Vogelgezwitscher – Gefiederte Freunde in Stadt und Land

Die Tage werden länger, die Sonne wärmt bereits spürbar – der Frühling ist zurück. Was aber wären Frühlingsgefühle ohne die Stimmen der Vögel. „ Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar wünschen dir ein gutes Jahr…“ , lautet die Strophe eines der berühmtesten Kinderlieder.  Die einzelnen Vogelstimmen kennen zwar die Wenigsten unter uns, aber ein Garten ohne Zwitschern, Turteln und Trillern wäre für die meisten Menschen nicht vorstellbar. Die Amsel  mit ihrem wohlklingenden, flötenden Gesang auf dem Dachfirst, die Kohlmeise mit ihren „zizibäh, zizibäh“ im Apfelbaum, die tschilpenten „Spatzen“ in der Hauswandbegrünung gehören zum jahreszeitlichen Rhythmus.  Die ersten warmen und langen Sonnenstrahlen lassen nicht nur bei uns Menschen den Hormonspiegel steigen, sondern auch bei den Vögeln.  Vögelmänner und -frauen zeigen sich von ihrer besten Seite und wählen nach vielen Kriterien ihren Partner oder Liebhaber aus.  Entscheidet beim Einen die Stimme über den Zuschlag ist es beim Anderen die Länge der Schwanzfedern.  Vielfältig messen sich die Geschlechter bei der Liebesschau.

Die Vogelbeobachtung gehört landauf, landab zu den beliebtesten Naturbegegnungen.  Seit einiger Zeit ist vom  „Stummen Frühling“ zu hören.  Dabei handelt es sich nicht um einen  negativen Zeitungsaufmacher  von Naturschützern, die sich in den Vordergrund stellen wollen, sondern um einen stetig zunehmender Prozess.  300.000.000 –  in Worten dreihundert  Millionen! –  Vögel zwitschern in Europa mittlerweile weniger. Diese gigantische Zahl an Brutvögel ging in den letzten 30 Jahren verloren. Über 50 Prozent der Feldlerchenbestände sind zum Beispiel  aus unseren Wiesenlandschaften verschwunden – Shakespeare könnte heute bei Romeo und Julia nicht mehr auf die Lerche zurückgreifen;  Dörfer ohne Schwalben und Mauersegler  sind mittlerweile die Normalität. Der Artenschwund unserer gefiederten Freunde im Siedlungsbereich und in unserer offenen Kulturlandschaft auf Wiesen und Feldern ist ein signifikant nach unten verlaufender Trend.  Und zwar trotz aller Kulturlandschaftsprogramme oder Vertragsnaturschutzvereinbarungen. Die wenigen Landwirte, die sich hier aktiv einbringen, sind mittlerweile weniger als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Die Agrarindustrie und wir, die Verbraucher, sind hier gnadenlos. Der Preis diktiert unser Handeln und die Qualität der Lebensmittel auf unseren Tellern. Was wir essen, bestimmt das Aussehen und die Lebensraumqualität unserer Landschaft – überdüngte Grasäcker anstatt Blumenwiesen.  Gleiches gilt für Dörfer und Städte. Häuser werden immer perfekter, selten gibt es an ihnen noch irgendwelche Schlupflöcher für Haussperling und Co. Wir riegeln unsere Wohnhäuser gezielt mit Lüftungsgittern, Verblendungen und ähnlichem  immer besser ab. Glücklich sind nur die Vögel, die keine Scheu vor uns haben und gerne Nistkästen bewohnen. Kohl- und Blaumeisen sind in ihren Beständen  noch relativ stabil. Insgesamt zeigt die Bestandsentwicklung von 64 ausgewählten, häufigen Vogelarten in Deutschland allerdings eindeutig zum Großteil nach unten.

Ein bisschen mehr Toleranz gegenüber geflügelten Mitbewohnern und immer öfter mal ökologisch produzierte Produkte auf unseren Tellern wären in der Summe von uns Millionen von Verbrauchern ein gewaltiger Beitrag zum Erhalt unserer Vogelwelt.  Vogelschutz hört nicht mit der Winterfütterung auf. Im Frühling brauchen unsere Vögel eine Landschaft, in der sie sich fortpflanzen  und erfolgreich Junge aufziehen können.  Landschaften, in denen auch wir gerne turteln und das Leben und seine Schönheit genießen können.

Markus Schmidberger

Ein Beitrag von Naturpark Oberer Bayerischer Wald

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