Waldameisen im Naturpark Hirschwald

Ameisenheger Markus Raum (c) M. Raum

Im Rahmen seiner Verantwortung für wertgebende Arten in seinem Bereich lässt der Naturpark Hirschwald nun schon seit 2019 Waldameisennester von einem zertifizierten Ameisenheger, Herrn Markus Raum aus Amberg, kartieren. Unterstützt wird er dabei von Meldungen über Ameisennester aus der Bevölkerung, die über die Internetseiten des Naturparks eingehen (www.naturparkhirschwald.de) und die von Herrn Raum überprüft werden. Er hat inzwischen über 400 Waldameisennester erfasst.

Waldameisen stellen Schlüsselarten im Ökosystem Wald dar. Sie fressen Forstschädlinge, sind andererseits Nahrung für andere Tiergruppen wie Spechte. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung vieler Pflanzenarten. Da sie auch Aas fressen, werden sie oft als Müllabfuhr der Natur bezeichnet. Trotzdem sind viele Arten gefährdet.

Im Naturpark Hirschwald kommen hauptsächlich vier Arten vor, von denen drei teilweise auffällige hügelartige Nester bilden. Diese vier Arten sind die Rote Waldameise, die Kahlrückige Waldameise, die Wiesen-Waldameise und die Blutrote Raubameise. Bis auf die letzte Art sind alle in ihrem Bestand gefährdet und nach dem Artenschutzgesetz geschützt.

Im Rahmen von Baumaßnahmen, z. B. beim Straßenbau, kann es sein, dass Ameisennester versetzt werden müssen, denn sie dürfen nicht einfach zerstört werden. Herr Raum ist dazu ausgebildet und kann von der Unteren Naturschutzbehörde beauftragt werden, Ameisennester umzusiedeln.

Herrn Raum liegt auch die Information der Bevölkerung über die Bedeutung der Waldameisen im Ökosystem am Herzen, deshalb veranstaltet er jedes Jahr im Naturpark Hirschwald öffentliche Führungen zum Thema, die sehr gut angenommen werden.  Er hat zum Abschluss des „Waldameisenjahres 2023“ einige Fragen zu seiner Arbeit beantwortet:

 

Wie sind Sie zum Thema Ameisen gekommen?

Ich bin auf die Ameisen gekommen, da mich die Welt der Tiere hier bei uns in der Region schon immer interessiert. Von den Amphibien, generell Insekten, Heuschrecken bis hin zu den kleinen Waldbewohnern, den Ameisen.

Wann war das?

2018 gab es eine angebotene Ausbildung zum Ameisenheger bei der Ameisenschutzwarte Bayern in Nabburg. Die habe ich mitgemacht und erfolgreich bestanden.

Was fasziniert Sie an Ameisen?

Sie sind eine unvorstellbare kleine Macht in unseren Waldgebieten. Ihre Organisation und der Zusammenhalt als einziger Organismus durch einzelne Individuen fasziniert mich.

Wie sehen Sie ihre Stellung oder Bedeutung im Ökosystem?

Sehr wichtig. Wenn die Waldameisen fehlen, dann fehlt nicht einfach irgendetwas Unwichtiges, sondern ein großer Teil vom Ökosystem eines Waldes.

Sie haben jetzt vier Jahre für den Naturpark Hirschwald kartiert und über 400 Nester erfasst. Gibt es aus Ihrer Sicht über die Jahre irgendwelche Trends?

Dieses Jahr habe ich erstmals einige bereits kartierte Nester aus den ersten Jahren wieder aufgesucht. Das Ergebnis der Nachkartierungen in diesem Jahr war schlecht, trotzdem kann ich guten Gewissens Aussagen über einen Trend jetzt noch nicht machen, da eine Nachkartierung der Arten erst seit diesem Jahr stattgefunden hat. Das muss in den nächsten Jahren weiterverfolgt werden.

Sie haben festgestellt, dass einige bereits kartierte Nester verschwunden oder tot sind. Können Sie sagen, ob das ein natürlicher Prozess war? Oder sind sie durch menschlichen Einfluss beeinträchtigt worden?

Die toten Nester waren allesamt nicht beschädigt. Sie waren verlassen oder ausgestorben und noch vorhanden. Manche Nester waren komplett weg, hier war es wahrscheinlich der menschliche Einfluss, evtl. mit Waldarbeit oder sonstigem. Ich bin mir mit dem „natürlicher Prozess“ nicht sicher. Nester, die voller Leben waren, einfach tot? Kann ich mir nicht vorstellen. Ein Rückgang in einem Nest, wenn z.B. bei den Roten Waldameisen die einzige Königin im Nest stirbt, würde mehrere Jahre dauern, bis alle Arbeiterinnen verschwunden sind, die ja sechs Jahre leben können. Man kann den Rückgang in einem Nest also eine Zeitlang beobachten. So war dies jedoch in manchen Fällen bzgl. der Zeitspanne nicht. Die Nester waren einfach weg. Aber wie schon erwähnt, dies war das erste Jahr der Nachkartierung und deshalb wird sich das eben die nächsten Jahre zeigen, wie hier der Verlauf in unseren Waldgebieten vonstatten geht.

Was ist die „normale“ Lebensdauer eines Waldameisennests? Weiß man das überhaupt?

Eine Königin der Roten Waldameise kann bis zu 24 Jahre leben und Arbeiterinnern hervorbringen. Stirbt die Königin nach 24 Jahren, leben die letzten der Arbeiterinnern noch 6 Jahre, also kann so ein Nest schon eine gewaltige Lebensspanne erreichen. Manche Arten haben viele Königinnen in einem Nestbau (so wie die Kahlrückige Waldameise), so ein Nest kann in der Theorie eine noch längere Lebensspanne haben.

Trifft auf Waldameisennester auch das „Eisberg-Syndrom“ zu, also dass der größte Teil im Verborgenen unterirdisch liegt?

Die oberirdische Nestkuppel ist kleiner als der unterirdische Bau, das ist richtig.

Die Arbeit von Herrn Raum wird über die Naturparkrichtlinie des Freistaates Bayern (Umweltministerium) gefördert. Der Naturpark Hirschwald hofft, dass die Kartierungen von Waldameisennestern im Naturpark noch einige Jahre fortgesetzt werden kann, damit sich ein möglichst umfassendes Bild über die Waldameisen-Population ergibt.  Denn nur wenn diese Vorkommen bekannt sind, können sie auch geschützt werden.

Ein Beitrag von Naturpark Hirschwald

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