Was ist da an den Straßenleuchten los?

Oktober 2020

Naturschutzprojekt sucht Unterstützung durch Bevölkerung

In einigen Kommunen Deutschlands hängen seit diesem Jahr merkwürdige sackähnliche Gebilde an Straßenleuchten. Wer genau hinschaut, findet auch zeltartige Konstruktionen auf den Gewässern in der Nähe dieser Straßenleuchten. Was hat es damit auf sich?

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Straßenlaterne mit Insektenfalle in Krakow am See. Foto: Martin Post

Es handelt sich hierbei um Insektenfallen, mit denen das Projekt „Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung“ (AuBe) dem nächtlichen Insektensterben auf der Spur ist.

Weltweit nimmt die nächtliche Himmelshelligkeit jährlich um 2 bis 6 Prozent zu – mit unabsehbaren Konsequenzen für die Ökosysteme. Straßenbeleuchtung hat daran einen bedeutenden Anteil. Aber auch die private Beleuchtung wie Werbeschilder, Garten- und Balkonbeleuchtung nimmt rasant zu. Künstliches Licht aber kann nachtaktive Fluginsekten stark beeinträchtigen. Welche Insekten besonders betroffen sind und welches Beleuchtungsdesign mehr bzw. weniger negative Auswirkungen hat, wird im Rahmen des Projektes in den Städten Krakow am See (Mecklenburg-Vorpommern), Fulda (Hessen) sowie den Ortschaften Neuglobsow und Gülpe (beide Brandenburg) untersucht.

Um das Vorkommen und Verhalten der Insekten über vier Jahre zu untersuchen und die Ergebnisse vergleichen zu können, muss die Beleuchtungssituation aber erst einmal verändert und an manchen Orten sogar verschlechtert werden. Die lobenswerte Halbnachtschaltung in vielen Gemeinden, die nur in wenigen Stunden, wenn tatsächlich nur Passanten unterwegs sind, eingeschaltet ist, muss in der Projektlaufzeit während der Untersuchungen in den Monaten März bis Oktober aufgehoben werden. Denn Ziel ist es, alle Insektengruppen zu untersuchen, aber nicht alle fliegen in den frühen Abendstunden, für viele beginnt der Tag erst weit nach Mitternacht.

Das AuBe-Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Die technischen Voraussetzungen für das insektenfreundliche Straßenbeleuchtungsdesign werden durch das Fachgebiet der Lichttechnik an der TU-Berlin untersucht. Die ökologischen Auswirkungen eines optimierten Straßenbeleuchtungsdesigns werden wissenschaftlich durch das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) begleitet.

Wichtig dabei sind die Datenerhebungen durch Freiwillige, die sich als Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an dem Projekt beteiligen möchten. Ohne diese Unterstützung kann weder die Masse der Insekten bestimmt, noch die Auswirkung der Beleuchtung auf den Nachthimmel kontinuierlich gemessen werden. Mitmach-Aktionen und Umweltbildung bieten im kommenden Jahr der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide, das Umweltzentrum Fulda, das Stechlinsee-Center in Neuglobsow und der NABU Westhavelland. Alle Termine werden auf der Website des AuBe-Projektes (www.tatort-strassenbeleuchtung.de) bekannt gegeben. Folgende Mit-Mach-Aktionen bietet das Projekt an:

*             Mithilfe während des monatlichen Insekten-Monitorings beim Aufstellen und Entleeren der Fallen.

*             Workshops für die Bestimmung der gefangenen Insekten, in welchen erlernt werden kann, wie die Insekten in Ordnungen gruppiert werden und welche ökologischen Funktionen sie erfüllen.

*             Messungen der Nachthimmelshelligkeit. Interessierte aus ganz Deutschland können Beobachtungen über die Sichtbarkeit der Sterne anhand der App „Verlust der Nacht“ messen. Im Rahmen des Projektes werden gezielt Messveranstaltungen durchgeführt werden, um die Auswirkungen des neuen Straßenbeleuchtungsdesigns lokal zu untersuchen.

Außerdem sucht das AuBe-Projekt Expertinnen und Experten, die einzelne Insektenordnungen, z.B. Nachtfalter oder Eintagsfliegen, bis auf Artniveau bestimmen können. Anwohnerinnen und Anwohner werden gebeten, durch Installation von Photometern auf ihren Grundstücken die nächtliche Himmelshelligkeit dauerhaft zu messen und diese Daten dem Netzwerk beizusteuern. Die Anwohnerschaft der Straßenabschnitte, in denen das Insektenmonitoring stattfindet, kann das Projekt unterstützen, indem sie einmal pro Monat eine kleine Stellfläche für Lichtfallen auf ihren Grundstücken zur Verfügung stellen.

Wir werden über den Fortgang des Projektes hier im Newsletter berichten.

 

 

Ein Beitrag von Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide

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