Naturschutz-Taucher im Drewitzer See

September 2022
Ein Beitrag von Bjarne Riesbeck (Förderverein Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide e.V.)

Karow. Im August fand bereits das zweite Treffen der Naturschutztaucher in der Nossentiner/Schwinzer Heide statt, diesmal am und im Drewitzer See. Dieser kalkhaltige Klarwassersee liegt isoliert inmitten der weiten Wälder des Naturparkes und darf ausschließlich mit einer Sondergenehmigung betaucht werden, weil es sich bei dem See um ein Naturschutzgebiet handelt. Der Einstieg erfolgte in einer unzugänglichen Bucht. Er gestaltete sich recht schwierig, da man samt Tauchausrüstung in der weichen Kalkmudde des Uferbereichs zu versinken drohte.

Letzte Vorbereitungen der Naturschutz-Taucher. Foto: Ralf Baumann

Letzte Vorbereitungen der Naturschutz-Taucher. Foto: Ralf Baumann

Der Tauchgang beginnt direkt am Schilfgürtel. Foto: Ralf Baumann

Der Tauchgang beginnt direkt am Schilfgürtel. Foto: Ralf Baumann

Beim Abtauchen war die Enttäuschung groß: Abgesehen von ein paar Muscheln war von Leben keine Spur. Man blickte auf eine Mondlandschaft aus Kalkmudde und Kratern, deren Verursacher vermutlich Karpfen waren. Erst im Außenbereich der Bucht eröffneten sich die weitläufigen Wiesen von Grünalgen und Armleuchteralgen (Characeen). Für diese Characeen-Bestände mit mindestens 12 verschiedenen Arten ist der Drewitzer See unter Naturschützern überregional bekannt und beliebt. Umgeben von Stichlingen und Barschen ging es nun an das Sammeln von Proben der verschiedenen Wasserpflanzen.

Der Einstiegsbereich in der Bucht gleicht einer Mondlandschaft. Foto: Silke Oldorff

Der Einstiegsbereich in der Bucht gleicht einer Mondlandschaft. Foto: Silke Oldorff

Die Unterwasser-Wiesen bieten verschiedenen Tieren Nahrung und Unterschlupf. Foto: Ralf Baumann

Die Unterwasser-Wiesen bieten verschiedenen Tieren Nahrung und Unterschlupf. Foto: Ralf Baumann

Im Vergleich zum Plauer See waren die Sichtverhältnisse hier deutlich besser, weswegen auch die Vegetation bis in größere Tiefen vordringen kann. Fast 11 Meter unter der Oberfläche wurden die letzten lebenden Vertreter bei eisiger Wassertemperatur von 4 °C vorgefunden. Zurück in seichterem und wärmerem Wasser kreuzte ein junger Hecht und ein aufgeregter Flusskrebs. Unter Naturschutz stehende Steinbeißer tummelten sich in sandigen Bereichen des Gewässergrundes.

In einer Tiefe von 10,6 Metern wurde Vegetation in Form von Grünalgen (Vaucheria dichotoma) vorgefunden. Foto: Silke Oldorff

In einer Tiefe von 10,6 Metern wurde Vegetation in Form von Grünalgen (Vaucheria dichotoma) vorgefunden. Foto: Silke Oldorff

Hervorragend getarnte Steinbeißer besiedeln die vegetationsarmen Flachwasserbereiche. Foto: Silke Oldorff

Hervorragend getarnte Steinbeißer besiedeln die vegetationsarmen Flachwasserbereiche. Foto: Silke Oldorff

Aus der umliegenden Vegetation stach immer wieder Krebsschere (Stratiotes aloides) heraus. Je nach Nährstoffgehalt des Wassers kommen diese Pflanzen entweder an der Oberfläche treibend oder abgesunken am Gewässergrund vor. Ebenfalls auffällig war, dass die Characeen-Wiesen teilweise von Algenaufwuchs bedeckt wurden, welcher die darunterliegende Vegetation ersticken kann.

Krebsscheren (Stratiotes aloides) sind besonders auffällig. Foto: Silke Oldorff

Krebsscheren (Stratiotes aloides) sind besonders auffällig. Foto: Silke Oldorff

Der Algenaufwuchs kann die Characeen-Vegetation darunter ersticken. Foto: Silke Oldorff

Der Algenaufwuchs kann die Characeen-Vegetation darunter ersticken. Foto: Silke Oldorff

Zurück an der Oberfläche war ein Seeadler zu bestaunen, der gerade zum Landeanflug auf eine nahegelegene Kiefer ansetzte. Die Auswertung der Pflanzenproben erfolgte direkt am See. Das mitgebrachte Binokular wurde einfach auf der Ladefläche vom Pick-up der Tauchschule platziert. Mit diesem konnten 4 verschiedene Armleuchteralgen-Arten identifiziert werden. Insgesamt konnten 8 lebensraumtypische submerse Arten erfasst werden, welche derzeit noch auf ein gesundes Ökosystem schließen lassen. Jedoch gab es auch erste Anzeichen für Eutrophierung, insbesondere die größeren Vorkommen von Rauem Hornblatt (Ceratophyllum demersum) und Kamm-Laichkraut (Stuckenia pectinata) deuten darauf hin. Ein weiteres Monitoring ist daher dringend erforderlich, um ein mögliches Kippen des Sees hin zu weiterer Eutrophierung frühzeitig erkennen zu können. Dieses wäre mit dem Verschwinden vieler der vorkommenden Arten verbunden.

Die Gegensätzliche Armleuchteralge (Chara contraria). Foto: Silke Oldorff

Die Gegensätzliche Armleuchteralge (Chara contraria). Foto: Silke Oldorff

Eutrophierungsanzeiger deuten auf Nährstoffeinträge hin. Foto: Silke Oldorff

Eutrophierungsanzeiger wie das Ährige Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) deuten auf Nährstoffeinträge hin. Foto: Silke Oldorff

In dem betauchten Abschnitt erhielt der Drewitzer See auf einer Skala von A bis C aufgrund von Fraßschäden und Eutrophierung lediglich ein durchschnittliches B. Für einen Referenzsee ist dieses Ergebnis sicherlich ernüchternd, allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass man in anderen Bereichen deutlich bessere Ergebnisse erzielen würde. Daher wird demnächst an einem anderen Seeabschnitt weitergetaucht.

Die Vegetation der Flachwasserbereiche wies ebenfalls Algenbewuchs und Beschädigungen auf. Foto: Silke Oldorff

Die Vegetation der Flachwasserbereiche wies ebenfalls Algenbewuchs und Beschädigungen auf. Foto: Silke Oldorff

Ein amerikanischer Flusskrebs sitzt auf Rauem Hornblatt (Ceratophyllum demersum). Foto: Silke Oldorff

Ein amerikanischer Flusskrebs sitzt auf Rauem Hornblatt (Ceratophyllum demersum). Foto: Silke Oldorff

Bei Interesse am Naturschutz-Tauchen oder Fragen hierzu kann sich gerne an Bjarne Riesbeck (Bjarne.Riesbeck@lung.mv-regierung.de) gewandt werden. Aufgrund der hohen Nachfrage in der Naturparkregion wird eine zweite Ausbildungseinheit stattfinden.

Der Förderverein des Naturparks bedankt sich bei dem NABU-Bundesfachausschuss Lebendige Seen und der Tauch- & Schwimmschule Abenteuer + Wassersport in Plau am See für die hervorragende Zusammenarbeit.

 

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