Ein Knäblein steht am Walde …

Feuchtwiese mit Bachnelkenwurz und Breitblättrigem Knabenkraut.

Diese Abwandlung eines bekannten Kinderliedes ist der Beginn einer kleinen Erfolgsgeschichte aus dem Naturpark Stechlin-Ruppiner Land.

In dieser Geschichte geht es um eine unserer einheimischen Orchideenarten, das Breitblättrige Knabenkraut. Diese Orchideen lieben nasse Füße (bzw. Knollen) und einen warmen Kopf. Sie wachsen also auf unseren sogenannten Feuchtwiesen und suchen sich leider oft Nachbarn aus, die sie überwuchern.

Eine dieser Feuchtwiesen befindet sich in unmittelbarer Nähe des Wummsees, zwischen Flecken Zechlin und Zechlinerhütte, hart an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Die Wiese befand sich im Besitz vieler Bauern bzw. ihrer Nachkommen. Die ursprünglichen Eigentümer hatten sie, per Los, während der Bodenreform erworben. Jedem gehörte dann „ein ganz schmales Handtuch“.

Das Gras auf den Wiesen wurde als Viehfutter genutzt. Oft waren die Wiesen so feucht das man sie nicht betreten konnte. So wurden Gräben gezogen um sie zu entwässern. Diese Entwässerung wurde den Wiesen zum Verhängnis. Der Boden trocknete aus, Stickstoff wurde freigesetzt. So entstand eine Brennnessel-/Distelwüste. Während dieser Zeit wurde nur noch kleinflächig, von einigen Kaninchenhaltern, gemäht.

Auf einer kleinen Fläche innerhalb der Wiesen wuchsen schon immer ein paar Orchideen, sie überstanden alle Widrigkeiten und ihre Anzahl lag bei 5-7 blühenden Exemplaren.

Breitblättriges Knabenkraut

Breitblättriges Knabenkraut

Auf Initiative der Naturwacht im Naturpark sollte 1997 die Wiese nun wieder besser mit Wasser versorgt und das Moor wiedervernässt werden. Das Wummseeprojekt 1 wurde ins Leben gerufen. Nach einigen Vorarbeiten wurden die Entwässerungsgräben verschlossen, Plomben gesetzt und Rückstauvorrichtungen geschaffen.

Es hat funktioniert. Innerhalb kürzester Zeit eroberten feuchtigkeitsliebenden Pflanzen wie Blutweiderich, Gilbweiderich und Kohlkratzdistel die Fläche zurück. Es entstand wieder eine blühende Hochstaudenflur. Jedes Jahr zählten die Mitarbeiter der Naturwacht die blühenden Exemplare der Orchideen, … nur, sie wurden nicht mehr!

Durch die Initiative, des für die Landnutzungen zuständigen Mitarbeiters in der Naturparkverwaltung,  werden die Wiesen seit 2017 vom Landschaftspflegverein Norduckermärkische Seenlandschaft e.V. wieder gemäht. Das Schnittgut wird abgetragen und an die Orchideen kommt wieder Licht und Luft.

In diesem Jahr wurden 97 blühende Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrauts auf dieser Fläche gezählt – der Wahnsinn!

Wahrscheinlich kommt auch noch hinzu, dass durch die anhaltende Trockenheit die Flächen nicht mehr überstaut sind, so dass die Füße (Knollen) wie oben beschrieben noch nass sind, aber nicht im Wasser stehen.

Somit haben die Orchideen am Wummsee die besten Voraussetzungen sich weiter zu vermehren.

 

Anke Rudnik
Gebietsleiterin der Naturwacht Stechlin – Ruppiner Land

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