Vitalkur für den Rheinsberger Rhin

Projektmitarbeiterin Inka Willecke stellt die Maßnahme vor

Projektmitarbeiterin Inka Willecke stellt die Maßnahme vor.

Brandenburgs Umweltstaatssekretärin Carolin Schilde hat sich am 12. Juni 2019 am Rheinsberger Rhin bei Zippelsförde einen Eindruck von der Arbeit im EU LIFE-Projekt „Feuchtwälder“ des NaturSchutzFonds Brandenburg verschafft.

Bis 2022 kümmert sich die Landesnaturschutzstiftung in zehn Projektgebieten in den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Oberhavel und Dahme-Spreewald um den Erhalt und die Verbesserung von Auen- und Moorwäldern in Brandenburg.

Intakte Auenwälder sind nicht nur in Brandenburg selten geworden. Viele von ihnen wurden in der Vergangenheit entwässert und mussten der Nutzung als Acker, Weide oder Mahdflächen weichen. Natürlicherweise sind Fluss und Aue eine Einheit und stehen im steten Wechselspiel miteinander. Dadurch, dass viele Fließgewässer begradigt, staureguliert und ausgebaut wurden, ist diese natürliche Dynamik nur noch eingeschränkt vorhanden oder ganz verloren gegangen.

Zu den Aufgaben im Projekt zählt es daher auch, die Struktur von Fließgewässern zu verbessern, um so die flussbegleitenden Auenwälder zu fördern. So wie unterhalb von Zippelsförde, wo der Rheinsberger Rhin träge durch ein vollständig begradigtes und nahezu strukturloses Gewässerbett fließt. Hier hatte die Stiftung auf 1,2 Kilometer Gewässerlänge zwölf Strömungshindernisse einbauen lassen. Dabei handelt es sich um sogenannte Ausfachungsbuhnen aus Erlen- und Robinienstämmen, die abwechselnd an beiden Ufern fest im Rhin verankert wurden. Die verbauten Bäume konnten direkt vor Ort auf Flächen der Piepenbrock Forstbetriebe, einem wichtigen regionalen Partner des Projektes, gefällt werden.

Die Firma Biotop- und Landschaftsbau Henry Wengler baute die Stämme als Hindernisse ein, die nun die Struktur des Gewässers verbessern: Unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten schaffen Strömungsvielfalt, Mäander bilden sich und unterschiedliche Materialien wie Sande und Kiese lagern sich ab.

Frau Dr. Schilde im Gespräch mit dem Leiter des Piepenbrock-Forstbetriebes Rüdiger Cours und seiner Frau.

Frau Dr. Schilde im Gespräch mit dem Leiter des Piepenbrock Forstbetriebes Rüdiger Cours und seiner Frau.

So entstehen neue Lebensräume im und am Rheinsberger Rhin. Wie zum Beispiel für das seltene Bachneunauge. Diese bedrohte Art ist auf kiesige Strukturen an der Gewässersohle angewiesen und kann sich nun wieder ausbreiten.

Durch die Baumaßnahme der Stiftung vergrößert sich auch die Zahl von Jungfischen. Diese nutzen die neu entstandenen Flachwasserbereiche als Kinderstube und finden dort Schutz vor Räubern, die ihnen in das seichte Wasser nicht folgen können. Auch Wasserinsekten finden dort neue Unterschlupfmöglichkeiten. Krebse fühlen sich ebenfalls wohl und Amphibien nutzen derartige Habitate zum Laichen.

Technisch vergleichsweise unkomplizierte Bauwerke wie solche Buhnen sorgen letztendlich für eine natürlichere Dynamik und mehr Artenvielfalt im Fluss und seiner Aue“, konnte sich Brandenburgs Umweltstaatssekretärin von der belebenden Wirkung der Bauwerke überzeugen. Für alle Paddler gibt es übrigens die gute Nachricht, dass sich die Hindernisse auf dem Rhin problemlos umfahren lassen.

In der zweiten Projekthälfte stehen nun größere Maßnahmen wie Altarmanschlüsse am Rheinsberger Rhin und an der Stepenitz an, für die das Team von LIFE Feuchtwälder aktuell die Planungs- und Genehmigungsverfahren voranbringt. Zudem soll in diesem Jahr im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land die Infrastruktur für Wasserwanderer erneuert werden: Der Rheinsberger Rhin erhält mehrere neue Ausstiege für Paddler.

Hintergrund
Bis 2022 widmet sich die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg in den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Oberhavel und Dahme-Spreewald Auen- und Moorwäldern. Um diese bedrohten Lebensräume zu erhalten und zu entwickeln, setzt das Projekt-Team zahlreiche Maßnahmen um. Rund 3,8 Millionen Euro fließen für das Projekt aus dem LIFE-Programm der Europäischen Union nach Brandenburg. Die Stiftung selbst steuert rund 1,3 Millionen Euro bei.

Mit den Geldern wurden zum Beispiel in der Dahmeaue im Landkreis Dahme-Spreewald Gräben verfüllt, um wieder naturnahe Wasserverhältnisse herzustellen. Nördlich von Märkisch-Buchholz hat das Projektteam an der Dahme Ufergehölze pflanzen sowie einen Rundwanderweg mit Infotafeln rund um das „Lange Luch“ bei Hermsdorf-Mühle anlegen lassen.

Um die Gewässersohle zu stabilisieren und mehr Strukturen im Gewässer zu schaffen, wurden im Landkreis Prignitz an neun Stellen insgesamt 241 Tonnen Kies aus einem Kieswerk bei Perleberg in die Panke und den Laasker Bach zwischen Putlitz und Groß Pankow eingebracht. Der Kies dient gleichzeitig als Laichbett für Fischarten wie Lachs oder Meerforelle. Auch die Kleine Bachmuschel und ihre Wirtsfische wie zum Beispiel die Elritze profitieren von der Maßnahme. Drei Wasserbüffel des Vereins für tiergestützte Therapie auf dem Gut Zippelsförde pflegen regelmäßig eine ehemals orchideenreiche Wiese zwischen Rheinsberger und Lindower Rhin. Dort, wo Wasserbüffel grasen, halten sie die Vegetation kurz, so dass Orchideen wieder Licht und Platz zum Wachsen bekommen. Die Weideeinrichtung wie zum Beispiel den Zaunbau hatte die Stiftung mit ihrem EU-Projekt finanziert.

Die Wasserbüffel fühlen sich wohl.

Die Wasserbüffel fühlen sich im Projektgebiet wohl.

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