Der Echte Seeball – ein Kosmopolit und Brandenburger

NP SRL/Silke OldorffNicht wunderschöne Blüten sondern eine ausgewöhnliche Wuchsform fasziniert an der Grünalge Aegagropila linnaei. Auch in Brandenburg treibt der Echte Seeball gelegentlich als zehn Zentimeter große Kugeln in wenigen glasklaren, nährstoffarmen Gewässern. Nur drei Vorkommen dieser über die gesamte Nordhalbkugel verbreiteten aber extrem seltenen Art sind dem Landesamt für Umwelt (LfU) bekannt.

Der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) hat zusammen mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwasser-Sport-Verband (SUSV) den Echten Seeball zur Wasserpflanze des Jahres gekürt. Das Vorkommen der Aegagropila linnaei ist auf die nördliche Hemisphäre beschränkt. Der Echte Seeball benötigt nährstoffarme, kalkreiche und winterlich vereiste Klarwasserseen. Hier hat er sich perfekt an die Lichtverhältnisse und das Zusammenspiel zwischen Strömung und Relief angepasst und bildet Kolonien im Tiefwasser. In Brandenburg sind aktuell nur noch drei Vorkommen bekannt. Sie konzentrieren sich im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land und kommen hier im Großen Stechlinsee, im Großen Wummsee, sowie in einem kleinen Waldsee bei Gransee vor.

NP SRL/Silke OldorffJe nach Untergrund wächst die Grünalge entweder als Rasen, als Büschel oder als Ball. Die Kugelform ist ohne Zweifel die interessanteste und deswegen auch namensgebende Form. Mit maximal fünf Millimetern pro Jahr wachsen die Bälle sehr langsam. Hierzulande werden sie rund zehn Zentimeter groß, wohingegen die einzelnen Kugeln in Japan Größen bis zu dreißig Zentimetern Durchmesser erreichen können. Dort erhielt sie den liebevollen Namen „Marimo“ („Mari“: japanischer Spielzeugball, „Mo“: Wasserpflanze). Mit dem starken Rückgang der Population, hervorgerufen durch Nährstoffzufuhr in die Seen, werden die Kugeln immer kleiner und nicht mehr so alt.

NP SRL/Silke Oldorff Äußerst interessant ist die aktive Bewegung des Echten Wasserballs in Richtung höherer Lichtversorgung, die sogenannte positive Phototaxie. Bei genügend starker Beleuchtung schwebt der Echte Wasserball tagsüber an die Oberfläche des Sees, um nachts wieder auf den Seeboden abzusinken. Gesteuert wird diese phototaktische Bewegung – wie Wissenschaftler der University of Bristol herausgefunden haben – durch kleine Sauerstoffbläschen an der Oberfläche der Grünalge, die sich während der Fotosynthese bilden und die Kugeln tagsüber nach oben auftreiben lassen.

Unter Naturschutz steht der Echte Wasserball in Deutschland nicht. In Nordostdeutschland, einem Verbreitungsschwerpunkt, ist Aegagropila linnaei unter anderem durch zunehmende Nährstoffanreicherung einer Mehrzahl ehemals nährstoffarmer und kalkreicher Seen bedroht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert