Orchideenzählung im Naturpark durch die Naturwacht

Im Mai und Juni lässt sich eine außergewöhnlich schöne, aber mittlerweile in Deutschland seltene Blütenpracht im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land beobachten. Dort blühen für einige Tage tausende Orchideen wie das Breitblättrige Knabenkraut. Eine gute Gelegenheit für die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht, die aktuellen Bestände der seltenen Pflanzen zu erfassen.

„Wir zählen aktuell im gesamten Naturpark auf 20 Flächen Orchideen“, erklärt Anke Rudnik, Gebietsleiterin der Naturwacht im Naturpark. Die Knabenkräuter machen es den Ranger:innen nicht allzu schwer, denn die üppigen, lila-weiß gefärbten Blütenstände der Orchideen heben sich gut ab vom satten Grün der Wiese. Andere Arten wie das Weiße Waldvögelein sind schlichter und kleinblütiger. Sie sind im gedämpften Licht der Buchenwälder heimisch und werden im Juni gezählt.

Ein Exemplar des Weißen bzw. Bleichen Waldvögleins (Cephalanthera damasonium).
© Sebastian Hennigs

In den vergangenen Jahren dürfen sich die hauptamtlichen Naturschützer:innen über wachsende Vorkommen an fast allen Standorten freuen. In diesem Jahr fallen die Ergebnisse bei der Zählung des Breitblättrigen Knabenkrautes sehr differenziert aus.

„Orchideen sind wetterfühlig“, erklärt Anke Rudnik von der Naturwacht. Einzelne Exemplare waren in diesem Jahr kleiner und es gibt viele Pflanzen ohne Blüte. Eine Erklärung dafür könnten der Wassermangel und die kalten Mainächte sein.

Die Schleusenwiese in Menz brachte es in diesem Jahr auf 10.358 Exemplare, im Vorjahr blühten hier sogar 20.662 Orchideen. Auf der Pfarrwiese in Zechlinerhütte hat sich der Bestand von 782 auf 2.026 Pflanzen erhöht. Damit wachsen dort fast wieder so viele Exemplare wie im Rekordjahr 2018, in diesem Jahr blühten auf der Wiese 2.371 Exemplare.

Bleitblättriges Knabenkraut
© Dr. Mario Schrumpf

Gewissen Schwankungen bei den Populationsgrößen seien bei Orchideen normal. Die Naturwacht freut sich insgesamt über gute Bestände im Naturpark. Die jährlichen Zählungen belegten, dass die Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes Wirkung zeigen. Denn: Orchideenwiesen brauchen Pflege!

„Früher haben Ziegen und Schafe aus den Dörfern die Flächen kurzgehalten. Oder der Kaninchenzüchter, der regelmäßig mit der Sense Futter für seine Tiere holte“, berichtet Rangerin Anke Rudnik. So konnten die Orchideen vielerorts Fuß fassen.

Würden die Flächen sich selbst überlassen und zuwuchern, wäre dies nicht nur für die Orchideen fatal, auch geschützte Arten wie der Scharfe Hahnenfuss, die Kuckuckslichtnelke und der Schlangenknöterich würden verdrängt.

Seit dem Ende der kleinteiligen Nutzung muss die regelmäßige Mahd für den Erhalt solcher bundesweit gefährdeten Arten anders organisiert werden. Hier sind Land- und Forstwirte, sowie der Landschaftspflegeverband oder Tierhalter:innen wichtige Partner. Mit ihnen wird abgestimmt, wann die Fläche gemäht oder die Weidetiere auf der Fläche zum Einsatz kommen.

Bei der Orchideenzählung der Naturwacht voll bei der Sache: Die Ökis aus dem NaturParkHaus Stechlin.
© Thomas Hahn

Hintergrund Naturwacht Brandenburg
Die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht Brandenburg arbeiten seit 1991 in den 15 Nationalen Naturlandschaften (Großschutzgebieten) des Landes als Mittler:innen zwischen Mensch und Natur. Auf rund 9.750 Quadratkilometern – einem Drittel der Landesfläche – sind sie unterwegs und erfassen Daten zu Tier- und Pflanzenbeständen, Grundwasserspiegeln sowie zur Qualität von Gewässern. Sie setzen im Nationalpark, den drei Biosphärenreservaten und den elf Naturparken zahlreiche Natur- und Artenschutzmaßnahmen um und kontrollieren deren Erfolg.

Gleichzeitig sind die 89 Rangerinnen und Ranger ansprechbar für alle, die in den Nationalen Naturlandschaften leben, arbeiten oder zu Gast sind. Sie begleiten jährlich rund 10.000 Interessierte auf mehr als 500 geführten Touren, teilen ihr Wissen und sensibilisieren für richtiges Verhalten in den Schutzgebieten. Damit stärken sie auch den Naturtourismus in der Region. Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Bildung für Nachthaltige Entwicklung, BNE: In ihrer Arbeit mit Junior-Ranger-Gruppen oder in Schul-AGs weckt die Naturwacht Interesse an Themen rund um die Nachhaltigkeit und motiviert und befähigt die Kinder, selbst aktiv zu werden.

Mehr als 350 Freiwillige unterstützen, die Naturwacht Brandenburg bei diesen vielfältig Aufgaben. Seit 1997 arbeitet die Naturwacht unter dem Dach der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Mehr Informationen unter: www.naturwacht.de

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