren, ein unwiederbringlicher Verlust von Kulturgut und eine Verarmung des Landschaftsbildes. Einige Direktvermarkter und -Direktvermarkterinnen setzten daher gezielt auf den Erhalt der alten Rassen. So auch der Biohof Vogel, der in diesem Newsletter mit einem Produkt des Monats vertreten ist. Über 130 Nutztierrassen stehen allein in Deutschland auf der Roten Liste. Diese wird von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) herausgebracht. Die GEH will damit auf die Situation des Verlustes genetischer Vielfalt bei landwirtschaftlichen Nutztieren hinweisen. Seit 1984 macht sie mit der Ernennung der „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ deutlich, dass auch in der Landwirtschaft das Rassensterben Einzug hält. Im Jahr 2022 ist das Walachenschaf zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ ernannt worden. Es ist in der Roten Liste als „extrem gefährdet“ eingestuft. Diese alten Nutztierrassen sind ein zu schützendes Kulturgut, ähnlich wie Baudenkmäler, Kunstwerke oder ein alter Baum.

Sie wollen wissen, wo im Naturparkgebiet die Sortenvielfalt erlebbar ist? Dann bestellen Sie sich die Broschüre „Sortenvielfalt im Naturpark“ bequem über die Broschürenbestellung des Naturparks.

Unsere Direktvermarkter:innen

Der Konsum regionaler Lebensmittel hilft den Landwirt:innen vor Ort und weist in der Regel eine kurze Wegstrecke auf. Allerdings ist der Begriff „Region“ nicht einheitlich definiert und daher recht dehnbar. Es lohnt sich also beim Einkauf genauer hinzuschauen, ob die angepriesenen regionalen Produkte im Supermarktregal auch tatsächlich aus der umliegenden Region stammen oder etwa nur dort verpackt wurden. Auf Wochenmärkten und in Hofläden ist es einfacher, die Herkunft herauszufinden, denn hier können die Verkäufer:innen direkt gefragt werden. Abseits der Supermärkte gibt es im Naturpark zahlreiche Möglichkeiten, den eigenen Einkaufskorb mit saisonalen und regionalen Produkten zu füllen.

Besuchen Sie unsere Naturparkmärkte  und lernen Sie die Direktvermarkter:innen aus dem Naturparkgebiet kennen, die frische und leckere Lebensmittel direkt vor Ort produzieren und im Hofladen oder auf Wochenmärkten verkaufen.

Seit Mitte Juni gibt es auf der Facebook-Seite des Naturparks den “Direktvermarkter-Dienstag”. Jede Woche wird ein landwirtschaftlicher Betrieb, die Personen die ihn bewirtschaften und ihre Produkte vorgestellt. Der Naturpark möchte dadurch DANKE sagen: Durch ihre Arbeit bereichern die Direktvermarkter:innen unsere Vespertouren und/oder Naturparkmärkte.

 

Ein Beitrag von Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald

Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald

Marktplatz 8
71540 Murrhardt

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  • 07192-9789-000

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