Rückbau statt Landschaftsverbrauch: Fast 80 Freiwillige wandeln mit dem Bergwaldprojekt Nutzflächen in Naturraum

Würzburg / Plau am See, 19.04.2022

Gebäudereste entfernen, Zäune abbauen, menschliche Hinterlassenschaften aus der Landschaft holen und mit Pflegemaßnahmen gezielt die Lebensbedingungen vieler Tier- und Pflanzenarten verbessern – das sind die Ziele der drei einwöchigen Einsätze vom 17. April bis 7. Mai 2022, für die sich gut 80 Freiwillige im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide engagieren. Neben den beiden Einsatzwochen mit erwachsenen Freiwilligen findet die dritte Woche im Rahmen der Bergwaldprojekt-Waldschule mit Schülerinnen und Schülern einer 8. Klasse der Stadtteilschule Hamburg-Rissen statt. Die Freiwilligen wollen sich mit ihrer Arbeit auch gegen den Trend des ungebremsten Landschaftsverbrauchs stemmen und stattdessen mithelfen, ehemalige Nutzflächen wieder der Natur zurückzugeben. Über die Projektwoche hinaus sollen die Teilnehmenden zudem für eine nachhaltige Lebensweise sensibilisiert werden.

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Das Bergwaldprojekt engagiert sich seit mehr als 30 Jahren mit konkreten Arbeiten für bedrohte Tier- und Pflanzenarten in Wald- und Offenlandschaften und hat mit Freiwilligenarbeit deutschlandweit bereits hunderte Hektar ehemaliger– meist militärischer–Nutzflächen wieder naturnäher gestaltet. Zum Schutz der Artenvielfalt fordert der Verein, mehr nutzungsfreie Natur zuzulassen, die Wildnis durch Biotopverbünde zu vernetzen und den Landschaftsverbrauch dringend zu reduzieren.

Lebensräume renaturieren – das Beispiel Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide

Die Fläche des Nationalen Naturerbe Bossow im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide wurde 2015 von der Naturparkstiftung (Stiftung Reepsholt) gekauft. Bereits ab 2017 wurde begonnen, die Hinterlassenschaften des Militärs zu beseitigen und die ehemaligen Bunker für Fledermäuse zu sichern und zu optimieren. Sie sollen bis Ende 2022 fertig werden. Auch das Bergwaldprojekt beteiligt sich an der Renaturierung von Lebensräumen vor Ort und damit am Artenschutz.

Zaunreste, Stahl-Betonteile und Drähte stellen oftmals Fallen für Wildtiere und eine Gefahr für den Menschen dar. Im Rahmen des Bergwaldprojekteinsatzes in der Nossentiner/Schwinzer Heide bauen Freiwillige in Handarbeit die Überreste eines Gebäudes zurück und ziehen Beton-Pfähle eines Stacheldrahtzaunes heraus, der Teil eines ehemaligen Gefechtsstands der Armee war. Außerdem wird das Rahmannsmoor in Krakow am See entkusselt und Kiefern im Umfeld des Moores rückgeschnitten, um das Moor mit mehr Wasser zu versorgen. Auf weiteren Flächen wird der Verbissschutz um Obstgehölze erneuert und ein Wildschutzzaun zurückgebaut.

Innerhalb der nächsten 15 Jahre sollen die Flächen in Bossow sich selbst überlassen werden und sich natürlich entwickeln können. Die Arbeit der Ehrenamtlichen wird von Fachleuten des Bergwaldprojekts angeleitet – in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide und der Naturparkstiftung (Stiftung Reepsholt), in deren Eigentum sich sämtliche dieser Flächen befinden.

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Neben der praktischen Tätigkeit ist, wie in jeder Einsatzwoche des Bergwaldprojekts, auch je ein Exkursionsnachmittag vorgesehen, um mehr über den Einsatzort zu erfahren und die vielfältigen Zusammenhänge in der Natur, die Belastungen der Ökosysteme und die Abhängigkeit des Menschen von den natürlichen Lebensgrundlagen deutlich zu machen. Untergebracht ist die Gruppe in einer Ferienanlage mit Mehrbettzimmern. Ein eigener Koch kümmert sich mit ökologisch erzeugter, vegetarischer und möglichst regionaler und saisonaler Vollwertkost um die Verpflegung der Freiwilligen.

Finanziell unterstützt wird die Woche der Bergwaldprojekt-Waldschule von der Postcode Lotterie mit ca. 6.000 Euro. Katja Diemer, Deputy Head of Charities bei der Deutschen Postcode Lotterie: „Wir freuen uns, dass wir dank unserer zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Waldschule für die biologische Vielfalt in der Nossentiner/Schwinzer Heide und an vielen anderen Standorten mit insgesamt 181.650 Euro auf zwei Jahre verteilt unterstützen können. Zusammen mit dem Bergwaldprojekt e.V. setzen wir uns so wirkungsvoll und nachhaltig für Mensch und Natur ein – das ist unser #PostcodeEffekt.“ Naturparkleiter Ralf Koch ist ebenfalls froh über den Einsatz der Ehrenamtlichen: „Wir sind sehr dankbar dafür, dass sich die Freiwilligen des Bergwaldprojektes dieser schwierigen Aufgabe stellen, die ohne die vielen helfenden Hände kaum zu leisten wäre.“ Nana Schleißing vom Bergwaldprojekt e.V. ergänzt: „Die in der Arbeitswoche mit allen Sinnen erlebte Natur zeigt den Teilnehmenden auch Alternativen für ihren beschleunigten Alltag innerhalb einer ressourcenverbrauchenden Gesellschaft. Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Langsamkeit sind Strategien, die wir von der Natur abschauen können.“

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Bergwaldprojekt e.V.

Das Bergwaldprojekt wird dieses Jahr mit seinen Einsatzwochen allein in Deutschland ca. 4.000 Menschen in die Natur bringen. 2022 finden 161 Projektwochen an 81 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland statt, 25 davon werden im Rahmen der Bergwaldprojekt-Waldschule durchgeführt. Ziele der Arbeitseinsätze sind der Schutz und die Wiederherstellung der Ökosysteme, den Teilnehmenden die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und eine breite Öffentlichkeit zu einem naturverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu bewegen. Weitere Informationen unter www.bergwaldprojekt.de.

Deutsche Postcode Lotterie

Die Deutsche Postcode Lotterie ist eine Soziallotterie, d. h. es gehen mindestens 30 Prozent aller Loseinnahmen an Projekte aus den Bereichen Chancengleichheit, sozialer Zusammen-halt sowie Natur- und Umweltschutz. So förderte die Postcode Lotterie seit ihrer Gründung 2016 in Deutschland bereits über 3.300 grüne und soziale Projekte mit mehr als 100 Millionen Euro. Über die Auswahl der Projekte entscheidet ein Beirat unter Vorsitz von Prof. Dr. Rita Süssmuth. Weitere Informationen unter: www.postcode-lotterie.de/projekte.

Das Konzept der Postcode Lotterie ist einzigartig: Losbesitzerinnen und -besitzer nehmen mit ihrem „Postcode“ teil. Dieser besteht aus der Postleitzahl ihres Wohnorts und zwei automatisch vergebenen Buchstaben für ihre Straße. So gewinnen ganze Nachbarschaften zusammen und tun zugleich Gutes. Beim Monatsgewinn werden insgesamt 1.400.000 Euro verteilt – alle Lose mit dem gezogenen Postcode teilen sich 700.000 Euro und alle übrigen Lose mit der dazugehörigen Postleitzahl ebenfalls. Weitere Informationen: www.postcode-lotterie.de.

(Alle Bilder: Ralf Koch)

Ein Beitrag von Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide

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