Orchideenrekorde im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land

Im Mai und Juni lässt sich eine außergewöhnlich schöne, aber mittlerweile in Deutschland seltene Blütenpracht im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land beobachten. Dort blühen für einige Tage Tausende Orchideen wie das Breitblättrige Knabenkraut. Eine gute Gelegenheit für die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht, die aktuellen Bestände der seltenen Pflanzen zu erfassen. Dank regelmäßiger Pflege und günstiger Witterungsbedingungen nehmen diese seit einigen Jahren wieder zu. Die Schleusenwiese am Roofensee in Menz klettert zuletzt von Rekord zu Rekord.

Kontrolle der Orchideenwiese in Zippelsförde durch Frau Steinberg von der Naturwacht.

Kontrolle der Orchideenwiese in Zippelsförde durch Frau Steinberg von der Naturwacht.

Wir zählen im gesamten Naturpark auf 30 Flächen Orchideen“, erklärt Anke Rudnik, Gebietsleiterin der Naturwacht im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Die Knabenkräuter machen es den Ranger*innen nicht allzu schwer, denn die üppigen, lila-weiß gefärbten Blütenstände der Orchideen heben sich gut ab vom satten Grün der Wiese.

In den vergangenen Jahren dürfen sich die hauptamtlichen Naturschützer*innen über wachsende Vorkommen an fast allen Standorten freuen. Auf den Flächen bei Altruppin und Zechlinerhütte hat sich die Zahl der Orchideen seit Beginn der Zählungen fast verdoppelt. Bei Griebsee zählten die Ranger*innen sogar dreimal so viele Knabenkräuter. Spitzenreiter ist die Schleusenwiese am Roofensee bei Menz im Naturschutzgebiet Stechlin. Mitte der 1990er Jahre blühten dort lediglich einige 100 Exemplare. 2017 waren es bereits mehr als 10.000 Orchideen und aktuell sogar 33.600 Knabenkräuter.

Feuchtwiese mit Bachnelkenwurz und Breitblättrigem Knabenkraut. ©Mario Schrumpf

Feuchtwiese mit Bachnelkenwurz und Breitblättrigem Knabenkraut. ©Mario Schrumpf

Solche Erfolge verdanken wir der beharrlichen Teamarbeit bei der Wiesenpflege“, erklärt Anke Rudnik. Seit vielen Jahren mäht und beräumt ein breites Netzwerk die Feuchtwiese bei Menz. „Ohne die Frauen und Männer des Naturpark-Fördervereins und der Forst wäre das nicht in dieser Form möglich“, freut sich auch Naturparkleiter Mario Schrumpf. „Sogar die Kinder der Arbeitsgemeinschaft „Menzer Naturforscher“ von der Menzer Naturparkschule Theodor Fontane haben für eine 400 Quadratmeter große Fläche die Pflege übernommen“, so Schrumpf.

Andernorts in Deutschland sind die farbenfrohen Knabenkräuter auf dem Rückzug. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und die Trockenlegung vieler Standorte gibt es nur noch wenige Flächen, auf denen sie gedeihen. „Viele Menschen glauben, man sollte die Natur sich selbst überlassen, um sie bestmöglich zu schützen. Bei den Orchideenwiesen in unserer Kulturlandschaft wäre dies jedoch fatal“, erklärt Naturparkleiter Schrumpf. Die Knabenkräuter, aber auch andere seltene Arten wie Prachtnelke, Kümmel-Silge, Teufelsabbiss oder Kuckucks-Lichtnelke sind auf eine regelmäßige Pflege durch Beweidung oder Mahd angewiesen, weil sie andernfalls schlichtweg von konkurrenzstarken Arten wie Schilf überwuchert und verdrängt werden.

Früher haben Ziegen und Schafe aus den Dörfern die Flächen kurz gehalten. Oder der Kaninchenzüchter, der regelmäßig mit der Sense Futter für seine Tiere holte“, berichtet Rangerin Anke Rudnik. So konnten die Orchideen vielerorts Fuß fassen.

Seit dem Ende dieser kleinteiligen Nutzung muss die regelmäßige Mahd für den Erhalt solcher bundesweit gefährdeten Arten anders organisiert werden. Hier sind Land- und Forstwirte, sowie der Landschaftspflegeverband oder Tierhalter*innen wichtige Partner. Mit ihnen wird abgestimmt, wann die Fläche gemäht oder die Weidetiere auf der Fläche zum Einsatz kommen. Allein in diesem Jahr investiert der Naturpark rund 65.000 Euro im Vertragsnaturschutz in die Pflege von Feuchtwiesen und damit in den Erhalt der Orchideen.

Knabenkräuter finden auch unsere Gäste spannend. Kaum jemand weiß, dass es Orchideen in Brandenburg gibt“, sagt Anke Rudnik. Die Ranger*innen klären regelmäßig darüber auf, dass Orchideen nicht aus ihrem Habitat entfernt werden dürfen. Es kommt immer wieder vor, dass vermeintliche Pflanzenliebhaber*innen die Knabenkräuter als Strauß pflücken oder ausgraben, um sie zuhause zu kultivieren. „Das ist besonders ärgerlich, weil die Pflanzen im Garten in aller Regel eingehen“, erklärt Anke Rudnik. Erstens stimmen die Standortbedingungen dort nicht und zweitens leben die Orchideen mit bestimmten Pilzen in einer Symbiose, die in Gartenböden gewöhnlich nicht anzutreffen sind.“

Hintergrund Naturwacht Brandenburg

Die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht Brandenburg arbeiten seit 1991 in den 15 Nationalen Naturlandschaften (Großschutzgebieten) des Landes als Mittler*innen zwischen Mensch und Natur. Auf rund 9.000 Quadratkilometern – einem Drittel der Landesfläche – sind sie unterwegs und erfassen Daten zu Tier- und Pflanzenbeständen, Grundwasserspiegeln sowie zur Qualität von Gewässern. Sie setzen im Nationalpark, den drei Biosphärenreservaten und den elf Naturparken zahlreiche Natur- und Artenschutzmaßnahmen um und kontrollieren deren Erfolg.

Gleichzeitig sind die 87 Rangerinnen und Ranger ansprechbar für alle, die in den Nationalen Naturlandschaften leben, arbeiten oder zu Gast sind. Sie begleiten jährlich rund 10.000 Interessierte auf mehr als 500 geführten Touren, teilen ihr Wissen und sensibilisieren für richtiges Verhalten in den Schutzgebieten. Damit stärken sie auch den Naturtourismus in der Region. Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Bildung für Nachthaltige Entwicklung, BNE: In ihrer Arbeit mit Junior-Ranger-Gruppen oder in Schul-AGs weckt die Naturwacht Interesse an Themen rund um die Nachhaltigkeit und motiviert und befähigt die Kinder, selbst aktiv zu werden.

Fast 400 Freiwillige unterstützen die Naturwacht Brandenburg bei diesen vielfältig Aufgaben. Seit 1997 arbeitet die Naturwacht unter dem Dach der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Mehr Informationen unter: www.naturwacht.de

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