Hornblättrige Armleuchteralge ist Wasserpflanze des Jahres 2022
Der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) hat gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwassersportverband (SUSV) die Hornblättrige Armleuchteralge (Chara tomentosa) zur „Wasserpflanze des Jahres 2022“ gewählt, um auf die zunehmende Gefährdung der europaweit am stärksten bedrohten Lebensräumen, den Klarwasserseen, Boddengewässer, aber auch Sekundärgewässern aufmerksam zu machen.

Die Hornblättrige Armleuchteralge ist eine typische Flachwasserart, kann aber bis 5 Meter Tiefe vorkommen.
© Foto: Silke Oldorff
Mit der jährlichen Wahl zur „Wasserpflanze des Jahres“ weisen die drei Tauchverbände auf die immer noch anhaltende Verschlechterung vieler sensibler Tauchgewässer in Deutschland, Österreich und der Schweiz hin. Sporttauchern und allen anderen Wassersport- und Naturfreunden wird so die Schutzbedürftigkeit der Unterwasservegetation nähergebracht, denn Veränderungen in unseren Gewässern werden meist zuerst von Sporttaucher:innen bemerkt.
Korallen der Klarwasserseen
Armleuchteralgen werden gern die „Korallen der Klarwasserseen“ genannt; sie bilden die Riffe in unseren Breiten. Die Hornblättrige Armleuchteralge ist mit ihrer roten Färbung die Schönste und Auffälligsten unter den Riffbildnern. Bei Tauchgängen und Bootsfahrten kann man häufig rötlich-überlaufene Pflanzen beobachten. Die rötliche Färbung der Armleuchteralge ist einzigartig und wird durch ein spezielles Carotin bedingt. Während in Gefäßpflanzen hauptsächlich Beta-Carotin verkommt, enthält Chara tomentosa zusätzlich Gamma-Carotin. Dieser Farbstoff ist besonders in jungen Zellen eingelagert und dient wahrscheinlich als Schutz vor Starklicht und UV-Strahlung.
Die Hornblättrige-Armleuchteralge (Chara tomentosa) ist im See ein Indiz für die geringe Nährstoffbelastung. Darüber hinaus mögen Armleuchteralgen kalk- bzw. basenreiche Gewässer und bilden dann stabile Grundrasen. Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat sie in der Mecklenburgischen Seenplatte und im Voralpenland.
Fast verschollen
Bereits vor 150 Jahren schrieb Hermann Winter in der Flora von Menz “…in Entzücken wird man versetzt, wenn man diese reizende Chara unermessliche Wälder unter dem Wasserspiegel bilden sieht …“. In der Schrift „Die Pflanzengesellschaften des Stechlinseegebietes“ von Heinz-Dieter Krausch aus dem Jahr 1964 wird die Hornblättrige Armleuchteralge im Großen Stechlinsees und im Kölpinsees beschrieben. Ab 2011 galt die Hornblättrige Armleuchteralge für den Großen Stechlinsee durch die indirekte Einleitung von Abwässern und im Kölpinsee seit 1990 durch ein falsches Fischereimanagement als verschollen. Im Spätsommer konnten wir sie wieder im SÖ-Uferbereich des Großen Stechlinsees beobachten.
In Deutschland sowie Brandenburg gilt die Hornblättrige Armleuchteralge als gefährdet. Intakte Bestände finden wir aktuell im Naturpark nur im Großen Wummsee und im Giesenschlagsee. Aber auch in der gesamten Mecklenburgischen Seenplatte ist diese Arten aus vielen Seen verschwunden. Der Schutz vor Eutrophierung sowie eine extensive fischereiliche Nutzung inklusive eines Fischbestandes, der an den Gewässertyp angepasst ist, gelten als wichtigste Maßnahmen für den Erhalt der Art. Im gemeinsamen Projekt des NABU und VDST „Naturschutztauchen“ wurde der Rückgang der Hornblättrigen Armleuchteralge dokumentiert und die Ursachen dafür beschrieben.