Seltenes Phänomen im Naturpark

Unser Ranger Franz konnte vor einiger Zeit ein seltenes und kurzweiliges Phänomen beobachten: Haareis (auch Eiswolle genannt), das sich an abgestorbenen Ästen von Laubbäumen gebildet hatte.

Damit diese besondere Eisform entstehen kann, müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Die Eishaare bilden sich nur im Totholz von Laubbäumen, das vom Pilz „Rosagetönte Gallertkruste“ (Exidiopsis effusa) besiedelt ist. Wenn nach einer Regenphase das Holz sehr feucht ist und die Lufttemperatur unter dem Gefrierpunkt liegt, verdrängen die Stoffwechselgase des Pilzes die Feuchtigkeit aus dem Holz an die Oberfläche. An den Ästen bildet sich Eis. Das nachdrängende Wasser schiebt die Eiskristalle nach oben und gefriert unten an, wodurch die Pilzfäden entstehen.  Die Eishaare sind ca. 0,02 mm dünn und wachsen in der Stunde ca. 5 – 10 mm. Wenn genügend Wasser im Holz vorhanden ist, kann so über Nacht ein Eiskunstwerk entstehen. Das Phänomen könnte eine Art Frostschutz sein, denn das Wasser friert so nicht im, sondern außerhalb des Holzes. Durch den Gefrierprozess wird Energie frei, was zu einer Erwärmung im Holz führt.

1918 hat sich erstmals der Polarforscher Alfred Wegener mit dem seltenen Naturphänomen befasst und bereits vermutet, dass für die Entstehung ein Pilz verantwortlich ist. Jedoch gelang es erst 90 Jahre später den Forschern Gerhart Wagner und Christian Mätzler (Institut für Angewandte Physik der Universität Bern) die Prozesse zur Entwicklung von Haareis zu entschlüsseln.

 

Haareis © Laura Wollschläger

Haareis © Laura Wollschläger

Ein Beitrag von Naturpark Oberer Bayerischer Wald

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