Invasive Rotflecken-Schwebegarnele wurde zum ersten Mal im Stechlinsee nachgewiesen

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat bei aktuellen Untersuchungen im Stechlinsee zum ersten Mal die invasive Rotflecken-Schwebegarnele (Hemimysis anomala) nachgewiesen. Der aktuelle Forschungsstand zeigt, dass die invasive Schwebegarnelen-Art über eine Vielzahl von Pfaden in die Gewässer gelangen kann, beispielsweise über vernetzte Wasserstraßen und -wege, Wasservögel oder Wassersportgeräte. Das Ausmaß der Ausbreitung und die Folgen für das Ökosystem lassen sich noch nicht abschätzen, werden aber vom IGB nun weiter untersucht.

Hemimysis anomala, eine invasive Süßwassergarnele, die im Februar 2023 erstmals im Stechlinsee nachgewiesen werden konnte.
© Maren Lentz, IGB

Die Art stammt ursprünglich aus dem pontokaspischen Raum. Eine zunehmende Verbreitung in den Gewässern Nordostdeutschlands ist bereits seit längerem bekannt, beispielsweise seit 1992 in der Ostsee und seit wenigen Jahren auch im Werbellinsee. Für den unter Naturschutz stehenden Stechlinsee handelt es sich jedoch um den Erstnachweis. Weil sich die Tiere nach dem Jungstadium von tierischem Plankton ernähren, kann die Art eine Konkurrenz beispielsweise für Fische und deren Larven darstellen, u.a. auch für die nur im Stechlinsee vorkommende Fontane-Maräne (Coregonus fontanae). Andererseits sind die Schwebegarnelen eine potenzielle Nahrungsgrundlage für andere Tierarten. Die IGB-Wissenschaftler*innen haben bereits begonnen, das Vorkommen der fremden Art im und ihre Auswirkungen auf das Ökosystem Stechlinsee zu erforschen.

Auf der Suche nach Hemimysis anomala
© Stella Berger, IGB

Seit wann die Art im See tatsächlich vorkommt, wie groß die aktuelle Population ist, wie sie räumlich verteilt ist und welche Auswirkungen sie potenziell auf das Nahrungsnetz im Stechlinsee haben könnte, lässt sich aktuell noch nicht abschätzen. „Weil die Art nachtaktiv ist, kann man sie am besten in der Nacht nachweisen. Obwohl dies zeitaufwendig ist, haben wir sofort Untersuchungen eingeleitet. Diese haben ergeben, dass die Schwebegarnele die flacheren Uferabschnitte zumindest an der gesamten Südostseite des Stechlins bewohnt. Im Gegensatz dazu konnten wir im offenen Tiefenwasser abseits des Ufers bisher keine Exemplare fangen„, erklärt Dr. Jens Nejstgaard, Leiter der Zooplankton-Forschungsgruppe am IGB-Standort Stechlinsee. Die Probenahmen werden nun im gesamten See fortgesetzt, um weitere Daten zur Schwebegarnele im Stechlinsee zu sammeln.

Dichter Schwarm Hemimysis anomala im Stechlinse.
© Stella Berger, IGB

Die Rotflecken-Schwebegarnele wird 6 bis 13 Millimeter lang, die Weibchen sind etwas größer als die Männchen. Sie haben große Augen für eine gute Nachtsicht, sind elfenbeinfarben oder durchscheinend und haben rote Punkte auf dem Körper, sogenannte Chromatophoren. Während sich junge Tiere hauptsächlich von Phytoplankton ernähren, sind größere Tiere Allesfresser: Sie fressen hauptsächlich Zooplankton, aber auch pflanzliche und tierische Überreste, Phytoplankton und Insektenlarven und können sogar Kannibalismus betreiben. Aufgrund dieser großen Nahrungsvielfalt können sie potenziell viele verschiedene Auswirkungen auf das Ökosystem haben.

Die Schwebegarnelen sind als Teil des Zooplankton eine wichtige Fischnahrung.
© Silke Oldorff

© Silke Oldorff

Mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr bildet die Schwebegarnele Hemimysis anomala große Schwärme in unseren Binnenseen.
© Silke Oldorff

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