Ein Gespräch mit den Gründern von Heidesee Esel

In der Rubrik „Promi des Monats“ stellen wir jeden Monat eine/n Akteur/in aus dem Naturpark Dahme-Heideseen vor, um die Entwicklung des Naturparks und die Vielfalt der Arbeitsbereiche darzustellen. Diesmal treffe ich Nicole und Daniel Fiedler von Heidesee Esel.

Nicole und Daniel Fiedler mit Esel Marta (© Teresa Zeuner)

Seit 2018 bietet Familie Fiedler Eselwanderungen im Naturpark an und ist auch auf dem Weg zum zertifizierten Naturpark-Partner. Wie sind sie „auf den Esel gekommen“?

Nicole ist in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen. Ihre Großeltern waren schon in der Landwirtschaft tätig. Nach ein paar Jahren Büroarbeit hat sie sich für ihren Herzensweg entschieden und wurde Landwirtin. Ihr Mann Daniel, von Kind an Streganzer, ist ähnlich geprägt. Die Großeltern hatten ebenfalls eine Landwirtschaft. Nach ein paar Jahren im Beruf des Schornsteinfegers entschied auch er sich dem inneren Ruf zu folgen und mit Tieren zu arbeiten. Beide verbindet die Vision einer sinnstiftenden, freien und selbstbestimmten Arbeit mit Tier und Mensch.

Welche Voraussetzungen benötigt man für diesen Traumberuf?

Für Daniel ist es die Freude an der Tierhaltung, jedes Wetter zu mögen und gern draußen zu arbeiten. Er möchte mit seiner Arbeit seine Umwelt und das Leben der Dorfgemeinschaft mitgestalten. Das ist für ihn eine Art Kunst in Verbindung mit dem Blick fürs große Ganze: „Wir haben unsere Erde von unseren Kindern nur geliehen. Wenn ich heute eine kilometerlange Hecke entlang der Felder pflanze, wird diese noch vielen Generationen nach uns nützlich sein. Ich möchte mein Land so pflegen, dass es auch noch für meine Kinder und Enkelkinder noch wertvoll ist.“

„Besonders interessant ist die Vielfalt der Kreislaufwirtschaft im bäuerlichen Betrieb. Beispielsweise gewinnen wir durch die Bienenhaltung u.a. Wachs, das wir für die Eselsattelpflege, und Propolis für Mensch und Tier nutzen können.“ sagt Nicole. Sie beschreibt den Beruf der Landwirtin als Multitalent: „Traktor fahren, Tierhaltung, Pflanzenanbau, Arbeit am PC, Touristen Guide und vieles mehr (…)“.

Um ihr vielseitiges fachliches Wissen auf dem neuesten Stand zu halten, nennen die beiden „das Lesen von Sachbüchern, Teilnahme an Schulungen und Workshops“. Beispielsweise bietet das Landwirtschaftsamt immer wieder interessante Schulungen an.

Aber auch das Netzwerk will gepflegt werden. Ist der Landwirt auch ein Multitalent, so braucht er trotzdem gegenseitige Unterstützung und Wissenstransfer in einem guten Netzwerk. Daniel und Nicole sind seit letztem Jahr zertifizierte Natur- und Landschaftsführende im Naturpark und nehmen seit zwei Jahren am Naturpark-Projekt Katzensprung 2.0 teil. „Der fachliche Austausch hat uns bereits viel Nutzen und Freude gebracht.“ sagt Nicole. Noch in diesem Jahr wird der Landwirtschaftsbetrieb Heidesee Esel zum Naturpark-Partner zertifiziert.

Was sind eure schönsten Erlebnisse?

Für beide ist es die überraschende Geburt von Eselfohlen Marta im November 2018. „Das war die erste Tiergeburt seit langem auf unserem Hof.“ berichtet Daniel. Und als weiteres sehr bewegendes Erlebnis fügt er hinzu: „Als ich mit der Kündigung der Pachtverträge in der Hand zur Agrargesellschaft gefahren bin.“ Beide erzählen, dass die Landwirtschaftsflächen ihrer Großeltern zu DDR Zeiten jeweils teilweise enteignet wurden. Das ist ein Generationentrauma, welches die Familiengeschichten von Daniel und Nicole verbindet. Nicole: „Ich kann mich an den Tag erinnern, als zum ersten Mal nach 60 Jahren wieder Tiere frei auf dem eigenen Land standen. Wir sind so stolz den Betrieb für unsere Familien wieder leben zu können.

Sie kennen auch skurrile Erlebnisse. Daniel: „Ich habe einmal Touristen einen Wanderweg entlang der Maisfelder beschrieben. Doch sie wussten nicht wie Mais überhaupt aussieht. Bei einer anderen Esel Tour wollten Gäste Hunde-Leckerlies an die Esel füttern und wussten nicht, dass Esel Pflanzenfresser sind. Das hat mir beispielsweise gezeigt, welchen Beitrag wir auch im naturnahen Tourismus und der Umweltbildung leisten können.“

Wenn ihr als Naturpark-Akteur unseren Kindern eine Sache mitgeben könnten, was wäre dies?

Daniel: „Selbstbewusstsein entsteht durch Selbstwirksamkeit. Kinder und Jugendliche sollen nicht denken „Ich kann nichts bewirken.“. Doch! Das können sie! Ich würde ihnen sagen, dass all ihre Gedanken und Taten eine Wirkung haben. Selbstbestimmt handeln und keine Angst haben, Fehler zu machen. Zu erleben, dass das eigene Handeln etwas ändert. Das ist eine wichtige Voraussetzung für alle Lebensbereiche.“ Nicole fällt dabei eine Geschichte aus ihrer Imker-Ausbildung ein: „Ich war damals kurz davor die Ausbildung abzubrechen. Ich konnte mich einfach nicht mit der konventionellen Bienenhaltung identifizieren und habe diese als nicht wesensgemäß empfunden.“ Daniel hat sie damals ermutigt weiterzumachen und ihren Werten treu zu bleiben. „Ich habe dann einen alternativen und natürlicheren Weg der Bienenhaltung gefunden, den ich jetzt weiterverfolge. Zum Ende der Ausbildung war ich aufgrund meiner Zweifel die Einzige ohne Bienenvolk. Jetzt halte ich glückliche und gesunde Bienen und bin froh, auf mein Herz gehört und meinen eigenen Weg gefunden zu haben.“ sagt Nicole. Sie würde Kindern raten, „sich nichts überhelfen zu lassen“ und „sich selbst und den eigenen Werten treu zu bleiben“. Nicole: „Mit deinem Vorleben hast du immer eine Wirkung um dich herum.“

Was macht den Naturpark eurer Meinung nach so besonders?

„Die Landschaft des Naturparks ist sehr abwechslungsreich. Von Feucht- bis Trockengebieten ist alles dabei“ so Daniel. „Es gibt so vielfältige Lebensräume. Das merken wir schon auf unseren eigenen Flächen.“ Beide schätzen dabei auch sehr die geringe Bevölkerungsdichte.

Welche Entwicklung wünscht ihr euch für den Naturpark?

Daniel wünscht sich Alternativen in der Energiegewinnung und keine Solarfelder und Windparke in Landschaftsschutz- und Naturschutzgebieten“. Beiden liegt zudem die Etablierung des Naturnahen Tourismus am Herzen. „Da gibt es in unserem Naturpark noch zu wenig Angebote“ so Nicole. Beide freuen sich, dass „die Unterstützung der Gemeinde Heidesee vorhanden ist und dieses Ziel im neuen Flächennutzungsplan umgesetzt wird.“

Im Naturnahem Tourismus gibt es noch einiges zu tun. „Ich wünsche mir einen besseren Ausbau des ÖPNV für den Individualtourismus.“ so Nicole. „Auch die Besucherlenkung und ein gezielter Ausbau der Haupt-Wanderwege und Parkplätze“ ist Nicole wichtig. „Wildparken sollte möglichst vermieden werden. Auch wegen der Waldbrandgefahr.“

Was sind eure Lieblingsecken im Naturpark?

Daniel liebt die Landschaft rund um Streganzberg und die Blutbuchenallee. Nicole fügt hinzu „Mein Lieblingspatz ist das Natur- und Bodendenkmal Alte Krüppelkiefer.“ Das Gebiet um die Krüppelkiefer ist ein Bodendenkmal aus der Bronze-Zeit. Unter der Erde befindet sich ein Gräberfeld. Darüber die Pferdekoppel von Daniel und Nicole. Für Nicole verbindet dieser Ort somit die Geschichten früherer Generationen, unserer Vorfahren, mit den Heutigen.

Wer selbst einmal den Naturpark auf einer Eselwanderung entdecken möchte, kann sich hier informieren.

Ich danke Nicole und Daniel Fiedler für das inspirierende Gespräch und wünsche weiter viel Erfolg und Freude auf ihrem Herzensweg.

Naturpark Dahme-Heideseen

Arnold-Breithor-Str. 8
15754 Heidesee

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