World Ranger Congress in Nepal

Ein Teil der deutschen Delegation auf dem World Ranger Congress in Neapel.

Ein Teil der deutschen Delegation auf dem World Ranger Congress in Neapel.

Vom 12. bis 16. November 2019 fand in unmittelbarer Nähe des Chitwan-Nationalparks in Sauraha, Nepal der World Ranger Congress statt. Dort trafen sich über 550 Teilnehmer*innen aus 70 Ländern, um sich auszutauschen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen. Auch aus Deutschland und speziell aus Brandenburg waren Ranger angereist. Auf dem Kongress ging es um ein vielfältiges Themenspektrum. Zwei große Themen standen in diesem Jahr im Mittelpunkt: die Bekämpfung der Wilderei und Frauen im Ranger-Beruf. Weitere Themen waren Arbeitsbedingungen und Ausstattung der Ranger, Technologie, Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, Umweltbildung und indigene Ranger. Vormittags und nachmittags gab es jeweils parallel in drei Tagungsräumen entweder Vorträge oder interaktive Workshops.

Aber nicht nur in den Workshops fand ein reger Austausch statt, auch die Pausen und Abende wurden genutzt, um Ranger aus anderen Ländern kennen zu lernen und sich über gemeinsame Themen zu unterhalten. Denn so unterschiedlich die Länder auch sind, so gab es doch immer wieder Überschneidungen in der Arbeit. Beispielsweise bei der Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in das Schutzgebietsmanagement oder beim Umgang mit wieder einwandernden Tierarten.

Gleichzeitig wurde schnell deutlich, dass die Arbeitsbedingungen der Ranger sehr unterschiedlich sind. Ranger in Deutschland dürfen sich als sehr privilegiert betrachten, denn sie sind technisch und materiell gut ausgestattet, begegnen kaum Gefahren in der Natur und haben geregelte Arbeitszeiten. Das sieht in anderen Teilen der Welt ganz anders aus. Oft sind Ranger zu Fuß über mehrere Tage oder Wochen in unwegsamem Gelände unterwegs, ohne dafür richtig ausgestattet zu sein. Es fehlt nicht nur an technischem Equipment sondern auch an Arbeitskleidung und –schuhen, Zelten und Schlafsäcken. Darüber hinaus ist besonders in Afrika, Südamerika und Asien die Wilderei auf Großwildarten immer noch ein sehr präsentes Thema. Daher sind Ranger in diesen Regionen oft bewaffnet und fast militärisch organisiert, um die Tiere wirksam schützen zu können. Dabei begeben sie sich nicht selten selbst in Lebensgefahr, denn auch die Wilderer sind bewaffnet. Vor der Einteilung in böse Wilderer und gute Tiere wurde dennoch gewarnt, denn oft gibt es kein Schwarz und Weiß in diesem Konflikt. Häufig betreiben Menschen Wilderei aus der Not heraus und Tiere wie Nashörner, Elefanten und Tiger können den Menschen auch durchaus gefährlich werden. Sich für diese Tiere und ihren Schutz einzusetzen, erfordert ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft und Liebe zur Natur, die auf dem Kongress spürbar war.

Auch das Management des Chitwan-Nationalparks im Süden von Nepal an der Grenze zu Indien birgt immer noch Konfliktpotenzial. Als der Nationalpark 1973 ausgewiesen wurde, mussten die dort lebenden Menschen das Gebiet verlassen und sich außerhalb des Parks eine neue Bleibe suchen. Heute gibt es rund um den Park eine Pufferzone, die Konflikte zwischen Wildtieren und der lokalen Bevölkerung minimieren soll. Trotzdem kommt es immer wieder zu Todesfällen durch Angriffe von Wildtieren. Ehrenamtliche klären die Bevölkerung in den Dörfern rund um den Nationalpark bezüglich des richtigen Verhaltens gegenüber Wildtieren auf. Sehr stolz sind die Nepalesen auf ihr Null-Wilderei-Programm, das die Wilderei auf Nashörner, Elefanten und Tiger beenden soll. Im Jahr 2018 wurde auch tatsächlich kein einziges Nashorn getötet und die Bestände der drei Tierarten nehmen wieder zu.

NP SRL/Wibke AvenhausFrauen sind im Ranger-Beruf immer noch stark unterrepräsentiert und sehen sich oft ganz alltäglichen Schwierigkeiten ausgesetzt, z.B. wenn es nur Arbeitskleidung für Männer gibt, keine Damentoiletten zur Verfügung stehen oder sie mit Klischees und Vorurteilen konfrontiert werden und nicht gleichwertig anerkannt sind. Probleme, die in Deutschland weitgehend der Vergangenheit angehören. Mit welcher Hartnäckigkeit Frauen besonders in Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika trotz aller Widerstände für ihre Rechte kämpfen, ist beeindruckend. Im Einsatz gegen Wilderer haben sich Frauen in Afrika zudem als effektiver als ihre männlichen Kollegen erwiesen, da sie oft weniger korruptionsanfällig sind, seltener den direkten Konflikt suchen sondern eher durch Kommunikations- und Netzwerkarbeit versuchen herauszufinden, wer, wann und wo wildert und weil sie ihr Einkommen in den lokalen Gemeinschaften einsetzen.

Da die vorangegangenen Themen in Deutschland weniger Relevanz besitzen, stellte sich die Frage, wie deutsche Ranger ihre Kolleg*innen in aller Welt mit Erfahrungen unterstützen können. Das Themenfeld Umweltbildung und Junior Ranger stieß dabei auf großes Interesse bei Rangern aus anderen Ländern. In diesem Bereich besteht in Deutschland ein breiter Erfahrungsschatz, der gerne mit anderen geteilt wird. Durch eine Posterpräsentation und viele persönliche Gespräche kamen etliche Kontakte zu Stande, die noch weiter ausgebaut werden sollen. Darüber hinaus konnten Sachspenden (z.B. Feuerwehrschutzausrüstungen für die Brandbekämpfung im Amazonasgebiet) an andere Ranger übergeben werden.

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